Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Höllen der Geitzigen,
und das gegen jedermann, wann es auch Ju-
den oder Freunde wären: Daraus hat man
ihre Gesinnung kennen lernen, ob sie es gleich
auf der Welt nicht wagen, dergleichen an
den Tag zu geben.

Nicht weit von dem unsaubern Jerusalem
ist auch eine andere Stadt, welche das Gericht
der heissen Feuerhölle heißt: Allda sind die,
welche sich aus eigener Gerechtigkeit den Him-
mel zueignen, und welche andere verdammen,
die nicht nach ihren Phantasien lebten. Zwi-
schen dieser Stadt und der heissen Feuerhölle
siebet es aus, wie eine Brücke, die ziemlich
schön und von blasser oder grauer (grisei) Far-
be ist: wo ein schwarzer Geist, den sie scheuen,
wehret, daß sie nicht hinüber gehen: dann auf
der andern Seite der Brücke erscheint die Feu-
erhölle.

Diejenigen, welche bey Leibes Leben lauter
Wollüste zum Zweck gehabt, und nur gute
Tage und prächtig und köstliches Leben gelie-
bet, sich allein und der Welt zu gefallen be-
mühet, und göttliche Dinge für nichts gehal-
ten haben, ohne Liebe und Glauben: die wer-
den nach dem Tod erstlich in ein Leben, so dem-
jenigen, das sie in der Welt gehabt haben, gleich
ist, eingeführet: Der Ort ist vorwärts zur
Linken etwas tief, wo nichts ist als Lustbar-
keiten, Spiele, Tänze, Schmausen, Geschwä-
tze. Dergleichen Leute kommen dahin, und

da

Von den Hoͤllen der Geitzigen,
und das gegen jedermann, wann es auch Ju-
den oder Freunde waͤren: Daraus hat man
ihre Geſinnung kennen lernen, ob ſie es gleich
auf der Welt nicht wagen, dergleichen an
den Tag zu geben.

Nicht weit von dem unſaubern Jeruſalem
iſt auch eine andere Stadt, welche das Gericht
der heiſſen Feuerhoͤlle heißt: Allda ſind die,
welche ſich aus eigener Gerechtigkeit den Him-
mel zueignen, und welche andere verdammen,
die nicht nach ihren Phantaſien lebten. Zwi-
ſchen dieſer Stadt und der heiſſen Feuerhoͤlle
ſiebet es aus, wie eine Bruͤcke, die ziemlich
ſchoͤn und von blaſſer oder grauer (griſei) Far-
be iſt: wo ein ſchwarzer Geiſt, den ſie ſcheuen,
wehret, daß ſie nicht hinuͤber gehen: dann auf
der andern Seite der Bruͤcke erſcheint die Feu-
erhoͤlle.

Diejenigen, welche bey Leibes Leben lauter
Wolluͤſte zum Zweck gehabt, und nur gute
Tage und praͤchtig und koͤſtliches Leben gelie-
bet, ſich allein und der Welt zu gefallen be-
muͤhet, und goͤttliche Dinge fuͤr nichts gehal-
ten haben, ohne Liebe und Glauben: die wer-
den nach dem Tod erſtlich in ein Leben, ſo dem-
jenigen, das ſie in der Welt gehabt haben, gleich
iſt, eingefuͤhret: Der Ort iſt vorwaͤrts zur
Linken etwas tief, wo nichts iſt als Luſtbar-
keiten, Spiele, Taͤnze, Schmauſen, Geſchwaͤ-
tze. Dergleichen Leute kommen dahin, und

