Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.Fürstenwohnung erbauet, die von jenem Ausrufe den Namen erhielt, und auch bald ihrem Besitzer und seinen Nachkommen den Namen: Putbus gab, den Schloß und Familie noch jetzt führen. Pomm. Prov. Blätter, V. S. 61. 137. Der Königsstuhl auf Stubbenkammer. Die höchste Spitze des Vorgebirges Stubbenkammer auf der Insel Rügen heißt der Königsstuhl. Der Name ist daher entstanden, daß hier in alten Zeiten den Königen der Insel gehuldigt ist. Sie haben dabei auf einem hohen, künstlich von Erde erbaueten Stuhle gesessen. Man sagt, die Rügianer hätten damals ihre Könige selbst gewählt, sie hätten aber nur den Kühnsten genommen, und zum Beweise der Tapferkeit verlangt, daß der König von der Uferseite her den Stuhl besteigen müsse. Das ist aber ein großes und schweres Stück Arbeit; denn der Kreidefels, auf dem sich der Königsstuhl befindet, ist nach der See hin mehrere hundert Fuß hoch und ganz jäh und schroff. Es geht auch noch eine alte Sage unter dem Volke, daß künftig Einer, der von der Seeseite her den Königsstuhl ersteige, Herr des Landes werden solle. In neueren Zeiten haben mehrere kühne Männer das Wagestück versucht, aber keinem hat es gelingen wollen. Am weitesten ist der Schiffer Paulsen von Bergen gekommen; allein ganz hat er nicht hinaufgelangen können. Nur von dem Könige Carl dem Zwölften von Schweden sagen einige Leute, daß es ihm geglückt sey, und daß er darauf oben auf der Spitze ganz ruhig sein Frühstück verzehrt habe. Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte. Fürstenwohnung erbauet, die von jenem Ausrufe den Namen erhielt, und auch bald ihrem Besitzer und seinen Nachkommen den Namen: Putbus gab, den Schloß und Familie noch jetzt führen. Pomm. Prov. Blätter, V. S. 61. 137. Der Königsstuhl auf Stubbenkammer. Die höchste Spitze des Vorgebirges Stubbenkammer auf der Insel Rügen heißt der Königsstuhl. Der Name ist daher entstanden, daß hier in alten Zeiten den Königen der Insel gehuldigt ist. Sie haben dabei auf einem hohen, künstlich von Erde erbaueten Stuhle gesessen. Man sagt, die Rügianer hätten damals ihre Könige selbst gewählt, sie hätten aber nur den Kühnsten genommen, und zum Beweise der Tapferkeit verlangt, daß der König von der Uferseite her den Stuhl besteigen müsse. Das ist aber ein großes und schweres Stück Arbeit; denn der Kreidefels, auf dem sich der Königsstuhl befindet, ist nach der See hin mehrere hundert Fuß hoch und ganz jäh und schroff. Es geht auch noch eine alte Sage unter dem Volke, daß künftig Einer, der von der Seeseite her den Königsstuhl ersteige, Herr des Landes werden solle. In neueren Zeiten haben mehrere kühne Männer das Wagestück versucht, aber keinem hat es gelingen wollen. Am weitesten ist der Schiffer Paulsen von Bergen gekommen; allein ganz hat er nicht hinaufgelangen können. Nur von dem Könige Carl dem Zwölften von Schweden sagen einige Leute, daß es ihm geglückt sey, und daß er darauf oben auf der Spitze ganz ruhig sein Frühstück verzehrt habe. Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0206" n="174"/> Fürstenwohnung erbauet, die von jenem Ausrufe den Namen erhielt, und auch bald ihrem Besitzer und seinen Nachkommen den Namen: Putbus gab, den Schloß und Familie noch jetzt führen.</p> <listBibl> <bibl>Pomm. Prov. Blätter, V. S. 61.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>137. Der Königsstuhl auf Stubbenkammer.</head><lb/> <p>Die höchste Spitze des Vorgebirges Stubbenkammer auf der Insel Rügen heißt der Königsstuhl. Der Name ist daher entstanden, daß hier in alten Zeiten den Königen der Insel gehuldigt ist. Sie haben dabei auf einem hohen, künstlich von Erde erbaueten Stuhle gesessen. Man sagt, die Rügianer hätten damals ihre Könige selbst gewählt, sie hätten aber nur den Kühnsten genommen, und zum Beweise der Tapferkeit verlangt, daß der König von der Uferseite her den Stuhl besteigen müsse. Das ist aber ein großes und schweres Stück Arbeit; denn der Kreidefels, auf dem sich der Königsstuhl befindet, ist nach der See hin mehrere hundert Fuß hoch und ganz jäh und schroff. Es geht auch noch eine alte Sage unter dem Volke, daß künftig Einer, der von der Seeseite her den Königsstuhl ersteige, Herr des Landes werden solle.</p> <p>In neueren Zeiten haben mehrere kühne Männer das Wagestück versucht, aber keinem hat es gelingen wollen. Am weitesten ist der Schiffer Paulsen von Bergen gekommen; allein ganz hat er nicht hinaufgelangen können. Nur von dem Könige Carl dem Zwölften von Schweden sagen einige Leute, daß es ihm geglückt sey, und daß er darauf oben auf der Spitze ganz ruhig sein Frühstück verzehrt habe.</p> <listBibl> <bibl>Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.</bibl><lb/> </listBibl> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0206]
Fürstenwohnung erbauet, die von jenem Ausrufe den Namen erhielt, und auch bald ihrem Besitzer und seinen Nachkommen den Namen: Putbus gab, den Schloß und Familie noch jetzt führen.
Pomm. Prov. Blätter, V. S. 61.
137. Der Königsstuhl auf Stubbenkammer.
Die höchste Spitze des Vorgebirges Stubbenkammer auf der Insel Rügen heißt der Königsstuhl. Der Name ist daher entstanden, daß hier in alten Zeiten den Königen der Insel gehuldigt ist. Sie haben dabei auf einem hohen, künstlich von Erde erbaueten Stuhle gesessen. Man sagt, die Rügianer hätten damals ihre Könige selbst gewählt, sie hätten aber nur den Kühnsten genommen, und zum Beweise der Tapferkeit verlangt, daß der König von der Uferseite her den Stuhl besteigen müsse. Das ist aber ein großes und schweres Stück Arbeit; denn der Kreidefels, auf dem sich der Königsstuhl befindet, ist nach der See hin mehrere hundert Fuß hoch und ganz jäh und schroff. Es geht auch noch eine alte Sage unter dem Volke, daß künftig Einer, der von der Seeseite her den Königsstuhl ersteige, Herr des Landes werden solle.
In neueren Zeiten haben mehrere kühne Männer das Wagestück versucht, aber keinem hat es gelingen wollen. Am weitesten ist der Schiffer Paulsen von Bergen gekommen; allein ganz hat er nicht hinaufgelangen können. Nur von dem Könige Carl dem Zwölften von Schweden sagen einige Leute, daß es ihm geglückt sey, und daß er darauf oben auf der Spitze ganz ruhig sein Frühstück verzehrt habe.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |