Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.der Seele und des Körpers. so viel der Mensch die Weisheit liebet, oderso viel die Weisheit im Jnnersten der Liebe bey ihm ist, so viel ist er das Ebenbild GOt- tes, das ist, so viel ist er ein Empfänger des Lebens von GOtt; und im Gegentheil, so viel er in entgegengesetzter Liebe, und also in Unsinnigkeit ist, so viel empfängt er das Le- ben nicht von GOtt, sondern von der Hölle, welches Leben der Tod genennt wird. Die Liebe selbst und die Weisheit selbst sind nicht das Leben, sondern sie sind das Seyn oder Wesen des Lebens, (Esse vitae) aber das An- genehme der Liebe und das Liebliche der Weis- heit, welche die innern Empfindungen oder die Gemüthsberührungen sind, (affectiones) machen das Leben, denn das Seyn oder We- sen des Lebens bekommt durch dieselbe sein Würklichseyn oder Daseyn; (Esse vitae per illa existit) der Einfluß des Lebens von GOtt bringt solche Annehmlichkeit und Lieblichkeit mit sich, wie der Einfluß des Lichts und der Wärme zur Zeit des Frühlings in die mensch- lichen Gemüther, und auch in allerley Arten der Vögel und Thiere, auch so gar in die Ge- wächse, welche alsdenn auf keimen und Frucht bringen; denn das Angenehme der Liebe und das Liebliche der Weisheit breiten die Gemü- ther aus, und machen sie zur Annehmung ge- schickt, so wie die Freude und Ergötzlichkeit das Gesichte ausbreiten, und es zu dem Ein- fluß der Frölichkeit der Seele (animae) ge- schickt E 5
der Seele und des Körpers. ſo viel der Menſch die Weisheit liebet, oderſo viel die Weisheit im Jnnerſten der Liebe bey ihm iſt, ſo viel iſt er das Ebenbild GOt- tes, das iſt, ſo viel iſt er ein Empfänger des Lebens von GOtt; und im Gegentheil, ſo viel er in entgegengeſetzter Liebe, und alſo in Unſinnigkeit iſt, ſo viel empfängt er das Le- ben nicht von GOtt, ſondern von der Hölle, welches Leben der Tod genennt wird. Die Liebe ſelbſt und die Weisheit ſelbſt ſind nicht das Leben, ſondern ſie ſind das Seyn oder Weſen des Lebens, (Eſſe vitæ) aber das An- genehme der Liebe und das Liebliche der Weis- heit, welche die innern Empfindungen oder die Gemüthsberührungen ſind, (affectiones) machen das Leben, denn das Seyn oder We- ſen des Lebens bekommt durch dieſelbe ſein Würklichſeyn oder Daſeyn; (Eſſe vitæ per illa exiſtit) der Einfluß des Lebens von GOtt bringt ſolche Annehmlichkeit und Lieblichkeit mit ſich, wie der Einfluß des Lichts und der Wärme zur Zeit des Frühlings in die menſch- lichen Gemüther, und auch in allerley Arten der Vögel und Thiere, auch ſo gar in die Ge- wächſe, welche alsdenn auf keimen und Frucht bringen; denn das Angenehme der Liebe und das Liebliche der Weisheit breiten die Gemü- ther aus, und machen ſie zur Annehmung ge- ſchickt, ſo wie die Freude und Ergötzlichkeit das Geſichte ausbreiten, und es zu dem Ein- fluß der Frölichkeit der Seele (animæ) ge- ſchickt E 5
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der Seele und des Körpers.
ſo viel der Menſch die Weisheit liebet, oder
ſo viel die Weisheit im Jnnerſten der Liebe
bey ihm iſt, ſo viel iſt er das Ebenbild GOt-
tes, das iſt, ſo viel iſt er ein Empfänger des
Lebens von GOtt; und im Gegentheil, ſo
viel er in entgegengeſetzter Liebe, und alſo in
Unſinnigkeit iſt, ſo viel empfängt er das Le-
ben nicht von GOtt, ſondern von der Hölle,
welches Leben der Tod genennt wird. Die
Liebe ſelbſt und die Weisheit ſelbſt ſind nicht
das Leben, ſondern ſie ſind das Seyn oder
Weſen des Lebens, (Eſſe vitæ) aber das An-
genehme der Liebe und das Liebliche der Weis-
heit, welche die innern Empfindungen oder
die Gemüthsberührungen ſind, (affectiones)
machen das Leben, denn das Seyn oder We-
ſen des Lebens bekommt durch dieſelbe ſein
Würklichſeyn oder Daſeyn; (Eſſe vitæ per
illa exiſtit) der Einfluß des Lebens von GOtt
bringt ſolche Annehmlichkeit und Lieblichkeit
mit ſich, wie der Einfluß des Lichts und der
Wärme zur Zeit des Frühlings in die menſch-
lichen Gemüther, und auch in allerley Arten
der Vögel und Thiere, auch ſo gar in die Ge-
wächſe, welche alsdenn auf keimen und Frucht
bringen; denn das Angenehme der Liebe und
das Liebliche der Weisheit breiten die Gemü-
ther aus, und machen ſie zur Annehmung ge-
ſchickt, ſo wie die Freude und Ergötzlichkeit
das Geſichte ausbreiten, und es zu dem Ein-
fluß der Frölichkeit der Seele (animæ) ge-
ſchickt
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