Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Ja, solche Ehrenmänner, wie der Meister Jan von Amsterdam, warf der Baas spottend hin. Vergönnt mir noch einmal das Wort, flehte Bertold ehrerbietig, ohne Galinda's Hand zu lassen, laßt mich nicht umsonst bitten und stoßt mich nicht meiner Braut willen aus Eurem Hause, lieber Vater. Seht, ich habe der Linda versprochen, sie zu nehmen, und sie hat mir Hand und Wort gegeben, keinen Andern als mich zu heirathen. Dabei bleibt es; denn ein ehrlicher Mann hält sein Wort, und wie es in der Bibel geschrieben steht, eher verlaß' ich Vater und Mutter und geh' unter die Franzosen -- als daß ich meine Linda aufgebe. Laßt Euch erbitten, Vater, und gebt es zu. Der Baas drehte dem flehenden Sohne kalt den Rücken und sagte zum Buchhalter: Ich denke, Herr Sachtervanst, Ihr Boot wartet; nehmen Sie es nicht übel, daß ich unter sothanen Umständen um schnelle Ausführung unseres Geschäfts ersuchen muß. Soll geschehen, entgegnete der steife, höfliche Herr, und sich mit einer einladenden Handbewegung freundlich an Galinda wendend: Jevrouv, als Ihnen beliebt, bitte ich anzunehmen, daß ich Sie jetzt mit nach Amsterdam führe. Und wenn ich nicht will? fragte das Mädchen mit blitzenden Augen. Warum sollte Mynheer Verkolyn's Tochter nicht wollen? Ich denke, es will sich nicht recht schicken, daß meines Herrn Prinzipal's Pflegekind länger unter einem Ja, solche Ehrenmänner, wie der Meister Jan von Amsterdam, warf der Baas spottend hin. Vergönnt mir noch einmal das Wort, flehte Bertold ehrerbietig, ohne Galinda's Hand zu lassen, laßt mich nicht umsonst bitten und stoßt mich nicht meiner Braut willen aus Eurem Hause, lieber Vater. Seht, ich habe der Linda versprochen, sie zu nehmen, und sie hat mir Hand und Wort gegeben, keinen Andern als mich zu heirathen. Dabei bleibt es; denn ein ehrlicher Mann hält sein Wort, und wie es in der Bibel geschrieben steht, eher verlaß' ich Vater und Mutter und geh' unter die Franzosen — als daß ich meine Linda aufgebe. Laßt Euch erbitten, Vater, und gebt es zu. Der Baas drehte dem flehenden Sohne kalt den Rücken und sagte zum Buchhalter: Ich denke, Herr Sachtervanst, Ihr Boot wartet; nehmen Sie es nicht übel, daß ich unter sothanen Umständen um schnelle Ausführung unseres Geschäfts ersuchen muß. Soll geschehen, entgegnete der steife, höfliche Herr, und sich mit einer einladenden Handbewegung freundlich an Galinda wendend: Jevrouv, als Ihnen beliebt, bitte ich anzunehmen, daß ich Sie jetzt mit nach Amsterdam führe. Und wenn ich nicht will? fragte das Mädchen mit blitzenden Augen. Warum sollte Mynheer Verkolyn's Tochter nicht wollen? Ich denke, es will sich nicht recht schicken, daß meines Herrn Prinzipal's Pflegekind länger unter einem <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <pb facs="#f0073"/> <p>Ja, solche Ehrenmänner, wie der Meister Jan von Amsterdam, warf der Baas spottend hin.</p><lb/> <p>Vergönnt mir noch einmal das Wort, flehte Bertold ehrerbietig, ohne Galinda's Hand zu lassen, laßt mich nicht umsonst bitten und stoßt mich nicht meiner Braut willen aus Eurem Hause, lieber Vater. Seht, ich habe der Linda versprochen, sie zu nehmen, und sie hat mir Hand und Wort gegeben, keinen Andern als mich zu heirathen. Dabei bleibt es; denn ein ehrlicher Mann hält sein Wort, und wie es in der Bibel geschrieben steht, eher verlaß' ich Vater und Mutter und geh' unter die Franzosen — als daß ich meine Linda aufgebe. Laßt Euch erbitten, Vater, und gebt es zu.</p><lb/> <p>Der Baas drehte dem flehenden Sohne kalt den Rücken und sagte zum Buchhalter: Ich denke, Herr Sachtervanst, Ihr Boot wartet; nehmen Sie es nicht übel, daß ich unter sothanen Umständen um schnelle Ausführung unseres Geschäfts ersuchen muß.</p><lb/> <p>Soll geschehen, entgegnete der steife, höfliche Herr, und sich mit einer einladenden Handbewegung freundlich an Galinda wendend: Jevrouv, als Ihnen beliebt, bitte ich anzunehmen, daß ich Sie jetzt mit nach Amsterdam führe.</p><lb/> <p>Und wenn ich nicht will? fragte das Mädchen mit blitzenden Augen.</p><lb/> <p>Warum sollte Mynheer Verkolyn's Tochter nicht wollen? Ich denke, es will sich nicht recht schicken, daß meines Herrn Prinzipal's Pflegekind länger unter einem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
Ja, solche Ehrenmänner, wie der Meister Jan von Amsterdam, warf der Baas spottend hin.
Vergönnt mir noch einmal das Wort, flehte Bertold ehrerbietig, ohne Galinda's Hand zu lassen, laßt mich nicht umsonst bitten und stoßt mich nicht meiner Braut willen aus Eurem Hause, lieber Vater. Seht, ich habe der Linda versprochen, sie zu nehmen, und sie hat mir Hand und Wort gegeben, keinen Andern als mich zu heirathen. Dabei bleibt es; denn ein ehrlicher Mann hält sein Wort, und wie es in der Bibel geschrieben steht, eher verlaß' ich Vater und Mutter und geh' unter die Franzosen — als daß ich meine Linda aufgebe. Laßt Euch erbitten, Vater, und gebt es zu.
Der Baas drehte dem flehenden Sohne kalt den Rücken und sagte zum Buchhalter: Ich denke, Herr Sachtervanst, Ihr Boot wartet; nehmen Sie es nicht übel, daß ich unter sothanen Umständen um schnelle Ausführung unseres Geschäfts ersuchen muß.
Soll geschehen, entgegnete der steife, höfliche Herr, und sich mit einer einladenden Handbewegung freundlich an Galinda wendend: Jevrouv, als Ihnen beliebt, bitte ich anzunehmen, daß ich Sie jetzt mit nach Amsterdam führe.
Und wenn ich nicht will? fragte das Mädchen mit blitzenden Augen.
Warum sollte Mynheer Verkolyn's Tochter nicht wollen? Ich denke, es will sich nicht recht schicken, daß meines Herrn Prinzipal's Pflegekind länger unter einem
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