vermögen der Seele mehr gewöhnliche Benennungen ge- brauchet, und Gefühl, Verstand und Willen ge- nannt werden. So viel wird hinreichen, Mißdeutun- gen in dem folgenden vorzubeugen.
II. Von der Natur der Vorstellungen, die wir von unsern Thätigkeiten haben.
1) Jede Aeußerung der thätigen Kraft ist vorher instinktartig erfolget, ehe eine Vorstellung von ihr hat gemacht werden können. 2) Die instinktartigen Thätigkeiten sind Aeußerungen der thätigen Seelenkraft, die durch Empfindungen gereizet und be- stimmet ist. 3) Entstehungsart der Vorstellungen, die wir uns von unsern eigenen Aktionen ma- chen. Zuerst, was zu einer vollständi- gen Empfindung einer Aktion erfodert wird. 4) Was in der Wiedervorstellung einer Aktion enthalten sey. Die Vorstellung von einer Aktion enthält einen Ansatz zu der Aktion selbst.
1.
Der erste Erfahrungssatz, den ich hier zum Grunde lege, ist folgender: "Wir haben keine Vorstel- "lung noch Jdee von irgend einer Aeußerung der thäti- "gen Seelenkraft, und von irgend einer Wirkungsart
"dersel-
R r 2
der Vorſtellungskraft ⁊c.
vermoͤgen der Seele mehr gewoͤhnliche Benennungen ge- brauchet, und Gefuͤhl, Verſtand und Willen ge- nannt werden. So viel wird hinreichen, Mißdeutun- gen in dem folgenden vorzubeugen.
II. Von der Natur der Vorſtellungen, die wir von unſern Thaͤtigkeiten haben.
1) Jede Aeußerung der thaͤtigen Kraft iſt vorher inſtinktartig erfolget, ehe eine Vorſtellung von ihr hat gemacht werden koͤnnen. 2) Die inſtinktartigen Thaͤtigkeiten ſind Aeußerungen der thaͤtigen Seelenkraft, die durch Empfindungen gereizet und be- ſtimmet iſt. 3) Entſtehungsart der Vorſtellungen, die wir uns von unſern eigenen Aktionen ma- chen. Zuerſt, was zu einer vollſtaͤndi- gen Empfindung einer Aktion erfodert wird. 4) Was in der Wiedervorſtellung einer Aktion enthalten ſey. Die Vorſtellung von einer Aktion enthaͤlt einen Anſatz zu der Aktion ſelbſt.
1.
Der erſte Erfahrungsſatz, den ich hier zum Grunde lege, iſt folgender: „Wir haben keine Vorſtel- „lung noch Jdee von irgend einer Aeußerung der thaͤti- „gen Seelenkraft, und von irgend einer Wirkungsart
„derſel-
R r 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0687"n="627"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Vorſtellungskraft ⁊c.</hi></fw><lb/>
vermoͤgen der Seele mehr gewoͤhnliche Benennungen ge-<lb/>
brauchet, und <hirendition="#fr">Gefuͤhl, Verſtand</hi> und <hirendition="#fr">Willen</hi> ge-<lb/>
nannt werden. So viel wird hinreichen, Mißdeutun-<lb/>
gen in dem folgenden vorzubeugen.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">II.</hi><lb/>
Von der Natur der Vorſtellungen, die wir<lb/>
von unſern Thaͤtigkeiten haben.</head><lb/><argument><p><list><item>1) <hirendition="#fr">Jede Aeußerung der thaͤtigen Kraft iſt<lb/>
vorher inſtinktartig erfolget, ehe eine<lb/>
Vorſtellung von ihr hat gemacht werden<lb/>
koͤnnen.</hi></item><lb/><item>2) <hirendition="#fr">Die inſtinktartigen Thaͤtigkeiten ſind<lb/>
Aeußerungen der thaͤtigen Seelenkraft,<lb/>
die durch Empfindungen gereizet und be-<lb/>ſtimmet iſt.</hi></item><lb/><item>3) <hirendition="#fr">Entſtehungsart der Vorſtellungen, die<lb/>
wir uns von unſern eigenen Aktionen ma-<lb/>
chen. Zuerſt, was zu einer vollſtaͤndi-<lb/>
gen Empfindung einer Aktion erfodert<lb/>
wird.</hi></item><lb/><item>4) <hirendition="#fr">Was in der Wiedervorſtellung einer<lb/>
Aktion enthalten ſey. Die Vorſtellung<lb/>
von einer Aktion enthaͤlt einen Anſatz zu<lb/>
der Aktion ſelbſt.</hi></item></list></p></argument><lb/><divn="3"><head>1.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>er erſte Erfahrungsſatz, den ich hier zum Grunde<lb/>
lege, iſt folgender: „Wir haben keine Vorſtel-<lb/>„lung noch Jdee von irgend einer Aeußerung der thaͤti-<lb/>„gen Seelenkraft, und von irgend einer Wirkungsart<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R r 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">„derſel-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[627/0687]
der Vorſtellungskraft ⁊c.
vermoͤgen der Seele mehr gewoͤhnliche Benennungen ge-
brauchet, und Gefuͤhl, Verſtand und Willen ge-
nannt werden. So viel wird hinreichen, Mißdeutun-
gen in dem folgenden vorzubeugen.
II.
Von der Natur der Vorſtellungen, die wir
von unſern Thaͤtigkeiten haben.
1) Jede Aeußerung der thaͤtigen Kraft iſt
vorher inſtinktartig erfolget, ehe eine
Vorſtellung von ihr hat gemacht werden
koͤnnen.
2) Die inſtinktartigen Thaͤtigkeiten ſind
Aeußerungen der thaͤtigen Seelenkraft,
die durch Empfindungen gereizet und be-
ſtimmet iſt.
3) Entſtehungsart der Vorſtellungen, die
wir uns von unſern eigenen Aktionen ma-
chen. Zuerſt, was zu einer vollſtaͤndi-
gen Empfindung einer Aktion erfodert
wird.
4) Was in der Wiedervorſtellung einer
Aktion enthalten ſey. Die Vorſtellung
von einer Aktion enthaͤlt einen Anſatz zu
der Aktion ſelbſt.
1.
Der erſte Erfahrungsſatz, den ich hier zum Grunde
lege, iſt folgender: „Wir haben keine Vorſtel-
„lung noch Jdee von irgend einer Aeußerung der thaͤti-
„gen Seelenkraft, und von irgend einer Wirkungsart
„derſel-
R r 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/687>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.