Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Reflexiones über dieß Buch.
Substanzen, hingegen ist nach Leibniz und
Plato die Materie keine Substanz. Aber
die Materie, ich meine die reine Materie,
welche keine grobe Zufälligkeiten hat, ist die
Basis aller Substanz. Darum sagte Mau-
pertuis,
er wisse nicht was Substanz sey:
Ursache ist, weil man Substanz ohne sub-
tile Erde begreiffen will. Swedenborg kann
keine Substanz ohne subtile Lichts-Erde con-
cipiren. Nach Swedeyborg muß der inne-
re Mensch aus dem äussern gebohren werden.
Der innere Mensch hat so viel Organismos
in zarten Lichtswesen als der äussere Mensch,
und darum hat der innere Mensch eine Fi-
gur wie der Mensch, nur das grobe muß weg.
Dieß ist unsern angenommenen Jdeen ganz
entgegen, aber die heilige Schrift will einen
innwendigen Menschen haben im alten, und
Tertullianus hat durch revelation in der Ge-
meine in seinem Buch de anima bezeugt, der
innere Mensch sehe aus wie der äussere, nur
die Grobheit und Plumbheit sey davon weg.
Auf diesen Grund sind die Visa des Swe-
denborgs gebauet. Die Einwohner der Pla-
neten legen ihre grobe Hütte ohne Furcht vor
dem Tod ab, wie unsere Menschen sie able-
gen mit gichterischen Bewegungen, oder mit
ängstlichen Ringen der Herzkammern.

Hernach sind sie Geister in dem Spatio
der unsichtbaren Welt, welche abermal die

Figur

Reflexiones über dieß Buch.
Subſtanzen, hingegen iſt nach Leibniz und
Plato die Materie keine Subſtanz. Aber
die Materie, ich meine die reine Materie,
welche keine grobe Zufälligkeiten hat, iſt die
Baſis aller Subſtanz. Darum ſagte Mau-
pertuis,
er wiſſe nicht was Subſtanz ſey:
Urſache iſt, weil man Subſtanz ohne ſub-
tile Erde begreiffen will. Swedenborg kann
keine Subſtanz ohne ſubtile Lichts-Erde con-
cipiren. Nach Swedeyborg muß der inne-
re Menſch aus dem äuſſern gebohren werden.
Der innere Menſch hat ſo viel Organismos
in zarten Lichtsweſen als der äuſſere Menſch,
und darum hat der innere Menſch eine Fi-
gur wie der Menſch, nur das grobe muß weg.
Dieß iſt unſern angenommenen Jdeen ganz
entgegen, aber die heilige Schrift will einen
innwendigen Menſchen haben im alten, und
Tertullianus hat durch revelation in der Ge-
meine in ſeinem Buch de anima bezeugt, der
innere Menſch ſehe aus wie der äuſſere, nur
die Grobheit und Plumbheit ſey davon weg.
Auf dieſen Grund ſind die Viſa des Swe-
denborgs gebauet. Die Einwohner der Pla-
neten legen ihre grobe Hütte ohne Furcht vor
dem Tod ab, wie unſere Menſchen ſie able-
gen mit gichteriſchen Bewegungen, oder mit
ängſtlichen Ringen der Herzkammern.

