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Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703.

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gleichen also falsch-listig/ und betriegliche Lehr ist/
jedweder er falsch- und betrieglicher Vortrage/ oder
Spruch/ er werde hernach gleich Lehr-Weiß/ und
offentlich vorgetragen/ oder nur allein im Sinn/ und
Geheim hinterhalten. Noch kürtzer aber. Jst jede
Ketzerey ein freywilliger Jrrthum/ oder Fehler des
Verstands nicht ohne Helssterrigkeit wider etwelche
des rein/ Catholisch/ und allgemeinen Glaubens War-
und Klarheit Dannenhero womit ein Jrrthum des
Verstands möge in Wahrheit eine Ketzerey benamb-
set werden/ wird erstens erfordert/ das solcher dar-
von sein Urtheil schöpffe/ wie immer solches/ entwe-
der in Abneinung/ oder Bekräfftigung einer Glau-
bens-Sach gefehlet. Andertens/ daß das gefehlte
Urtheil falsch/ und irrig seye. Drittens/ daß selbes
bedacht-und freywillig/ daß ist mit Beyfall/ und
Einstimmung des Willens beschehe/ oder von deme
gebotten werde/ und diß/ nach satsamer Vermerckung
des Verstands auf solches. Viertens/ daß dasselbe
welcher Glaubens Wahrheit zugegen sey. Fünfftens/
auff solchen Schluß/ und Urtheil hartneckig halten/
und verfechten. Woraus dann hell am Tage/ daß
nicht jeglicher irrige Verstand-Schluß eine Ketzerey
zubenambsen sey/ gleich wie nicht jeder wahrhaffte
Schluß ein Glaub benambset wird/ sondern nur der
jenige allein/ der in Glaubens-Sätzen geschlossen
wird/ ja auch nicht jeder jenige/ eine alsobald formal
Ketzerey zuachten ist/ sondern nur jener Verstands-
Schluß allein/ der in Glaubens-Sachen/ nach er-
kannter/ von der Kirch erklährter Wahrheit/ gegen
solche halssterrig verthätiget/ und fest gehalten wird.
Dann/ wie der H. Augustinus Epist. 162. schreibet:
Qui sententiam suam, quam vis falsam, ac perver-
sa
m, non audacia suae praesumptionis pepererunt,

sed

gleichen alſo falſch-liſtig/ und betriegliche Lehr iſt/
jedweder er falſch- und betrieglicher Vortrage/ oder
Spruch/ er werde hernach gleich Lehr-Weiß/ und
offentlich vorgetragen/ oder nur allein im Sinn/ und
Geheim hinterhalten. Noch kuͤrtzer aber. Jſt jede
Ketzerey ein freywilliger Jrꝛthum/ oder Fehler des
Verſtands nicht ohne Helsſterrigkeit wider etwelche
des rein/ Catholiſch/ und allgemeinen Glaubens War-
und Klarheit Dannenhero womit ein Jrꝛthum des
Verſtands moͤge in Wahrheit eine Ketzerey benamb-
ſet werden/ wird erſtens erfordert/ das ſolcher dar-
von ſein Urtheil ſchoͤpffe/ wie immer ſolches/ entwe-
der in Abneinung/ oder Bekraͤfftigung einer Glau-
bens-Sach gefehlet. Andertens/ daß das gefehlte
Urtheil falſch/ und irꝛig ſeye. Drittens/ daß ſelbes
bedacht-und freywillig/ daß iſt mit Beyfall/ und
Einſtimmung des Willens beſchehe/ oder von deme
gebotten werde/ und diß/ nach ſatſamer Vermerckung
des Verſtands auf ſolches. Viertens/ daß daſſelbe
welcher Glaubens Wahrheit zugegen ſey. Fuͤnfftens/
auff ſolchen Schluß/ und Urtheil hartneckig halten/
und verfechten. Woraus dann hell am Tage/ daß
nicht jeglicher irꝛige Verſtand-Schluß eine Ketzerey
zubenambſen ſey/ gleich wie nicht jeder wahrhaffte
Schluß ein Glaub benambſet wird/ ſondern nur der
jenige allein/ der in Glaubens-Saͤtzen geſchloſſen
wird/ ja auch nicht jeder jenige/ eine alſobald formal
Ketzerey zuachten iſt/ ſondern nur jener Verſtands-
Schluß allein/ der in Glaubens-Sachen/ nach er-
kannter/ von der Kirch erklaͤhrter Wahrheit/ gegen
ſolche halsſterrig verthaͤtiget/ und feſt gehalten wird.
Dann/ wie der H. Auguſtinus Epiſt. 162. ſchreibet:
Qui ſententiam ſuam, quam vis falſam, ac perver-
ſa
m, non audaciâ ſuæ præſumptionis peperêrunt,

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[6/0018] gleichen alſo falſch-liſtig/ und betriegliche Lehr iſt/ jedweder er falſch- und betrieglicher Vortrage/ oder Spruch/ er werde hernach gleich Lehr-Weiß/ und offentlich vorgetragen/ oder nur allein im Sinn/ und Geheim hinterhalten. Noch kuͤrtzer aber. Jſt jede Ketzerey ein freywilliger Jrꝛthum/ oder Fehler des Verſtands nicht ohne Helsſterrigkeit wider etwelche des rein/ Catholiſch/ und allgemeinen Glaubens War- und Klarheit Dannenhero womit ein Jrꝛthum des Verſtands moͤge in Wahrheit eine Ketzerey benamb- ſet werden/ wird erſtens erfordert/ das ſolcher dar- von ſein Urtheil ſchoͤpffe/ wie immer ſolches/ entwe- der in Abneinung/ oder Bekraͤfftigung einer Glau- bens-Sach gefehlet. Andertens/ daß das gefehlte Urtheil falſch/ und irꝛig ſeye. Drittens/ daß ſelbes bedacht-und freywillig/ daß iſt mit Beyfall/ und Einſtimmung des Willens beſchehe/ oder von deme gebotten werde/ und diß/ nach ſatſamer Vermerckung des Verſtands auf ſolches. Viertens/ daß daſſelbe welcher Glaubens Wahrheit zugegen ſey. Fuͤnfftens/ auff ſolchen Schluß/ und Urtheil hartneckig halten/ und verfechten. Woraus dann hell am Tage/ daß nicht jeglicher irꝛige Verſtand-Schluß eine Ketzerey zubenambſen ſey/ gleich wie nicht jeder wahrhaffte Schluß ein Glaub benambſet wird/ ſondern nur der jenige allein/ der in Glaubens-Saͤtzen geſchloſſen wird/ ja auch nicht jeder jenige/ eine alſobald formal Ketzerey zuachten iſt/ ſondern nur jener Verſtands- Schluß allein/ der in Glaubens-Sachen/ nach er- kannter/ von der Kirch erklaͤhrter Wahrheit/ gegen ſolche halsſterrig verthaͤtiget/ und feſt gehalten wird. Dann/ wie der H. Auguſtinus Epiſt. 162. ſchreibet: Qui ſententiam ſuam, quam vis falſam, ac perver- ſam, non audaciâ ſuæ præſumptionis peperêrunt, ſed

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Zitationshilfe: Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/18>, abgerufen am 19.04.2024.