so gehet in der Kraft, welche empfindet, eine Verände- rung vor, die so etwas ist, als eine neue Richtung, wel- che dem in Bewegung gesetzten Körper beygebracht wird. Das Gefühl, oder hier der Aktus des Sehens, gehet von einem zum andern über, und dieser Uebergang ist etwas neues in ihr, und etwas Absolutes, eine positive Veränderung, wie die Veränderung in der Richtung der Bewegung ist, welche ohne einen absoluten Trieb oder Stoß von einer bewegenden Kraft nicht entstehet, und in der That, wie die Naturlehrer wissen, selbst eine neue Bewegung ist.
Gehet das Gefühl über von Einem Objekt zu einem andern, das von jenem verschieden ist, so geschicht noch etwas mehr. Gesetzt, die Nachempfindung des Zu- erstempfundenen daure noch fort in uns -- man mag aber sich auch einbilden, sie sey schon in eine Wiedervor- stellung übergegangen -- so erfolget darauf der sinnliche Eindruck von dem zweyten Objekt. Alsdenn entstehet bey diesem Uebergang außer der Veränderung in der Richtung der Kraft noch eine andere. Eine neue Em- pfindungsvorstellung, die vorher nicht da war, wird hervor- gebracht. Das Gefühl wird also noch einmal mehr ver- ändert. Der sinnliche Eindruck von der erstern Sache wird weggeschaft, und der von der zwoten wird hinein- gebracht. Dieß letztere ist abermals eine absolute Ver- änderung.
Laß beide diese Eindrücke in der Abwesenheit der Ob- jekte in der Phantasie wieder gegenwärtig seyn. So oft wir nun die Aufmerksamkeit von dem Phantasma des Einen auf das Phantasma des andern hinwenden, und also unsere Phantasie nöthigen, bald die Eine Vorstel- lung, bald die andere vorzüglich ausgedruckt in uns zu erhalten; so eräugnet sich etwas ähnliches von dem, was vorher in der Empfindung geschah. Die Phantasie ge- het über von einem Bilde zum andern. Dieser Ueber-
gang
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uͤber Empfindungen u. Empfindniſſe.
ſo gehet in der Kraft, welche empfindet, eine Veraͤnde- rung vor, die ſo etwas iſt, als eine neue Richtung, wel- che dem in Bewegung geſetzten Koͤrper beygebracht wird. Das Gefuͤhl, oder hier der Aktus des Sehens, gehet von einem zum andern uͤber, und dieſer Uebergang iſt etwas neues in ihr, und etwas Abſolutes, eine poſitive Veraͤnderung, wie die Veraͤnderung in der Richtung der Bewegung iſt, welche ohne einen abſoluten Trieb oder Stoß von einer bewegenden Kraft nicht entſtehet, und in der That, wie die Naturlehrer wiſſen, ſelbſt eine neue Bewegung iſt.
Gehet das Gefuͤhl uͤber von Einem Objekt zu einem andern, das von jenem verſchieden iſt, ſo geſchicht noch etwas mehr. Geſetzt, die Nachempfindung des Zu- erſtempfundenen daure noch fort in uns — man mag aber ſich auch einbilden, ſie ſey ſchon in eine Wiedervor- ſtellung uͤbergegangen — ſo erfolget darauf der ſinnliche Eindruck von dem zweyten Objekt. Alsdenn entſtehet bey dieſem Uebergang außer der Veraͤnderung in der Richtung der Kraft noch eine andere. Eine neue Em- pfindungsvorſtellung, die vorher nicht da war, wird hervor- gebracht. Das Gefuͤhl wird alſo noch einmal mehr ver- aͤndert. Der ſinnliche Eindruck von der erſtern Sache wird weggeſchaft, und der von der zwoten wird hinein- gebracht. Dieß letztere iſt abermals eine abſolute Ver- aͤnderung.
Laß beide dieſe Eindruͤcke in der Abweſenheit der Ob- jekte in der Phantaſie wieder gegenwaͤrtig ſeyn. So oft wir nun die Aufmerkſamkeit von dem Phantasma des Einen auf das Phantasma des andern hinwenden, und alſo unſere Phantaſie noͤthigen, bald die Eine Vorſtel- lung, bald die andere vorzuͤglich ausgedruckt in uns zu erhalten; ſo eraͤugnet ſich etwas aͤhnliches von dem, was vorher in der Empfindung geſchah. Die Phantaſie ge- het uͤber von einem Bilde zum andern. Dieſer Ueber-
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uͤber Empfindungen u. Empfindniſſe.
ſo gehet in der Kraft, welche empfindet, eine Veraͤnde-
rung vor, die ſo etwas iſt, als eine neue Richtung, wel-
che dem in Bewegung geſetzten Koͤrper beygebracht wird.
Das Gefuͤhl, oder hier der Aktus des Sehens, gehet
von einem zum andern uͤber, und dieſer Uebergang iſt
etwas neues in ihr, und etwas Abſolutes, eine poſitive
Veraͤnderung, wie die Veraͤnderung in der Richtung der
Bewegung iſt, welche ohne einen abſoluten Trieb oder
Stoß von einer bewegenden Kraft nicht entſtehet, und
in der That, wie die Naturlehrer wiſſen, ſelbſt eine neue
Bewegung iſt.
Gehet das Gefuͤhl uͤber von Einem Objekt zu einem
andern, das von jenem verſchieden iſt, ſo geſchicht
noch etwas mehr. Geſetzt, die Nachempfindung des Zu-
erſtempfundenen daure noch fort in uns — man mag
aber ſich auch einbilden, ſie ſey ſchon in eine Wiedervor-
ſtellung uͤbergegangen — ſo erfolget darauf der ſinnliche
Eindruck von dem zweyten Objekt. Alsdenn entſtehet
bey dieſem Uebergang außer der Veraͤnderung in der
Richtung der Kraft noch eine andere. Eine neue Em-
pfindungsvorſtellung, die vorher nicht da war, wird hervor-
gebracht. Das Gefuͤhl wird alſo noch einmal mehr ver-
aͤndert. Der ſinnliche Eindruck von der erſtern Sache
wird weggeſchaft, und der von der zwoten wird hinein-
gebracht. Dieß letztere iſt abermals eine abſolute Ver-
aͤnderung.
Laß beide dieſe Eindruͤcke in der Abweſenheit der Ob-
jekte in der Phantaſie wieder gegenwaͤrtig ſeyn. So oft
wir nun die Aufmerkſamkeit von dem Phantasma des
Einen auf das Phantasma des andern hinwenden, und
alſo unſere Phantaſie noͤthigen, bald die Eine Vorſtel-
lung, bald die andere vorzuͤglich ausgedruckt in uns zu
erhalten; ſo eraͤugnet ſich etwas aͤhnliches von dem, was
vorher in der Empfindung geſchah. Die Phantaſie ge-
het uͤber von einem Bilde zum andern. Dieſer Ueber-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/255>, abgerufen am 18.12.2024.
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