Die Worte, womit sie reden, oder viel- mehr, welche sie aus dem Gedächtniß des Menschen hervor nehmen und erwecken, und sichs zueignen, sind auserlesen und deutlich, haben einen vollen Verstand, sind vernehm- lich ausgesprochen, lassen sich zur Sache ge- brauchen, ja sie wissen auch eine bessere Wahl der Worte zu treffen, als ein Mensch, sie wissen die vielerley Bedeutungen der Wör- ter, welche sie dem Menschen in einem Au- genblick beybringen, ohne darauf zu denken, deßwegen, weil die Begriffe ihrer Sprache nur in diejenige Worte, welche sich schicken, einfliessen. Die Sache verhält sich fast eben so, wie wenn der Mensch redt, und sich nicht auf die Worte befinnt, sondern sich nur nach seiner Empfindung ausdruckt, alsdann fallen die Gedanken nach demselben schnell und von selbsten in Worte: Dann das in- nere Gefühl ist es, das die Worte anbringt. Und in einem solchen innern, noch viel sub- tileren und besseren Gefühl besteht die Spra- che der Geister, durch welches Gefühl der Mensch unwissender Weise eine Gemeinschaft hat.
Demnach ist die Wort-Sprache die ei- gentliche Sprache der Menschen und des leiblichen Gedächtnisses derselben, die Jdeen. Sprache aber ist die Geister-Sprache, und zwar des inneren Gedächtnisses des Geistes.
Die-
und der Engel.
Die Worte, womit ſie reden, oder viel- mehr, welche ſie aus dem Gedaͤchtniß des Menſchen hervor nehmen und erwecken, und ſichs zueignen, ſind auserleſen und deutlich, haben einen vollen Verſtand, ſind vernehm- lich ausgeſprochen, laſſen ſich zur Sache ge- brauchen, ja ſie wiſſen auch eine beſſere Wahl der Worte zu treffen, als ein Menſch, ſie wiſſen die vielerley Bedeutungen der Woͤr- ter, welche ſie dem Menſchen in einem Au- genblick beybringen, ohne darauf zu denken, deßwegen, weil die Begriffe ihrer Sprache nur in diejenige Worte, welche ſich ſchicken, einflieſſen. Die Sache verhaͤlt ſich faſt eben ſo, wie wenn der Menſch redt, und ſich nicht auf die Worte befinnt, ſondern ſich nur nach ſeiner Empfindung ausdruckt, alsdann fallen die Gedanken nach demſelben ſchnell und von ſelbſten in Worte: Dann das in- nere Gefuͤhl iſt es, das die Worte anbringt. Und in einem ſolchen innern, noch viel ſub- tileren und beſſeren Gefuͤhl beſteht die Spra- che der Geiſter, durch welches Gefuͤhl der Menſch unwiſſender Weiſe eine Gemeinſchaft hat.
Demnach iſt die Wort-Sprache die ei- gentliche Sprache der Menſchen und des leiblichen Gedaͤchtniſſes derſelben, die Jdeen. Sprache aber iſt die Geiſter-Sprache, und zwar des inneren Gedaͤchtniſſes des Geiſtes.
Die-
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und der Engel.
Die Worte, womit ſie reden, oder viel-
mehr, welche ſie aus dem Gedaͤchtniß des
Menſchen hervor nehmen und erwecken, und
ſichs zueignen, ſind auserleſen und deutlich,
haben einen vollen Verſtand, ſind vernehm-
lich ausgeſprochen, laſſen ſich zur Sache ge-
brauchen, ja ſie wiſſen auch eine beſſere Wahl
der Worte zu treffen, als ein Menſch, ſie
wiſſen die vielerley Bedeutungen der Woͤr-
ter, welche ſie dem Menſchen in einem Au-
genblick beybringen, ohne darauf zu denken,
deßwegen, weil die Begriffe ihrer Sprache
nur in diejenige Worte, welche ſich ſchicken,
einflieſſen. Die Sache verhaͤlt ſich faſt eben
ſo, wie wenn der Menſch redt, und ſich
nicht auf die Worte befinnt, ſondern ſich nur
nach ſeiner Empfindung ausdruckt, alsdann
fallen die Gedanken nach demſelben ſchnell
und von ſelbſten in Worte: Dann das in-
nere Gefuͤhl iſt es, das die Worte anbringt.
Und in einem ſolchen innern, noch viel ſub-
tileren und beſſeren Gefuͤhl beſteht die Spra-
che der Geiſter, durch welches Gefuͤhl der
Menſch unwiſſender Weiſe eine Gemeinſchaft
hat.
Demnach iſt die Wort-Sprache die ei-
gentliche Sprache der Menſchen und des
leiblichen Gedaͤchtniſſes derſelben, die Jdeen.
Sprache aber iſt die Geiſter-Sprache, und
zwar des inneren Gedaͤchtniſſes des Geiſtes.
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/61>, abgerufen am 16.02.2025.
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