VI. Das Resultat aus den vorhergehenden Erfah- rungen ist folgendes. Das erste Stück des Denkaktus, das Beziehen der Vor- stellungen auf einander, ist eine selbstthä- tige Wirkung der vorstellenden Kraft. Das zweyte Stück, das Gewahrnehmen der Beziehung, ist neue selbstthätige Aeu- ßerung des Gefühls.
1) Vorstellung und Erläuterung dieser Jdee. 2) Ursprung des Empfindens, des Vorstel- lens und des Denkens aus Einem Princip. 3) Uebereinstimmung dieser Vorstellung mit den Beobachtungen.
1.
Was für ein Begrif von der innern Beziehung der drey Grundthätigkeiten, des Fühlens, des Vor- stellens und des Denkens, lieget nun in dem bisher An- geführten? Jch suche einen solchen Begrif von ihrem Ursprung aus Einem Grundprincip, nach welchem sie so weit einerley, und so weit unterschieden sind, so innig vereiniget und von einander abhängig, und so weit trenn- bar von einander sind, als die Beobachtungen sie dar- stellen.
Darüber kann man nicht leicht zweifelhaft seyn, daß diejenige Aktus, die zu den Beziehungen der Vorstellun- gen gehören, nicht feinere und neue Aeußerungen dessel- bigen Vermögens sind, welches die vorstellende Kraft genennet wird. Dieß ist Eins der wesentlichen Stücke des Denkens.
Aber
IX. Verſuch. Ueber das Grundprincip
VI. Das Reſultat aus den vorhergehenden Erfah- rungen iſt folgendes. Das erſte Stuͤck des Denkaktus, das Beziehen der Vor- ſtellungen auf einander, iſt eine ſelbſtthaͤ- tige Wirkung der vorſtellenden Kraft. Das zweyte Stuͤck, das Gewahrnehmen der Beziehung, iſt neue ſelbſtthaͤtige Aeu- ßerung des Gefuͤhls.
1) Vorſtellung und Erlaͤuterung dieſer Jdee. 2) Urſprung des Empfindens, des Vorſtel- lens und des Denkens aus Einem Princip. 3) Uebereinſtimmung dieſer Vorſtellung mit den Beobachtungen.
1.
Was fuͤr ein Begrif von der innern Beziehung der drey Grundthaͤtigkeiten, des Fuͤhlens, des Vor- ſtellens und des Denkens, lieget nun in dem bisher An- gefuͤhrten? Jch ſuche einen ſolchen Begrif von ihrem Urſprung aus Einem Grundprincip, nach welchem ſie ſo weit einerley, und ſo weit unterſchieden ſind, ſo innig vereiniget und von einander abhaͤngig, und ſo weit trenn- bar von einander ſind, als die Beobachtungen ſie dar- ſtellen.
Daruͤber kann man nicht leicht zweifelhaft ſeyn, daß diejenige Aktus, die zu den Beziehungen der Vorſtellun- gen gehoͤren, nicht feinere und neue Aeußerungen deſſel- bigen Vermoͤgens ſind, welches die vorſtellende Kraft genennet wird. Dieß iſt Eins der weſentlichen Stuͤcke des Denkens.
Aber
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IX. Verſuch. Ueber das Grundprincip
VI.
Das Reſultat aus den vorhergehenden Erfah-
rungen iſt folgendes. Das erſte Stuͤck
des Denkaktus, das Beziehen der Vor-
ſtellungen auf einander, iſt eine ſelbſtthaͤ-
tige Wirkung der vorſtellenden Kraft.
Das zweyte Stuͤck, das Gewahrnehmen
der Beziehung, iſt neue ſelbſtthaͤtige Aeu-
ßerung des Gefuͤhls.
1) Vorſtellung und Erlaͤuterung dieſer
Jdee.
2) Urſprung des Empfindens, des Vorſtel-
lens und des Denkens aus Einem Princip.
3) Uebereinſtimmung dieſer Vorſtellung
mit den Beobachtungen.
1.
Was fuͤr ein Begrif von der innern Beziehung der
drey Grundthaͤtigkeiten, des Fuͤhlens, des Vor-
ſtellens und des Denkens, lieget nun in dem bisher An-
gefuͤhrten? Jch ſuche einen ſolchen Begrif von ihrem
Urſprung aus Einem Grundprincip, nach welchem ſie ſo
weit einerley, und ſo weit unterſchieden ſind, ſo innig
vereiniget und von einander abhaͤngig, und ſo weit trenn-
bar von einander ſind, als die Beobachtungen ſie dar-
ſtellen.
Daruͤber kann man nicht leicht zweifelhaft ſeyn, daß
diejenige Aktus, die zu den Beziehungen der Vorſtellun-
gen gehoͤren, nicht feinere und neue Aeußerungen deſſel-
bigen Vermoͤgens ſind, welches die vorſtellende Kraft
genennet wird. Dieß iſt Eins der weſentlichen Stuͤcke
des Denkens.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/666>, abgerufen am 24.11.2024.
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