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Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703.

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sprecher finde. Er lehrete aber/ daß in Göttlicher
Wesenheit/ eine vielsältigkeit/ und Unterscheid ware/
da doch GOtt Ens simplicissimum das einfältigste
Wesen/ und wie man in Schulen redet actus purus,
ein reine Wesentlichkeit ist/ eben derentwegen/ daß
er das vollkommeniste Wesen/ daß in sich gantz und
gar alle Vollkommenheit einschliesset/ seye/ alle aber
Vermischung/ Zusammenfügung/ und Unterschied
in einen Wesen/ eine Unvollkommenheit/ und Abgang
anzeiget/ ergo? So dann falt das gantze Dicht-
Gebau zu Boden. Nebst dieser/ war seine andere
Lehr. Deum non esse omnis quantitatis expertem.
daß GOtt nicht ausser aller Grösse/ Länge/ und Men-
ge seye. Dannenhero er den H: Augustinum, L. 5.
de Trinit. c.
1. da er von GOtt sagt/ daß er groß/
ohne Viele/ Länge/ und Menge sey/ seiner eignen
Wider-Red beschuldet/ als sagte er dardurch/ GOtt
sey Groß ohne Grösse/ welcher Jrrthum/ nicht allein
wider des vollkommenisten Wesens Beschaffenheit/
daß von sich/ in sich/ und durch sich selbst alle Voll-
kommenheit/ und folgbahr auch alle Grösse hat/ son-
dern auch wider das Gezeugnuß der H. Schrifft ist/
die durch Baruch 3. v. 25. beteueret: Magnus Do-
minus, & non habet finem excelsus, & immensus.

Der HErr ist groß/ und hat kein Ende/ ist auch hoch/
und unermaßlich/ welches GOtt nicht zustunde/ wann
er nicht ausser aller Grösse/ Dicke/ Länge/ Viele/ und
Mange wäre. 3. Lehrte er: Deum non esse actu
simpliciter infinitum, nec absolute immensum.

Das GOtt würcklich/ nicht einfältig unendlich/ noch
unbeschrencket unermässen seye. Deme augenschein-
lich die H. Schrifft widersprechet/ und daß gerade
Widerspiel zeiget: Jobi. 11. 8. Excelsior Caelo est.
profundior inferno, longior terra mensura ejus &

latior

ſprecher finde. Er lehrete aber/ daß in Goͤttlicher
Weſenheit/ eine vielſaͤltigkeit/ und Unterſcheid ware/
da doch GOtt Ens ſimpliciſſimum das einfaͤltigſte
Weſen/ und wie man in Schulen redet actus purus,
ein reine Weſentlichkeit iſt/ eben derentwegen/ daß
er das vollkommeniſte Weſen/ daß in ſich gantz und
gar alle Vollkommenheit einſchlieſſet/ ſeye/ alle aber
Vermiſchung/ Zuſammenfuͤgung/ und Unterſchied
in einen Weſen/ eine Unvollkommenheit/ und Abgang
anzeiget/ ergo? So dann falt das gantze Dicht-
Gebau zu Boden. Nebſt dieſer/ war ſeine andere
Lehr. Deum non eſſe omnis quantitatis expertem.
daß GOtt nicht auſſer aller Groͤſſe/ Laͤnge/ und Men-
ge ſeye. Dannenhero er den H: Auguſtinum, L. 5.
de Trinit. c.
1. da er von GOtt ſagt/ daß er groß/
ohne Viele/ Laͤnge/ und Menge ſey/ ſeiner eignen
Wider-Red beſchuldet/ als ſagte er dardurch/ GOtt
ſey Groß ohne Groͤſſe/ welcher Jrrthum/ nicht allein
wider des vollkommeniſten Weſens Beſchaffenheit/
daß von ſich/ in ſich/ und durch ſich ſelbſt alle Voll-
kommenheit/ und folgbahr auch alle Groͤſſe hat/ ſon-
dern auch wider das Gezeugnuß der H. Schrifft iſt/
die durch Baruch 3. v. 25. beteueret: Magnus Do-
minus, & non habet finem excelſus, & immenſus.

Der HErr iſt groß/ und hat kein Ende/ iſt auch hoch/
und unermaßlich/ welches GOtt nicht zuſtunde/ wann
er nicht auſſer aller Groͤſſe/ Dicke/ Laͤnge/ Viele/ und
Mange waͤre. 3. Lehrte er: Deum non eſſe actu
ſimpliciter infinitum, nec abſolutè immenſum.

Das GOtt wuͤrcklich/ nicht einfaͤltig unendlich/ noch
unbeſchrencket unermaͤſſen ſeye. Deme augenſchein-
lich die H. Schrifft widerſprechet/ und daß gerade
Widerſpiel zeiget: Jobi. 11. 8. Excelſior Cælo eſt.
profundior inferno, longior terrâ menſura ejus &

latior
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[88/0100] ſprecher finde. Er lehrete aber/ daß in Goͤttlicher Weſenheit/ eine vielſaͤltigkeit/ und Unterſcheid ware/ da doch GOtt Ens ſimpliciſſimum das einfaͤltigſte Weſen/ und wie man in Schulen redet actus purus, ein reine Weſentlichkeit iſt/ eben derentwegen/ daß er das vollkommeniſte Weſen/ daß in ſich gantz und gar alle Vollkommenheit einſchlieſſet/ ſeye/ alle aber Vermiſchung/ Zuſammenfuͤgung/ und Unterſchied in einen Weſen/ eine Unvollkommenheit/ und Abgang anzeiget/ ergo? So dann falt das gantze Dicht- Gebau zu Boden. Nebſt dieſer/ war ſeine andere Lehr. Deum non eſſe omnis quantitatis expertem. daß GOtt nicht auſſer aller Groͤſſe/ Laͤnge/ und Men- ge ſeye. Dannenhero er den H: Auguſtinum, L. 5. de Trinit. c. 1. da er von GOtt ſagt/ daß er groß/ ohne Viele/ Laͤnge/ und Menge ſey/ ſeiner eignen Wider-Red beſchuldet/ als ſagte er dardurch/ GOtt ſey Groß ohne Groͤſſe/ welcher Jrrthum/ nicht allein wider des vollkommeniſten Weſens Beſchaffenheit/ daß von ſich/ in ſich/ und durch ſich ſelbſt alle Voll- kommenheit/ und folgbahr auch alle Groͤſſe hat/ ſon- dern auch wider das Gezeugnuß der H. Schrifft iſt/ die durch Baruch 3. v. 25. beteueret: Magnus Do- minus, & non habet finem excelſus, & immenſus. Der HErr iſt groß/ und hat kein Ende/ iſt auch hoch/ und unermaßlich/ welches GOtt nicht zuſtunde/ wann er nicht auſſer aller Groͤſſe/ Dicke/ Laͤnge/ Viele/ und Mange waͤre. 3. Lehrte er: Deum non eſſe actu ſimpliciter infinitum, nec abſolutè immenſum. Das GOtt wuͤrcklich/ nicht einfaͤltig unendlich/ noch unbeſchrencket unermaͤſſen ſeye. Deme augenſchein- lich die H. Schrifft widerſprechet/ und daß gerade Widerſpiel zeiget: Jobi. 11. 8. Excelſior Cælo eſt. profundior inferno, longior terrâ menſura ejus & latior

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Zitationshilfe: Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/100>, abgerufen am 21.11.2024.