Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

des Haffs zu Grunde gegangen ist, und wovon man noch jetzt, wenn das Wasser ganz ruhig und klein ist, die Trümmer sehen kann. Es soll nur ein kleiner Theil der Stadt stehen geblieben seyn, nämlich das jetzige Dorf Altwarp. Die Bewohner der untergegangenen Stadt nun sollen sich auf das jenseitige Ufer des Sees begeben haben, und dort haben sie eine neue Stadt gebaut, welche sie ebenfalls Warp geheißen; zur Unterscheidung von der alten Stadt hat sie aber bald den Namen Neuwarp erhalten.

Mündlich.
135. Das Dorf Klempin.

In Hinterpommern in der Pfarre Siedkow liegt ein Dorf, Klempin geheißen. Diesen Namen soll es, wie die Leute sagen, daher erhalten haben, daß es zwischen die beiden benachbarten Dörfer eingeklemmt ist.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
136. Putbus.

Zu der Zeit, als die Insel Rügen noch ihre eigenen Fürsten hatte, lebte ein jüngerer Prinz des fürstlichen Hauses, der von seinem Vater, dem regierenden Herrn, den südöstlichen Theil der Insel, die Kirchspiele Vilmnitz und Lanken, zum Besitzthume erhielt. Wie der in seine neue Besitzung einzog, da bereisete er dieselbe zuerst, um eine passende Stelle zu finden, an der er seine Burg anlegen könnte. Lange suchte er eine solche vergeblich. Zuletzt kam er an den mit Buschwerk bedeckten Berg, der die Wusternitz heißt; allda gefiel es ihm so gut, daß er plötzlich ausrief: Po de Buß, d.h. hinter dem Busch, anzeigend, daß an dieser Stelle die neue Burg gebauet werden solle. So ward denn an demselben Orte die neue

des Haffs zu Grunde gegangen ist, und wovon man noch jetzt, wenn das Wasser ganz ruhig und klein ist, die Trümmer sehen kann. Es soll nur ein kleiner Theil der Stadt stehen geblieben seyn, nämlich das jetzige Dorf Altwarp. Die Bewohner der untergegangenen Stadt nun sollen sich auf das jenseitige Ufer des Sees begeben haben, und dort haben sie eine neue Stadt gebaut, welche sie ebenfalls Warp geheißen; zur Unterscheidung von der alten Stadt hat sie aber bald den Namen Neuwarp erhalten.

Mündlich.
135. Das Dorf Klempin.

In Hinterpommern in der Pfarre Siedkow liegt ein Dorf, Klempin geheißen. Diesen Namen soll es, wie die Leute sagen, daher erhalten haben, daß es zwischen die beiden benachbarten Dörfer eingeklemmt ist.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
136. Putbus.

Zu der Zeit, als die Insel Rügen noch ihre eigenen Fürsten hatte, lebte ein jüngerer Prinz des fürstlichen Hauses, der von seinem Vater, dem regierenden Herrn, den südöstlichen Theil der Insel, die Kirchspiele Vilmnitz und Lanken, zum Besitzthume erhielt. Wie der in seine neue Besitzung einzog, da bereisete er dieselbe zuerst, um eine passende Stelle zu finden, an der er seine Burg anlegen könnte. Lange suchte er eine solche vergeblich. Zuletzt kam er an den mit Buschwerk bedeckten Berg, der die Wusternitz heißt; allda gefiel es ihm so gut, daß er plötzlich ausrief: Po de Buß, d.h. hinter dem Busch, anzeigend, daß an dieser Stelle die neue Burg gebauet werden solle. So ward denn an demselben Orte die neue

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0205" n="173"/>
des Haffs zu Grunde gegangen ist, und wovon man noch jetzt, wenn das Wasser ganz ruhig und klein ist, die Trümmer sehen kann. Es soll nur ein kleiner Theil der Stadt stehen geblieben seyn, nämlich das jetzige Dorf Altwarp. Die Bewohner der untergegangenen Stadt nun sollen sich auf das jenseitige Ufer des Sees begeben haben, und dort haben sie eine neue Stadt gebaut, welche sie ebenfalls Warp geheißen; zur Unterscheidung von der alten Stadt hat sie aber bald den Namen Neuwarp erhalten.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>135. Das Dorf Klempin.</head><lb/>
          <p>In Hinterpommern in der Pfarre Siedkow liegt ein Dorf, Klempin geheißen. Diesen Namen soll es, wie die Leute sagen, daher erhalten haben, daß es zwischen die beiden benachbarten Dörfer eingeklemmt ist.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>136. Putbus.</head><lb/>
          <p>Zu der Zeit, als die Insel Rügen noch ihre eigenen Fürsten hatte, lebte ein jüngerer Prinz des fürstlichen Hauses, der von seinem Vater, dem regierenden Herrn, den südöstlichen Theil der Insel, die Kirchspiele Vilmnitz und Lanken, zum Besitzthume erhielt. Wie der in seine neue Besitzung einzog, da bereisete er dieselbe zuerst, um eine passende Stelle zu finden, an der er seine Burg anlegen könnte. Lange suchte er eine solche vergeblich. Zuletzt kam er an den mit Buschwerk bedeckten Berg, der die Wusternitz heißt; allda gefiel es ihm so gut, daß er plötzlich ausrief: Po de Buß, d.h. hinter dem Busch, anzeigend, daß an dieser Stelle die neue Burg gebauet werden solle. So ward denn an demselben Orte die neue
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0205] des Haffs zu Grunde gegangen ist, und wovon man noch jetzt, wenn das Wasser ganz ruhig und klein ist, die Trümmer sehen kann. Es soll nur ein kleiner Theil der Stadt stehen geblieben seyn, nämlich das jetzige Dorf Altwarp. Die Bewohner der untergegangenen Stadt nun sollen sich auf das jenseitige Ufer des Sees begeben haben, und dort haben sie eine neue Stadt gebaut, welche sie ebenfalls Warp geheißen; zur Unterscheidung von der alten Stadt hat sie aber bald den Namen Neuwarp erhalten. Mündlich. 135. Das Dorf Klempin. In Hinterpommern in der Pfarre Siedkow liegt ein Dorf, Klempin geheißen. Diesen Namen soll es, wie die Leute sagen, daher erhalten haben, daß es zwischen die beiden benachbarten Dörfer eingeklemmt ist. Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte. 136. Putbus. Zu der Zeit, als die Insel Rügen noch ihre eigenen Fürsten hatte, lebte ein jüngerer Prinz des fürstlichen Hauses, der von seinem Vater, dem regierenden Herrn, den südöstlichen Theil der Insel, die Kirchspiele Vilmnitz und Lanken, zum Besitzthume erhielt. Wie der in seine neue Besitzung einzog, da bereisete er dieselbe zuerst, um eine passende Stelle zu finden, an der er seine Burg anlegen könnte. Lange suchte er eine solche vergeblich. Zuletzt kam er an den mit Buschwerk bedeckten Berg, der die Wusternitz heißt; allda gefiel es ihm so gut, daß er plötzlich ausrief: Po de Buß, d.h. hinter dem Busch, anzeigend, daß an dieser Stelle die neue Burg gebauet werden solle. So ward denn an demselben Orte die neue

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/205
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/205>, abgerufen am 21.11.2024.