da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0172" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Ho&#x0364;llen der Geitzigen,</hi></fw><lb/>
und das gegen jedermann, wann es auch Ju-<lb/>
den oder Freunde wa&#x0364;ren: Daraus hat man<lb/>
ihre Ge&#x017F;innung kennen lernen, ob &#x017F;ie es gleich<lb/>
auf der Welt nicht wagen, dergleichen an<lb/>
den Tag zu geben.</p><lb/>
          <p>Nicht weit von dem un&#x017F;aubern Jeru&#x017F;alem<lb/>
i&#x017F;t auch eine andere Stadt, welche das Gericht<lb/>
der hei&#x017F;&#x017F;en Feuerho&#x0364;lle heißt: Allda &#x017F;ind die,<lb/>
welche &#x017F;ich aus eigener Gerechtigkeit den Him-<lb/>
mel zueignen, und welche andere verdammen,<lb/>
die nicht nach ihren Phanta&#x017F;ien lebten. Zwi-<lb/>
&#x017F;chen die&#x017F;er Stadt und der hei&#x017F;&#x017F;en Feuerho&#x0364;lle<lb/>
&#x017F;iebet es aus, wie eine Bru&#x0364;cke, die ziemlich<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n und von bla&#x017F;&#x017F;er oder grauer (<hi rendition="#aq">gri&#x017F;ei</hi>) Far-<lb/>
be i&#x017F;t: wo ein &#x017F;chwarzer Gei&#x017F;t, den &#x017F;ie &#x017F;cheuen,<lb/>
wehret, daß &#x017F;ie nicht hinu&#x0364;ber gehen: dann auf<lb/>
der andern Seite der Bru&#x0364;cke er&#x017F;cheint die Feu-<lb/>
erho&#x0364;lle.</p><lb/>
          <p>Diejenigen, welche bey Leibes Leben lauter<lb/>
Wollu&#x0364;&#x017F;te zum Zweck gehabt, und nur gute<lb/>
Tage und pra&#x0364;chtig und ko&#x0364;&#x017F;tliches Leben gelie-<lb/>
bet, &#x017F;ich allein und der Welt zu gefallen be-<lb/>
mu&#x0364;het, und go&#x0364;ttliche Dinge fu&#x0364;r nichts gehal-<lb/>
ten haben, ohne Liebe und Glauben: die wer-<lb/>
den nach dem Tod er&#x017F;tlich in ein Leben, &#x017F;o dem-<lb/>
jenigen, das &#x017F;ie in der Welt gehabt haben, gleich<lb/>
i&#x017F;t, eingefu&#x0364;hret: Der Ort i&#x017F;t vorwa&#x0364;rts zur<lb/>
Linken etwas tief, wo nichts i&#x017F;t als Lu&#x017F;tbar-<lb/>
keiten, Spiele, Ta&#x0364;nze, Schmau&#x017F;en, Ge&#x017F;chwa&#x0364;-<lb/>
tze. Dergleichen Leute kommen dahin, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0172] Von den Hoͤllen der Geitzigen, und das gegen jedermann, wann es auch Ju- den oder Freunde waͤren: Daraus hat man ihre Geſinnung kennen lernen, ob ſie es gleich auf der Welt nicht wagen, dergleichen an den Tag zu geben. Nicht weit von dem unſaubern Jeruſalem iſt auch eine andere Stadt, welche das Gericht der heiſſen Feuerhoͤlle heißt: Allda ſind die, welche ſich aus eigener Gerechtigkeit den Him- mel zueignen, und welche andere verdammen, die nicht nach ihren Phantaſien lebten. Zwi- ſchen dieſer Stadt und der heiſſen Feuerhoͤlle ſiebet es aus, wie eine Bruͤcke, die ziemlich ſchoͤn und von blaſſer oder grauer (griſei) Far- be iſt: wo ein ſchwarzer Geiſt, den ſie ſcheuen, wehret, daß ſie nicht hinuͤber gehen: dann auf der andern Seite der Bruͤcke erſcheint die Feu- erhoͤlle. Diejenigen, welche bey Leibes Leben lauter Wolluͤſte zum Zweck gehabt, und nur gute Tage und praͤchtig und koͤſtliches Leben gelie- bet, ſich allein und der Welt zu gefallen be- muͤhet, und goͤttliche Dinge fuͤr nichts gehal- ten haben, ohne Liebe und Glauben: die wer- den nach dem Tod erſtlich in ein Leben, ſo dem- jenigen, das ſie in der Welt gehabt haben, gleich iſt, eingefuͤhret: Der Ort iſt vorwaͤrts zur Linken etwas tief, wo nichts iſt als Luſtbar- keiten, Spiele, Taͤnze, Schmauſen, Geſchwaͤ- tze. Dergleichen Leute kommen dahin, und da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/172
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/172>, abgerufen am 30.04.2024.