der Dauer darauf führet, der ein Bestandtheil des völ- ligen Begrifs von einem wirklichen Gegenstande ist, und eile zu dem Schluß aus diesen letztern Betrachtungen. "Es ist Stoff in den Empfindungen vorhanden, aus "dem der allgemeine Begrif von einem wirklichen Ob- "jekt, und von einer Beschaffen heit in ihm erlanget "werden kann. Und dieser Begrif muß vorhanden seyn, "ehe irgend ein Urtheil, daß dieß oder jenes ein wirk- "lich vorhandenes von unsern Vorstellungen unterschiede- "nes Ding sey" hat entstehen können.
Der Begrif von einem Objekt ist noch nicht der Be- grif von einem für sich bestehenden Dinge, oder von einer Substanz, die für sich allein besonders vorgestel- let, als ein wirkliches Objekt gedacht werden, und daher außer dem Verstande, es seyn kann. Die Materie zu diesem Gemeinbegrif erfodert "so eine ganze "Empfindung, die für sich allein abgesondert, ohne als "ein Theil, oder als ein Zug in einem andern gegen- "wärtig seyn kann." Eine Empfindung, die zwar in Rücksicht auf einen in ihr sich ausnehmenden Zug eine Vorstellung eines Dinges mit einer Beschaffenheit ver- anlasset, aber doch wiederum in einer andern gan- zen Empfindung enthalten ist, kann nur den Stoff zu einer Vorstellung von einem Accidenz, oder von ei- nem Dinge, "welches nicht anders als in der Gestalt "einer Beschaffenheit eines andern Subjekts existiren "kann," hergeben. Das gesammte Gefühl von unserm Jch, als dem fühlenden und denkenden Wesen, ist eine solche Empfindung, und in unserm jetzigen Zustande se- hen wir die Gefühle einzelner Körper auch dafür an; ob sie aber durch eine falsche oder richtige Reflexion dafür angesehen werden? das ist die Frage in dem Streit mit den Jdealisten.
So ein abgesondertes ganzes Gefühl, aus dem die Abstraktion von einer Substanz entstehet, muß
eine
Kenntn. v. d. objektiv. Exiſtenz d. Dinge.
der Dauer darauf fuͤhret, der ein Beſtandtheil des voͤl- ligen Begrifs von einem wirklichen Gegenſtande iſt, und eile zu dem Schluß aus dieſen letztern Betrachtungen. „Es iſt Stoff in den Empfindungen vorhanden, aus „dem der allgemeine Begrif von einem wirklichen Ob- „jekt, und von einer Beſchaffen heit in ihm erlanget „werden kann. Und dieſer Begrif muß vorhanden ſeyn, „ehe irgend ein Urtheil, daß dieß oder jenes ein wirk- „lich vorhandenes von unſern Vorſtellungen unterſchiede- „nes Ding ſey“ hat entſtehen koͤnnen.
Der Begrif von einem Objekt iſt noch nicht der Be- grif von einem fuͤr ſich beſtehenden Dinge, oder von einer Subſtanz, die fuͤr ſich allein beſonders vorgeſtel- let, als ein wirkliches Objekt gedacht werden, und daher außer dem Verſtande, es ſeyn kann. Die Materie zu dieſem Gemeinbegrif erfodert „ſo eine ganze „Empfindung, die fuͤr ſich allein abgeſondert, ohne als „ein Theil, oder als ein Zug in einem andern gegen- „waͤrtig ſeyn kann.“ Eine Empfindung, die zwar in Ruͤckſicht auf einen in ihr ſich ausnehmenden Zug eine Vorſtellung eines Dinges mit einer Beſchaffenheit ver- anlaſſet, aber doch wiederum in einer andern gan- zen Empfindung enthalten iſt, kann nur den Stoff zu einer Vorſtellung von einem Accidenz, oder von ei- nem Dinge, „welches nicht anders als in der Geſtalt „einer Beſchaffenheit eines andern Subjekts exiſtiren „kann,“ hergeben. Das geſammte Gefuͤhl von unſerm Jch, als dem fuͤhlenden und denkenden Weſen, iſt eine ſolche Empfindung, und in unſerm jetzigen Zuſtande ſe- hen wir die Gefuͤhle einzelner Koͤrper auch dafuͤr an; ob ſie aber durch eine falſche oder richtige Reflexion dafuͤr angeſehen werden? das iſt die Frage in dem Streit mit den Jdealiſten.
So ein abgeſondertes ganzes Gefuͤhl, aus dem die Abſtraktion von einer Subſtanz entſtehet, muß
eine
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Kenntn. v. d. objektiv. Exiſtenz d. Dinge.
der Dauer darauf fuͤhret, der ein Beſtandtheil des voͤl-
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eile zu dem Schluß aus dieſen letztern Betrachtungen.
„Es iſt Stoff in den Empfindungen vorhanden, aus
„dem der allgemeine Begrif von einem wirklichen Ob-
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„werden kann. Und dieſer Begrif muß vorhanden ſeyn,
„ehe irgend ein Urtheil, daß dieß oder jenes ein wirk-
„lich vorhandenes von unſern Vorſtellungen unterſchiede-
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Der Begrif von einem Objekt iſt noch nicht der Be-
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einer Subſtanz, die fuͤr ſich allein beſonders vorgeſtel-
let, als ein wirkliches Objekt gedacht werden,
und daher außer dem Verſtande, es ſeyn kann. Die
Materie zu dieſem Gemeinbegrif erfodert „ſo eine ganze
„Empfindung, die fuͤr ſich allein abgeſondert, ohne als
„ein Theil, oder als ein Zug in einem andern gegen-
„waͤrtig ſeyn kann.“ Eine Empfindung, die zwar in
Ruͤckſicht auf einen in ihr ſich ausnehmenden Zug eine
Vorſtellung eines Dinges mit einer Beſchaffenheit ver-
anlaſſet, aber doch wiederum in einer andern gan-
zen Empfindung enthalten iſt, kann nur den Stoff
zu einer Vorſtellung von einem Accidenz, oder von ei-
nem Dinge, „welches nicht anders als in der Geſtalt
„einer Beſchaffenheit eines andern Subjekts exiſtiren
„kann,“ hergeben. Das geſammte Gefuͤhl von unſerm
Jch, als dem fuͤhlenden und denkenden Weſen, iſt eine
ſolche Empfindung, und in unſerm jetzigen Zuſtande ſe-
hen wir die Gefuͤhle einzelner Koͤrper auch dafuͤr an; ob
ſie aber durch eine falſche oder richtige Reflexion dafuͤr
angeſehen werden? das iſt die Frage in dem Streit mit
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So ein abgeſondertes ganzes Gefuͤhl, aus
dem die Abſtraktion von einer Subſtanz entſtehet, muß
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/459>, abgerufen am 24.11.2024.
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