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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Sprache der Geister
gekommen, gelebt haben. Die Geister wis-
sen es nicht anders, als daß die Sprache,
worinn sie mit einem Menschen reden, ihre
eigene Sprache sey, und so gehet es auch mit
andern Sprachen, die der Mensch kann, aus-
ser diesem aber können sie nicht ein Wört-
lein einer andern Sprache hervor bringen,
wann es ihnen nicht gegeben wird: Selbst
die Kinder, welche gestorben sind, ehe sie ei-
ne Sprache erlernt, reden also. Die Ur-
sache ist diese, weil die Sprache, die den Gei-
stern eigen ist, eine Jdeen-Sprache der Ge-
danken ist, welches eine Universal-Sprache
ist: Wenn sie nun bey einem Menschen sind,
so fliessen die Begriffe ihrer Gedanken in die
Worte, die bey dem Menschen sind, ein,
und zwar so schicklich und angemessen, daß
es die Geister nicht anders glauben, als die-
se Worte seyen ihre eigene Worte, und sie
reden in ihrer eigenen Sprache, ob sie gleich
in des Menschen Sprache reden. Hierüber
habe ich mich oft mit den Geistern bespro-
chen. Diese Gabe, die Sprachen aller Men-
schen auf dem ganzen Erdboden so vollkom-
men zu verstehen, erlangen alle Seelen, die
in jenes Leben hinüber kommen: Denn ne-
ben andern Eigenschaften, welche noch viel
vortreflicher sind, vernehmen sie alles, was
der Mensch denkt: daher kommts, daß die
Seelen nach dem Tod des Leibs mit allen
Menschen reden und umgehen können.

Die

Von der Sprache der Geiſter
gekommen, gelebt haben. Die Geiſter wiſ-
ſen es nicht anders, als daß die Sprache,
worinn ſie mit einem Menſchen reden, ihre
eigene Sprache ſey, und ſo gehet es auch mit
andern Sprachen, die der Menſch kann, auſ-
ſer dieſem aber koͤnnen ſie nicht ein Woͤrt-
lein einer andern Sprache hervor bringen,
wann es ihnen nicht gegeben wird: Selbſt
die Kinder, welche geſtorben ſind, ehe ſie ei-
ne Sprache erlernt, reden alſo. Die Ur-
ſache iſt dieſe, weil die Sprache, die den Gei-
ſtern eigen iſt, eine Jdeen-Sprache der Ge-
danken iſt, welches eine Univerſal-Sprache
iſt: Wenn ſie nun bey einem Menſchen ſind,
ſo flieſſen die Begriffe ihrer Gedanken in die
Worte, die bey dem Menſchen ſind, ein,
und zwar ſo ſchicklich und angemeſſen, daß
es die Geiſter nicht anders glauben, als die-
ſe Worte ſeyen ihre eigene Worte, und ſie
reden in ihrer eigenen Sprache, ob ſie gleich
in des Menſchen Sprache reden. Hieruͤber
habe ich mich oft mit den Geiſtern beſpro-
chen. Dieſe Gabe, die Sprachen aller Men-
ſchen auf dem ganzen Erdboden ſo vollkom-
men zu verſtehen, erlangen alle Seelen, die
in jenes Leben hinuͤber kommen: Denn ne-
ben andern Eigenſchaften, welche noch viel
vortreflicher ſind, vernehmen ſie alles, was
der Menſch denkt: daher kommts, daß die
Seelen nach dem Tod des Leibs mit allen
Menſchen reden und umgehen koͤnnen.

Die
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[60/0060] Von der Sprache der Geiſter gekommen, gelebt haben. Die Geiſter wiſ- ſen es nicht anders, als daß die Sprache, worinn ſie mit einem Menſchen reden, ihre eigene Sprache ſey, und ſo gehet es auch mit andern Sprachen, die der Menſch kann, auſ- ſer dieſem aber koͤnnen ſie nicht ein Woͤrt- lein einer andern Sprache hervor bringen, wann es ihnen nicht gegeben wird: Selbſt die Kinder, welche geſtorben ſind, ehe ſie ei- ne Sprache erlernt, reden alſo. Die Ur- ſache iſt dieſe, weil die Sprache, die den Gei- ſtern eigen iſt, eine Jdeen-Sprache der Ge- danken iſt, welches eine Univerſal-Sprache iſt: Wenn ſie nun bey einem Menſchen ſind, ſo flieſſen die Begriffe ihrer Gedanken in die Worte, die bey dem Menſchen ſind, ein, und zwar ſo ſchicklich und angemeſſen, daß es die Geiſter nicht anders glauben, als die- ſe Worte ſeyen ihre eigene Worte, und ſie reden in ihrer eigenen Sprache, ob ſie gleich in des Menſchen Sprache reden. Hieruͤber habe ich mich oft mit den Geiſtern beſpro- chen. Dieſe Gabe, die Sprachen aller Men- ſchen auf dem ganzen Erdboden ſo vollkom- men zu verſtehen, erlangen alle Seelen, die in jenes Leben hinuͤber kommen: Denn ne- ben andern Eigenſchaften, welche noch viel vortreflicher ſind, vernehmen ſie alles, was der Menſch denkt: daher kommts, daß die Seelen nach dem Tod des Leibs mit allen Menſchen reden und umgehen koͤnnen. Die

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/60>, abgerufen am 25.11.2024.