Empfindung wirklich enthalten und so enthalten, wie ichs mir vorstelle, wenn ich es unter der Jdee vom Leuchten gedenke.
Ob die Empfindungsurtheile in diesem Fall auch zu- gleich objektivisch wahre Urtheile sind, das heißt, ob die bey den Objekten empfundene Beschaffenheit ih- nen wirklich zukommt, mit allen Folgen und Wir- kungen, die daraus fließen? Dieß ist dann noch eine andere Frage, die ursprünglich diesen Sinn hat: ob ihre gegenwärtig empfundene Beschaffenheit eben dieselbige ist, die andern Gegenständen zukommt, bey denen wir sie als dieselbige empfunden haben? Und diese Frage ist alsdenn nur mit Zuverlässigkeit zu bejahen, wenn wir versichert sind, daß der gegenwärtige Eindruck unter denselbigen Umständen von dem Objekt entspringet, unter welchem er in den sonstigen Fällen entstanden ist, das heißt, wenn wir wissen, daß alle Erfordernisse der Empfindung dieselbigen sind, wie sonsten. Denn diese Gleichheit der übrigen Umstände, des Organs, der Lage der Sache gegen das Organ, und der übrigen Mittel- ursachen setzen wir voraus, wo wir die Beziehungen und Verhältnisse der empfundenen Dinge nach den Be- ziehungen und Verhältnissen der von ihnen in uns ent- standenen Jmpressionen, uns vorstellen und beur- theilen.
Diese letztere Frage wollen wir hier bey Seite setzen. Sie gehöret zu dem Gebrauch unserer Empfindungen, wenn aus ihnen über die Gegenstände geurtheilet wird. Hier soll nur auf die subjektivische Zuverlässigkeit der Empfindungen als Empfindungen gesehen werden; wo- bey alles darauf beruhet, daß es wirklich eine Empfin- dung sey, was wir zu empfinden glauben, und keine Phantasie, oder Vorstellung aus einer abwesenden Em- pfindung.
"Wenn
VI. Verſuch. Ueber den Unterſchied
Empfindung wirklich enthalten und ſo enthalten, wie ichs mir vorſtelle, wenn ich es unter der Jdee vom Leuchten gedenke.
Ob die Empfindungsurtheile in dieſem Fall auch zu- gleich objektiviſch wahre Urtheile ſind, das heißt, ob die bey den Objekten empfundene Beſchaffenheit ih- nen wirklich zukommt, mit allen Folgen und Wir- kungen, die daraus fließen? Dieß iſt dann noch eine andere Frage, die urſpruͤnglich dieſen Sinn hat: ob ihre gegenwaͤrtig empfundene Beſchaffenheit eben dieſelbige iſt, die andern Gegenſtaͤnden zukommt, bey denen wir ſie als dieſelbige empfunden haben? Und dieſe Frage iſt alsdenn nur mit Zuverlaͤſſigkeit zu bejahen, wenn wir verſichert ſind, daß der gegenwaͤrtige Eindruck unter denſelbigen Umſtaͤnden von dem Objekt entſpringet, unter welchem er in den ſonſtigen Faͤllen entſtanden iſt, das heißt, wenn wir wiſſen, daß alle Erforderniſſe der Empfindung dieſelbigen ſind, wie ſonſten. Denn dieſe Gleichheit der uͤbrigen Umſtaͤnde, des Organs, der Lage der Sache gegen das Organ, und der uͤbrigen Mittel- urſachen ſetzen wir voraus, wo wir die Beziehungen und Verhaͤltniſſe der empfundenen Dinge nach den Be- ziehungen und Verhaͤltniſſen der von ihnen in uns ent- ſtandenen Jmpreſſionen, uns vorſtellen und beur- theilen.
Dieſe letztere Frage wollen wir hier bey Seite ſetzen. Sie gehoͤret zu dem Gebrauch unſerer Empfindungen, wenn aus ihnen uͤber die Gegenſtaͤnde geurtheilet wird. Hier ſoll nur auf die ſubjektiviſche Zuverlaͤſſigkeit der Empfindungen als Empfindungen geſehen werden; wo- bey alles darauf beruhet, daß es wirklich eine Empfin- dung ſey, was wir zu empfinden glauben, und keine Phantaſie, oder Vorſtellung aus einer abweſenden Em- pfindung.
„Wenn
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VI. Verſuch. Ueber den Unterſchied
Empfindung wirklich enthalten und ſo enthalten, wie ichs
mir vorſtelle, wenn ich es unter der Jdee vom Leuchten
gedenke.
Ob die Empfindungsurtheile in dieſem Fall auch zu-
gleich objektiviſch wahre Urtheile ſind, das heißt, ob
die bey den Objekten empfundene Beſchaffenheit ih-
nen wirklich zukommt, mit allen Folgen und Wir-
kungen, die daraus fließen? Dieß iſt dann noch eine
andere Frage, die urſpruͤnglich dieſen Sinn hat: ob ihre
gegenwaͤrtig empfundene Beſchaffenheit eben dieſelbige
iſt, die andern Gegenſtaͤnden zukommt, bey denen wir
ſie als dieſelbige empfunden haben? Und dieſe Frage
iſt alsdenn nur mit Zuverlaͤſſigkeit zu bejahen, wenn wir
verſichert ſind, daß der gegenwaͤrtige Eindruck unter
denſelbigen Umſtaͤnden von dem Objekt entſpringet,
unter welchem er in den ſonſtigen Faͤllen entſtanden iſt,
das heißt, wenn wir wiſſen, daß alle Erforderniſſe der
Empfindung dieſelbigen ſind, wie ſonſten. Denn dieſe
Gleichheit der uͤbrigen Umſtaͤnde, des Organs, der Lage
der Sache gegen das Organ, und der uͤbrigen Mittel-
urſachen ſetzen wir voraus, wo wir die Beziehungen und
Verhaͤltniſſe der empfundenen Dinge nach den Be-
ziehungen und Verhaͤltniſſen der von ihnen in uns ent-
ſtandenen Jmpreſſionen, uns vorſtellen und beur-
theilen.
Dieſe letztere Frage wollen wir hier bey Seite ſetzen.
Sie gehoͤret zu dem Gebrauch unſerer Empfindungen,
wenn aus ihnen uͤber die Gegenſtaͤnde geurtheilet wird.
Hier ſoll nur auf die ſubjektiviſche Zuverlaͤſſigkeit der
Empfindungen als Empfindungen geſehen werden; wo-
bey alles darauf beruhet, daß es wirklich eine Empfin-
dung ſey, was wir zu empfinden glauben, und keine
Phantaſie, oder Vorſtellung aus einer abweſenden Em-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/496>, abgerufen am 23.11.2024.
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