Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.244. Der schußfeste General. In der Zeit des dreißigjährigen Krieges war in Greifswald ein alter Oesterreichischer General, Namens Perusius, Commandant der Stadt. Die Leute nennen ihn noch den alten General Bruse. Dieser verstand die Kunst, sich gegen Kugeln fest zu machen, und es hatte ihm deshalb in allen Gefechten, die er mitgemacht hatte, Keiner etwas anhaben können. In einem Gefechte mit den Schwedischen wurden einmal mehr als zwanzig Kugeln hintereinander auf ihn abgeschossen, ohne daß sie ihm Schaden thaten. Zuletzt kam aber ein Schwedischer Soldat, der einen geerbten silbernen Knopf in der Tasche hatte. Den ladete er in sein Gewehr, und damit erschoß er den General, denn gegen solche geerbte Knöpfe schützt keine schwarze Kunst. Dies geschah auf dem Rosenthal bei Greifswald, wo der Geist des alten Generals des Nachts noch herumgehen soll. Mündlich. 245. Der Schwarzkünstler in Eldena. Vor ungefähr zweihundert Jahren hatte der damalige Hauptmann Champret zu Eldena einen Informator bei seinen Kindern, Namens Christoph Böhm aus Annaberg in Sachsen. Dieser hatte einen kleinen Zaubergeist, der ihm zu gewissen Zeiten als eine schöne Dame unter dem Namen Laureta erschien, und ihm zu Diensten war. Er hatte diesen Geist, als er zu Leipzig studirte, von seinem Stubengesellen in einem zugetrunkenen Glase überkommen, und konnte sich seitdem nicht von ihm trennen. Anfangs verspürte man nichts davon. Der Informator, der zugleich Candidat der Theologie war, predigte vielmehr in der Kirche zu Wiek öfters und mit vielem Beifall. Zuletzt geschah es aber, daß der älteste Sohn 244. Der schußfeste General. In der Zeit des dreißigjährigen Krieges war in Greifswald ein alter Oesterreichischer General, Namens Perusius, Commandant der Stadt. Die Leute nennen ihn noch den alten General Bruse. Dieser verstand die Kunst, sich gegen Kugeln fest zu machen, und es hatte ihm deshalb in allen Gefechten, die er mitgemacht hatte, Keiner etwas anhaben können. In einem Gefechte mit den Schwedischen wurden einmal mehr als zwanzig Kugeln hintereinander auf ihn abgeschossen, ohne daß sie ihm Schaden thaten. Zuletzt kam aber ein Schwedischer Soldat, der einen geerbten silbernen Knopf in der Tasche hatte. Den ladete er in sein Gewehr, und damit erschoß er den General, denn gegen solche geerbte Knöpfe schützt keine schwarze Kunst. Dies geschah auf dem Rosenthal bei Greifswald, wo der Geist des alten Generals des Nachts noch herumgehen soll. Mündlich. 245. Der Schwarzkünstler in Eldena. Vor ungefähr zweihundert Jahren hatte der damalige Hauptmann Champret zu Eldena einen Informator bei seinen Kindern, Namens Christoph Böhm aus Annaberg in Sachsen. Dieser hatte einen kleinen Zaubergeist, der ihm zu gewissen Zeiten als eine schöne Dame unter dem Namen Laureta erschien, und ihm zu Diensten war. Er hatte diesen Geist, als er zu Leipzig studirte, von seinem Stubengesellen in einem zugetrunkenen Glase überkommen, und konnte sich seitdem nicht von ihm trennen. Anfangs verspürte man nichts davon. Der Informator, der zugleich Candidat der Theologie war, predigte vielmehr in der Kirche zu Wiek öfters und mit vielem Beifall. Zuletzt geschah es aber, daß der älteste Sohn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0320" n="288"/> <div n="2"> <head>244. Der schußfeste General.</head><lb/> <p>In der Zeit des dreißigjährigen Krieges war in Greifswald ein alter Oesterreichischer General, Namens Perusius, Commandant der Stadt. Die Leute nennen ihn noch den alten General Bruse. Dieser verstand die Kunst, sich gegen Kugeln fest zu machen, und es hatte ihm deshalb in allen Gefechten, die er mitgemacht hatte, Keiner etwas anhaben können. In einem Gefechte mit den Schwedischen wurden einmal mehr als zwanzig Kugeln hintereinander auf ihn abgeschossen, ohne daß sie ihm Schaden thaten. Zuletzt kam aber ein Schwedischer Soldat, der einen geerbten silbernen Knopf in der Tasche hatte. Den ladete er in sein Gewehr, und damit erschoß er den General, denn gegen solche geerbte Knöpfe schützt keine schwarze Kunst. Dies geschah auf dem Rosenthal bei Greifswald, wo der Geist des alten Generals des Nachts noch herumgehen soll.</p> <listBibl> <bibl>Mündlich.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>245. Der Schwarzkünstler in Eldena.</head><lb/> <p>Vor ungefähr zweihundert Jahren hatte der damalige Hauptmann Champret zu Eldena einen Informator bei seinen Kindern, Namens Christoph Böhm aus Annaberg in Sachsen. Dieser hatte einen kleinen Zaubergeist, der ihm zu gewissen Zeiten als eine schöne Dame unter dem Namen Laureta erschien, und ihm zu Diensten war. 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244. Der schußfeste General.
In der Zeit des dreißigjährigen Krieges war in Greifswald ein alter Oesterreichischer General, Namens Perusius, Commandant der Stadt. Die Leute nennen ihn noch den alten General Bruse. Dieser verstand die Kunst, sich gegen Kugeln fest zu machen, und es hatte ihm deshalb in allen Gefechten, die er mitgemacht hatte, Keiner etwas anhaben können. In einem Gefechte mit den Schwedischen wurden einmal mehr als zwanzig Kugeln hintereinander auf ihn abgeschossen, ohne daß sie ihm Schaden thaten. Zuletzt kam aber ein Schwedischer Soldat, der einen geerbten silbernen Knopf in der Tasche hatte. Den ladete er in sein Gewehr, und damit erschoß er den General, denn gegen solche geerbte Knöpfe schützt keine schwarze Kunst. Dies geschah auf dem Rosenthal bei Greifswald, wo der Geist des alten Generals des Nachts noch herumgehen soll.
Mündlich.
245. Der Schwarzkünstler in Eldena.
Vor ungefähr zweihundert Jahren hatte der damalige Hauptmann Champret zu Eldena einen Informator bei seinen Kindern, Namens Christoph Böhm aus Annaberg in Sachsen. Dieser hatte einen kleinen Zaubergeist, der ihm zu gewissen Zeiten als eine schöne Dame unter dem Namen Laureta erschien, und ihm zu Diensten war. Er hatte diesen Geist, als er zu Leipzig studirte, von seinem Stubengesellen in einem zugetrunkenen Glase überkommen, und konnte sich seitdem nicht von ihm trennen.
Anfangs verspürte man nichts davon. Der Informator, der zugleich Candidat der Theologie war, predigte vielmehr in der Kirche zu Wiek öfters und mit vielem Beifall. Zuletzt geschah es aber, daß der älteste Sohn
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Zitationshilfe: | Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/320>, abgerufen am 16.06.2024. |