Hernach ſind ſie Geiſter in dem Spatio
der unſichtbaren Welt, welche abermal die

Figur
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0294" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reflexiones über dieß Buch.</hi></fw><lb/>
Sub&#x017F;tanzen, hingegen i&#x017F;t nach Leibniz und<lb/>
Plato die Materie keine Sub&#x017F;tanz. Aber<lb/>
die Materie, ich meine die reine Materie,<lb/>
welche keine grobe Zufälligkeiten hat, i&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#aq">Ba&#x017F;is</hi> aller Sub&#x017F;tanz. Darum &#x017F;agte <hi rendition="#aq">Mau-<lb/>
pertuis,</hi> er wi&#x017F;&#x017F;e nicht was Sub&#x017F;tanz &#x017F;ey:<lb/>
Ur&#x017F;ache i&#x017F;t, weil man Sub&#x017F;tanz ohne &#x017F;ub-<lb/>
tile Erde begreiffen will. Swedenborg kann<lb/>
keine Sub&#x017F;tanz ohne &#x017F;ubtile Lichts-Erde con-<lb/>
cipiren. Nach Swedeyborg muß der inne-<lb/>
re Men&#x017F;ch aus dem äu&#x017F;&#x017F;ern gebohren werden.<lb/>
Der innere Men&#x017F;ch hat &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">Organismos</hi><lb/>
in zarten Lichtswe&#x017F;en als der äu&#x017F;&#x017F;ere Men&#x017F;ch,<lb/>
und darum hat der innere Men&#x017F;ch eine Fi-<lb/>
gur wie der Men&#x017F;ch, nur das grobe muß weg.<lb/>
Dieß i&#x017F;t un&#x017F;ern angenommenen Jdeen ganz<lb/>
entgegen, aber die heilige Schrift will einen<lb/>
innwendigen Men&#x017F;chen haben im alten, und<lb/>
Tertullianus hat durch revelation in der Ge-<lb/>
meine in &#x017F;einem Buch <hi rendition="#aq">de anima</hi> bezeugt, der<lb/>
innere Men&#x017F;ch &#x017F;ehe aus wie der äu&#x017F;&#x017F;ere, nur<lb/>
die Grobheit und Plumbheit &#x017F;ey davon weg.<lb/>
Auf die&#x017F;en Grund &#x017F;ind die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;a</hi> des Swe-<lb/>
denborgs gebauet. Die Einwohner der Pla-<lb/>
neten legen ihre grobe Hütte ohne Furcht vor<lb/>
dem Tod ab, wie un&#x017F;ere Men&#x017F;chen &#x017F;ie able-<lb/>
gen mit gichteri&#x017F;chen Bewegungen, oder mit<lb/>
äng&#x017F;tlichen Ringen der Herzkammern.</p><lb/>
            <p>Hernach &#x017F;ind &#x017F;ie Gei&#x017F;ter in dem Spatio<lb/>
der un&#x017F;ichtbaren Welt, welche abermal die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Figur</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0294] Reflexiones über dieß Buch. Subſtanzen, hingegen iſt nach Leibniz und Plato die Materie keine Subſtanz. Aber die Materie, ich meine die reine Materie, welche keine grobe Zufälligkeiten hat, iſt die Baſis aller Subſtanz. Darum ſagte Mau- pertuis, er wiſſe nicht was Subſtanz ſey: Urſache iſt, weil man Subſtanz ohne ſub- tile Erde begreiffen will. Swedenborg kann keine Subſtanz ohne ſubtile Lichts-Erde con- cipiren. Nach Swedeyborg muß der inne- re Menſch aus dem äuſſern gebohren werden. Der innere Menſch hat ſo viel Organismos in zarten Lichtsweſen als der äuſſere Menſch, und darum hat der innere Menſch eine Fi- gur wie der Menſch, nur das grobe muß weg. Dieß iſt unſern angenommenen Jdeen ganz entgegen, aber die heilige Schrift will einen innwendigen Menſchen haben im alten, und Tertullianus hat durch revelation in der Ge- meine in ſeinem Buch de anima bezeugt, der innere Menſch ſehe aus wie der äuſſere, nur die Grobheit und Plumbheit ſey davon weg. Auf dieſen Grund ſind die Viſa des Swe- denborgs gebauet. Die Einwohner der Pla- neten legen ihre grobe Hütte ohne Furcht vor dem Tod ab, wie unſere Menſchen ſie able- gen mit gichteriſchen Bewegungen, oder mit ängſtlichen Ringen der Herzkammern. Hernach ſind ſie Geiſter in dem Spatio der unſichtbaren Welt, welche abermal die Figur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/294
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/294>, abgerufen am 22.11.2024.