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Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703.

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beyfiele/ und glaubte/ wie solches der Heil. Jacobus
bewehret: c. 2. v. 10. Quicunque autem (seyn dessen
eigene Wort) totam legem servaverit, offendat au-
tem in und, factus est omnium reus,
welches so
viel gesagt: So aber jemand das gantze Gesätz hal-
ten würde/ und in einen Gebott anstossen/ der ist in
allen Stucken schuldig worden. Ja ein solcher/ gibt
eben derentwegen keinen Glaubens-Satz/ eintzigen
Glauben ut oportet wie sichs geziemet/ nemlich ein
Göttlich- und übernatürlichen/ sondern nur allein
pur menschlich/ und natürlichen Glauben. Und
diß zwar/ alldieweilen all Göttlicher-Glaub sich auf
die Göttliche Wahrhafftigkeit/ als dero eintzigen For-
mal-Vorwurf/ oder Beweg-Ursach/ propter quam,
welcher wegen/ steuret/ und steiffet. Eben derentwe-
gen/ daß jemand einen Glaubens-Satz/ oder der dar-
von/ von GOtt geoffenbahrten Wahrheit nicht glau-
ben gebt/ verachtet er auch/ und ziehet in Zweiffel
das Ansehen/ und unbetrieglichkeit GOttes gegen
andern Glaubens-Sätzen/ und auch übrigen von
ihme geoffenbahrten Wahrheiten/ die er entdecket/
und bezeuget hat. Das andere ist/ daß vergebens/
und unnütz jener jetziger Zeit-Lauffen erneuerer er-
dichte Vorwand/ und Ausflucht seye/ da sie die
Glaubens-Sätz/ in wesentliche/ und beyfellige ver-
theilen. Sintemahl alle Göttliche Glaubens-Sätz
wesentlich/ und gleichförmig/ sich auf ihr e-
ben einen Vorwurff/ und Beweg-Ursach stü-
tzen/ und steiffen/ welches kein anderes/ weder
das Ansehen GOttes/ in Bezeugung der Wahrheit
des geoffenbahrten Geheimnus ist. So dann/ ha-
ben wesentlich/ und in der Sach selbst/ alle eine Un-
betrieglichkeit/ welches/ wo es nicht hand-gehabet
wird/ wird es eben so viel seyn/ als sagte man/ GOtt

möge
A 5

beyfiele/ und glaubte/ wie ſolches der Heil. Jacobus
bewehret: c. 2. v. 10. Quicúnque autem (ſeyn deſſen
eigene Wort) totam legem ſervaverit, offendat au-
tem in und, factus eſt omnium reus,
welches ſo
viel geſagt: So aber jemand das gantze Geſaͤtz hal-
ten wuͤrde/ und in einen Gebott anſtoſſen/ der iſt in
allen Stucken ſchuldig worden. Ja ein ſolcher/ gibt
eben derentwegen keinen Glaubens-Satz/ eintzigen
Glauben ut oportet wie ſichs geziemet/ nemlich ein
Goͤttlich- und uͤbernatuͤrlichen/ ſondern nur allein
pur menſchlich/ und natuͤrlichen Glauben. Und
diß zwar/ alldieweilen all Goͤttlicher-Glaub ſich auf
die Goͤttliche Wahrhafftigkeit/ als dero eintzigen For-
mal-Vorwurf/ oder Beweg-Urſach/ propter quam,
welcher wegen/ ſteuret/ und ſteiffet. Eben derentwe-
gen/ daß jemand einen Glaubens-Satz/ oder der dar-
von/ von GOtt geoffenbahrten Wahrheit nicht glau-
ben gebt/ verachtet er auch/ und ziehet in Zweiffel
das Anſehen/ und unbetrieglichkeit GOttes gegen
andern Glaubens-Saͤtzen/ und auch uͤbrigen von
ihme geoffenbahrten Wahrheiten/ die er entdecket/
und bezeuget hat. Das andere iſt/ daß vergebens/
und unnuͤtz jener jetziger Zeit-Lauffen erneuerer er-
dichte Vorwand/ und Ausflucht ſeye/ da ſie die
Glaubens-Saͤtz/ in weſentliche/ und beyfellige ver-
theilen. Sintemahl alle Goͤttliche Glaubens-Saͤtz
weſentlich/ und gleichfoͤrmig/ ſich auf ihr e-
ben einen Vorwurff/ und Beweg-Urſach ſtuͤ-
tzen/ und ſteiffen/ welches kein anderes/ weder
das Anſehen GOttes/ in Bezeugung der Wahrheit
des geoffenbahrten Geheimnus iſt. So dann/ ha-
ben weſentlich/ und in der Sach ſelbſt/ alle eine Un-
betrieglichkeit/ welches/ wo es nicht hand-gehabet
wird/ wird es eben ſo viel ſeyn/ als ſagte man/ GOtt

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A 5
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[9/0021] beyfiele/ und glaubte/ wie ſolches der Heil. Jacobus bewehret: c. 2. v. 10. Quicúnque autem (ſeyn deſſen eigene Wort) totam legem ſervaverit, offendat au- tem in und, factus eſt omnium reus, welches ſo viel geſagt: So aber jemand das gantze Geſaͤtz hal- ten wuͤrde/ und in einen Gebott anſtoſſen/ der iſt in allen Stucken ſchuldig worden. Ja ein ſolcher/ gibt eben derentwegen keinen Glaubens-Satz/ eintzigen Glauben ut oportet wie ſichs geziemet/ nemlich ein Goͤttlich- und uͤbernatuͤrlichen/ ſondern nur allein pur menſchlich/ und natuͤrlichen Glauben. Und diß zwar/ alldieweilen all Goͤttlicher-Glaub ſich auf die Goͤttliche Wahrhafftigkeit/ als dero eintzigen For- mal-Vorwurf/ oder Beweg-Urſach/ propter quam, welcher wegen/ ſteuret/ und ſteiffet. Eben derentwe- gen/ daß jemand einen Glaubens-Satz/ oder der dar- von/ von GOtt geoffenbahrten Wahrheit nicht glau- ben gebt/ verachtet er auch/ und ziehet in Zweiffel das Anſehen/ und unbetrieglichkeit GOttes gegen andern Glaubens-Saͤtzen/ und auch uͤbrigen von ihme geoffenbahrten Wahrheiten/ die er entdecket/ und bezeuget hat. Das andere iſt/ daß vergebens/ und unnuͤtz jener jetziger Zeit-Lauffen erneuerer er- dichte Vorwand/ und Ausflucht ſeye/ da ſie die Glaubens-Saͤtz/ in weſentliche/ und beyfellige ver- theilen. Sintemahl alle Goͤttliche Glaubens-Saͤtz weſentlich/ und gleichfoͤrmig/ ſich auf ihr e- ben einen Vorwurff/ und Beweg-Urſach ſtuͤ- tzen/ und ſteiffen/ welches kein anderes/ weder das Anſehen GOttes/ in Bezeugung der Wahrheit des geoffenbahrten Geheimnus iſt. So dann/ ha- ben weſentlich/ und in der Sach ſelbſt/ alle eine Un- betrieglichkeit/ welches/ wo es nicht hand-gehabet wird/ wird es eben ſo viel ſeyn/ als ſagte man/ GOtt moͤge A 5

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Zitationshilfe: Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/21>, abgerufen am 29.03.2024.