Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.Von der Verbindung le auszieht, und von sich wegwirft, wie ab-gelegte Kleider, wenn sie durch den Tod aus der natürlichen Welt in ihre geistliche über- gehet; der Leib veraltet auch wie ein Kleid nicht aber die Seele, weil sie ein geistliches Wesen ist, das nichts mit den Veränderun- gen der Natur, die von ihren Anfängen an bis zu ihren Endigungen fortrücken, und nach und nach geendiget werden, gemein hat. Die- jenigen, welche den Körper nicht als die Klei- dung oder als den Anzug der Seele, welcher an sich tod ist, betrachten, und ihn nicht als nur für eine angepaßte werkzeugliche Form zur Aufnehmung der lebendigen Kräfte, die durch die Seele aus GOtt einfliessen, an- sehen, können nicht anders als aus Betrüg- lichkeiten schliessen, daß die Seele durch sich selbst lebe, und der Körper auch durch sich selbst, und daß zwischen dem Leben der See- le und des Körpers eine vorherbestimmte Uebereinstimmung sey; oder auch, daß das Leben der Seele in das Leben des Kör- pers einfliesse, oder das Leben des Körpers in das Leben der Seele, und also ver- fallen sie auf einen Einfluß, und zwar ent- weder auf einen geistlichen, oder auf einen natürlichen; da doch die aus allen erschaffe- nen Dingen hervorleuchtende Wahrheit be- zeuget hat, daß das Nachfolgende (posterius) nicht aus sich selbst, sondern aus dem Vor- hergehenden (ex priori) würke, von welchem es
Von der Verbindung le auszieht, und von ſich wegwirft, wie ab-gelegte Kleider, wenn ſie durch den Tod aus der natürlichen Welt in ihre geiſtliche über- gehet; der Leib veraltet auch wie ein Kleid nicht aber die Seele, weil ſie ein geiſtliches Weſen iſt, das nichts mit den Veränderun- gen der Natur, die von ihren Anfängen an bis zu ihren Endigungen fortrücken, und nach und nach geendiget werden, gemein hat. Die- jenigen, welche den Körper nicht als die Klei- dung oder als den Anzug der Seele, welcher an ſich tod iſt, betrachten, und ihn nicht als nur für eine angepaßte werkzeugliche Form zur Aufnehmung der lebendigen Kräfte, die durch die Seele aus GOtt einflieſſen, an- ſehen, können nicht anders als aus Betrüg- lichkeiten ſchlieſſen, daß die Seele durch ſich ſelbſt lebe, und der Körper auch durch ſich ſelbſt, und daß zwiſchen dem Leben der See- le und des Körpers eine vorherbeſtimmte Uebereinſtimmung ſey; oder auch, daß das Leben der Seele in das Leben des Kör- pers einflieſſe, oder das Leben des Körpers in das Leben der Seele, und alſo ver- fallen ſie auf einen Einfluß, und zwar ent- weder auf einen geiſtlichen, oder auf einen natürlichen; da doch die aus allen erſchaffe- nen Dingen hervorleuchtende Wahrheit be- zeuget hat, daß das Nachfolgende (poſterius) nicht aus ſich ſelbſt, ſondern aus dem Vor- hergehenden (ex priori) würke, von welchem es
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Von der Verbindung
le auszieht, und von ſich wegwirft, wie ab-
gelegte Kleider, wenn ſie durch den Tod aus
der natürlichen Welt in ihre geiſtliche über-
gehet; der Leib veraltet auch wie ein Kleid
nicht aber die Seele, weil ſie ein geiſtliches
Weſen iſt, das nichts mit den Veränderun-
gen der Natur, die von ihren Anfängen an
bis zu ihren Endigungen fortrücken, und nach
und nach geendiget werden, gemein hat. Die-
jenigen, welche den Körper nicht als die Klei-
dung oder als den Anzug der Seele, welcher
an ſich tod iſt, betrachten, und ihn nicht als
nur für eine angepaßte werkzeugliche Form
zur Aufnehmung der lebendigen Kräfte, die
durch die Seele aus GOtt einflieſſen, an-
ſehen, können nicht anders als aus Betrüg-
lichkeiten ſchlieſſen, daß die Seele durch ſich
ſelbſt lebe, und der Körper auch durch ſich
ſelbſt, und daß zwiſchen dem Leben der See-
le und des Körpers eine vorherbeſtimmte
Uebereinſtimmung ſey; oder auch, daß
das Leben der Seele in das Leben des Kör-
pers einflieſſe, oder das Leben des Körpers
in das Leben der Seele, und alſo ver-
fallen ſie auf einen Einfluß, und zwar ent-
weder auf einen geiſtlichen, oder auf einen
natürlichen; da doch die aus allen erſchaffe-
nen Dingen hervorleuchtende Wahrheit be-
zeuget hat, daß das Nachfolgende (poſterius)
nicht aus ſich ſelbſt, ſondern aus dem Vor-
hergehenden (ex priori) würke, von welchem
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