Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.der Geister. Betrug mit dem Schein ware, durch das,daß dergleichen etwas bey den Menschen auf der Welt dargestellt werde, zum Ex. wann der Mensch nicht durch Unterscheidungen, so er gelernt zu machen, wüßte, daß ein Schall von weitem her käme, und wann er ihn nicht abstehend vor sich sähe, so würde er glauben, er seye allein nahe in seinen Ohren. So ist es auch mit dem Gesicht: wann man entfernte Sachen siehet, so wür- de man sie am Aug nahe zu seyn glauben, wann man nicht die darzwischen liegende Sa- chen sähe, und daraus den Abstand eines vom andern durch einen Schluß des Ver- stands abnähme. Das Gesicht der Geister ist vielmehr so, dann es ist von aller groben undurchdringlichen Cörperlichkeit frey, das Gehör der Geister eben also, alles was ferne ist, alles was an einem Ort ist, verhält sich nicht wie bey uns, es erscheint an einem Ort, ist aber nicht dahin determinirt. Es sind viele Sachen in der Welt, welche schei- nen, aber nicht sind, viele Sachen, die das innerste der Natur ausmachen, sind nicht, wo sie sind, sie sind durch alles und in allem, (die sieben Geister Zachariä, die alle Lande durchziehen, diß ist nach der Apparenz ge- redt.) Ein groberes Exempel ist, die Schif- fahrt um die runde Erde, wer dem Schein glaubt, meint, daß der Schiffer und das Schiff, weil sie dem Aug gegen über seyn, hinab H 2
der Geiſter. Betrug mit dem Schein ware, durch das,daß dergleichen etwas bey den Menſchen auf der Welt dargeſtellt werde, zum Ex. wann der Menſch nicht durch Unterſcheidungen, ſo er gelernt zu machen, wuͤßte, daß ein Schall von weitem her kaͤme, und wann er ihn nicht abſtehend vor ſich ſaͤhe, ſo wuͤrde er glauben, er ſeye allein nahe in ſeinen Ohren. So iſt es auch mit dem Geſicht: wann man entfernte Sachen ſiehet, ſo wuͤr- de man ſie am Aug nahe zu ſeyn glauben, wann man nicht die darzwiſchen liegende Sa- chen ſaͤhe, und daraus den Abſtand eines vom andern durch einen Schluß des Ver- ſtands abnaͤhme. Das Geſicht der Geiſter iſt vielmehr ſo, dann es iſt von aller groben undurchdringlichen Coͤrperlichkeit frey, das Gehoͤr der Geiſter eben alſo, alles was ferne iſt, alles was an einem Ort iſt, verhaͤlt ſich nicht wie bey uns, es erſcheint an einem Ort, iſt aber nicht dahin determinirt. Es ſind viele Sachen in der Welt, welche ſchei- nen, aber nicht ſind, viele Sachen, die das innerſte der Natur ausmachen, ſind nicht, wo ſie ſind, ſie ſind durch alles und in allem, (die ſieben Geiſter Zachariaͤ, die alle Lande durchziehen, diß iſt nach der Apparenz ge- redt.) Ein groberes Exempel iſt, die Schif- fahrt um die runde Erde, wer dem Schein glaubt, meint, daß der Schiffer und das Schiff, weil ſie dem Aug gegen uͤber ſeyn, hinab H 2
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Betrug mit dem Schein ware, durch das,
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der Welt dargeſtellt werde, zum Ex. wann
der Menſch nicht durch Unterſcheidungen,
ſo er gelernt zu machen, wuͤßte, daß ein
Schall von weitem her kaͤme, und wann er
ihn nicht abſtehend vor ſich ſaͤhe, ſo wuͤrde
er glauben, er ſeye allein nahe in ſeinen
Ohren. So iſt es auch mit dem Geſicht:
wann man entfernte Sachen ſiehet, ſo wuͤr-
de man ſie am Aug nahe zu ſeyn glauben,
wann man nicht die darzwiſchen liegende Sa-
chen ſaͤhe, und daraus den Abſtand eines
vom andern durch einen Schluß des Ver-
ſtands abnaͤhme. Das Geſicht der Geiſter
iſt vielmehr ſo, dann es iſt von aller groben
undurchdringlichen Coͤrperlichkeit frey, das
Gehoͤr der Geiſter eben alſo, alles was ferne
iſt, alles was an einem Ort iſt, verhaͤlt ſich
nicht wie bey uns, es erſcheint an einem
Ort, iſt aber nicht dahin determinirt. Es
ſind viele Sachen in der Welt, welche ſchei-
nen, aber nicht ſind, viele Sachen, die das
innerſte der Natur ausmachen, ſind nicht,
wo ſie ſind, ſie ſind durch alles und in allem,
(die ſieben Geiſter Zachariaͤ, die alle Lande
durchziehen, diß iſt nach der Apparenz ge-
redt.) Ein groberes Exempel iſt, die Schif-
fahrt um die runde Erde, wer dem Schein
glaubt, meint, daß der Schiffer und das
Schiff, weil ſie dem Aug gegen uͤber ſeyn,
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Zitationshilfe: | Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/115>, abgerufen am 16.02.2025. |