und diese Gattung von Beziehungen, beides fühlbare Zukommenheiten oder Prädikate bey den Gegenständen seyn. Diese Einartigkeit fällt aber weg, wenn die Ver- hältnißgedanken etwas vorstellen, das durchaus kein un- mittelbarer Gegenstand des Gefühls seyn kann.
Jndessen ist doch eine andere Verschiedenartigkeit von einem geringern Grade zwischen ihnen vorhanden. Die Jdeen von den absoluten Beschaffenheiten der Din- ge können weder durch Erhöhung, noch durch Verseine- rung, in Verhältnißbegriffe dieser Gattung übergehen, so wenig als Töne in Farben. Jhre Verschiedenheit gehet also weiter, als auf Grade und Stufen. Nach dem gemeinen Axiom sind Raum und Zeit und die Lage der Dinge unabhängig von ihren Größen, Figuren, Ge- wicht, Festigkeit und Farbe und andern unbezogenen Beschaffenheiten, in so ferne, daß jedwedes Ding nach dem betrachtet, was ihm für sich zukommt, völlig das- selbige bleiben kann, wenn gleich sein Ort und seine Lage gegen andere verändert wird; so wie auch umgekehrt an die Stelle eines Objekts ein anderes z. B. an die Stelle eines steinernen Pfeilers ein hölzerner hingedacht wer- den kann, der den Raum von jenem genau ausfüllt. Laß es seyn, daß in den wirklichen Dingen dieser Welt ein wahrer Zusammenhang zwischen ihrem innern und äußern Zuständen vorhanden ist, wie Leibnitz und Wolf mit guten Gründen behauptet haben, so folget doch auch daraus nichts mehr, als daß das Absolute und das Relative von einander abhänget, und mit einander verändert wird, aber es folget nicht, daß das eine auf- höre etwas ganz verschiedenartiges von dem andern zu seyn.
Endlich, so mag es mit dieser letztgedachten Art von Verhältnissen, und auch mit denen, die aus der ver- ursachenden Verknüpfung entspringen, die ich hier unberührt übergehe, beschaffen seyn wie es wolle; so ist
es
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und Bewußtſeyn.
und dieſe Gattung von Beziehungen, beides fuͤhlbare Zukommenheiten oder Praͤdikate bey den Gegenſtaͤnden ſeyn. Dieſe Einartigkeit faͤllt aber weg, wenn die Ver- haͤltnißgedanken etwas vorſtellen, das durchaus kein un- mittelbarer Gegenſtand des Gefuͤhls ſeyn kann.
Jndeſſen iſt doch eine andere Verſchiedenartigkeit von einem geringern Grade zwiſchen ihnen vorhanden. Die Jdeen von den abſoluten Beſchaffenheiten der Din- ge koͤnnen weder durch Erhoͤhung, noch durch Verſeine- rung, in Verhaͤltnißbegriffe dieſer Gattung uͤbergehen, ſo wenig als Toͤne in Farben. Jhre Verſchiedenheit gehet alſo weiter, als auf Grade und Stufen. Nach dem gemeinen Axiom ſind Raum und Zeit und die Lage der Dinge unabhaͤngig von ihren Groͤßen, Figuren, Ge- wicht, Feſtigkeit und Farbe und andern unbezogenen Beſchaffenheiten, in ſo ferne, daß jedwedes Ding nach dem betrachtet, was ihm fuͤr ſich zukommt, voͤllig daſ- ſelbige bleiben kann, wenn gleich ſein Ort und ſeine Lage gegen andere veraͤndert wird; ſo wie auch umgekehrt an die Stelle eines Objekts ein anderes z. B. an die Stelle eines ſteinernen Pfeilers ein hoͤlzerner hingedacht wer- den kann, der den Raum von jenem genau ausfuͤllt. Laß es ſeyn, daß in den wirklichen Dingen dieſer Welt ein wahrer Zuſammenhang zwiſchen ihrem innern und aͤußern Zuſtaͤnden vorhanden iſt, wie Leibnitz und Wolf mit guten Gruͤnden behauptet haben, ſo folget doch auch daraus nichts mehr, als daß das Abſolute und das Relative von einander abhaͤnget, und mit einander veraͤndert wird, aber es folget nicht, daß das eine auf- hoͤre etwas ganz verſchiedenartiges von dem andern zu ſeyn.
Endlich, ſo mag es mit dieſer letztgedachten Art von Verhaͤltniſſen, und auch mit denen, die aus der ver- urſachenden Verknuͤpfung entſpringen, die ich hier unberuͤhrt uͤbergehe, beſchaffen ſeyn wie es wolle; ſo iſt
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und dieſe Gattung von Beziehungen, beides fuͤhlbare
Zukommenheiten oder Praͤdikate bey den Gegenſtaͤnden
ſeyn. Dieſe Einartigkeit faͤllt aber weg, wenn die Ver-
haͤltnißgedanken etwas vorſtellen, das durchaus kein un-
mittelbarer Gegenſtand des Gefuͤhls ſeyn kann.
Jndeſſen iſt doch eine andere Verſchiedenartigkeit
von einem geringern Grade zwiſchen ihnen vorhanden.
Die Jdeen von den abſoluten Beſchaffenheiten der Din-
ge koͤnnen weder durch Erhoͤhung, noch durch Verſeine-
rung, in Verhaͤltnißbegriffe dieſer Gattung uͤbergehen,
ſo wenig als Toͤne in Farben. Jhre Verſchiedenheit
gehet alſo weiter, als auf Grade und Stufen. Nach dem
gemeinen Axiom ſind Raum und Zeit und die Lage der
Dinge unabhaͤngig von ihren Groͤßen, Figuren, Ge-
wicht, Feſtigkeit und Farbe und andern unbezogenen
Beſchaffenheiten, in ſo ferne, daß jedwedes Ding nach
dem betrachtet, was ihm fuͤr ſich zukommt, voͤllig daſ-
ſelbige bleiben kann, wenn gleich ſein Ort und ſeine Lage
gegen andere veraͤndert wird; ſo wie auch umgekehrt an
die Stelle eines Objekts ein anderes z. B. an die Stelle
eines ſteinernen Pfeilers ein hoͤlzerner hingedacht wer-
den kann, der den Raum von jenem genau ausfuͤllt.
Laß es ſeyn, daß in den wirklichen Dingen dieſer Welt
ein wahrer Zuſammenhang zwiſchen ihrem innern und
aͤußern Zuſtaͤnden vorhanden iſt, wie Leibnitz und
Wolf mit guten Gruͤnden behauptet haben, ſo folget
doch auch daraus nichts mehr, als daß das Abſolute und
das Relative von einander abhaͤnget, und mit einander
veraͤndert wird, aber es folget nicht, daß das eine auf-
hoͤre etwas ganz verſchiedenartiges von dem andern zu
ſeyn.
Endlich, ſo mag es mit dieſer letztgedachten Art von
Verhaͤltniſſen, und auch mit denen, die aus der ver-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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