Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der zweyten Erde
daren Gott nicht figirt und determinirt wer-
den; darauf konnte ich ihnen antworten, daß
dieses wohl geschehen könne, wenn es auf
den HErrn gehe, welcher der sichtbare GOtt
in dem Gedanken unter menschlicher Gestalt
ist; und daß also der Mensch mit dem un-
sichtbaren Gott durch Gedanken und Rüh-
rung, folglich durch Glauben und Liebe, ver-
einigt werden könne, wenn er mit dem HErrn
vereinigt wird, aber nicht anderst.

Die Geister, welche sich aus der Höhe
sehen ließen, wurden befragt, ob sie auf der
Erde unter der Regierung der Fürsten oder
Könige leben? darauf antworteten sie, sie
wissen nicht, was Regierungen seyen, sie le-
ben unter einander, in Völker, Familien
und Häuser abgetheilet; sie wurden befragt,
ob sie so sicher seyen? sie sagten ja, weil ei-
ne Familie die andere nicht beneidet, und
nichts abzunehmen begehret. Sie wurden un-
willig, daß man nach solchen Dingen fragte,
gleich als ob man sie einer Feindseligkeit, oder
einer Beschützung gegen Räuber, beschuldigte:
was ist nöthiger, sagten sie, als Nahrung
und Kleidung haben, und so vergnügt und
ruhig unter einander wohnen.

Als man sie ferner von ihrer Erde frag-
te, sagten sie, sie haben Wiesen, Auen,
Wälder voll fruchtbarer Bäume, auch Seen,

wor-

Von der zweyten Erde
daren Gott nicht figirt und determinirt wer-
den; darauf konnte ich ihnen antworten, daß
dieſes wohl geſchehen könne, wenn es auf
den HErrn gehe, welcher der ſichtbare GOtt
in dem Gedanken unter menſchlicher Geſtalt
iſt; und daß alſo der Menſch mit dem un-
ſichtbaren Gott durch Gedanken und Rüh-
rung, folglich durch Glauben und Liebe, ver-
einigt werden könne, wenn er mit dem HErrn
vereinigt wird, aber nicht anderſt.

Die Geiſter, welche ſich aus der Höhe
ſehen ließen, wurden befragt, ob ſie auf der
Erde unter der Regierung der Fürſten oder
Könige leben? darauf antworteten ſie, ſie
wiſſen nicht, was Regierungen ſeyen, ſie le-
ben unter einander, in Völker, Familien
und Häuſer abgetheilet; ſie wurden befragt,
ob ſie ſo ſicher ſeyen? ſie ſagten ja, weil ei-
ne Familie die andere nicht beneidet, und
nichts abzunehmen begehret. Sie wurden un-
willig, daß man nach ſolchen Dingen fragte,
gleich als ob man ſie einer Feindſeligkeit, oder
einer Beſchützung gegen Räuber, beſchuldigte:
was iſt nöthiger, ſagten ſie, als Nahrung
und Kleidung haben, und ſo vergnügt und
ruhig unter einander wohnen.

Als man ſie ferner von ihrer Erde frag-
te, ſagten ſie, ſie haben Wieſen, Auen,
Wälder voll fruchtbarer Bäume, auch Seen,

wor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0230" n="226"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der zweyten Erde</hi></fw><lb/>
daren Gott nicht figirt und determinirt wer-<lb/>
den; darauf konnte ich ihnen antworten, daß<lb/>
die&#x017F;es wohl ge&#x017F;chehen könne, wenn es auf<lb/>
den HErrn gehe, welcher der &#x017F;ichtbare GOtt<lb/>
in dem Gedanken unter men&#x017F;chlicher Ge&#x017F;talt<lb/>
i&#x017F;t; und daß al&#x017F;o der Men&#x017F;ch mit dem un-<lb/>
&#x017F;ichtbaren Gott durch Gedanken und Rüh-<lb/>
rung, folglich durch Glauben und Liebe, ver-<lb/>
einigt werden könne, wenn er mit dem HErrn<lb/>
vereinigt wird, aber nicht ander&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Die Gei&#x017F;ter, welche &#x017F;ich aus der Höhe<lb/>
&#x017F;ehen ließen, wurden befragt, ob &#x017F;ie auf der<lb/>
Erde unter der Regierung der Für&#x017F;ten oder<lb/>
Könige leben? darauf antworteten &#x017F;ie, &#x017F;ie<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en nicht, was Regierungen &#x017F;eyen, &#x017F;ie le-<lb/>
ben unter einander, in Völker, Familien<lb/>
und Häu&#x017F;er abgetheilet; &#x017F;ie wurden befragt,<lb/>
ob &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;icher &#x017F;eyen? &#x017F;ie &#x017F;agten ja, weil ei-<lb/>
ne Familie die andere nicht beneidet, und<lb/>
nichts abzunehmen begehret. Sie wurden un-<lb/>
willig, daß man nach &#x017F;olchen Dingen fragte,<lb/>
gleich als ob man &#x017F;ie einer Feind&#x017F;eligkeit, oder<lb/>
einer Be&#x017F;chützung gegen Räuber, be&#x017F;chuldigte:<lb/>
was i&#x017F;t nöthiger, &#x017F;agten &#x017F;ie, als Nahrung<lb/>
und Kleidung haben, und &#x017F;o vergnügt und<lb/>
ruhig unter einander wohnen.</p><lb/>
            <p>Als man &#x017F;ie ferner von ihrer Erde frag-<lb/>
te, &#x017F;agten &#x017F;ie, &#x017F;ie haben Wie&#x017F;en, Auen,<lb/>
Wälder voll fruchtbarer Bäume, auch Seen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wor-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0230] Von der zweyten Erde daren Gott nicht figirt und determinirt wer- den; darauf konnte ich ihnen antworten, daß dieſes wohl geſchehen könne, wenn es auf den HErrn gehe, welcher der ſichtbare GOtt in dem Gedanken unter menſchlicher Geſtalt iſt; und daß alſo der Menſch mit dem un- ſichtbaren Gott durch Gedanken und Rüh- rung, folglich durch Glauben und Liebe, ver- einigt werden könne, wenn er mit dem HErrn vereinigt wird, aber nicht anderſt. Die Geiſter, welche ſich aus der Höhe ſehen ließen, wurden befragt, ob ſie auf der Erde unter der Regierung der Fürſten oder Könige leben? darauf antworteten ſie, ſie wiſſen nicht, was Regierungen ſeyen, ſie le- ben unter einander, in Völker, Familien und Häuſer abgetheilet; ſie wurden befragt, ob ſie ſo ſicher ſeyen? ſie ſagten ja, weil ei- ne Familie die andere nicht beneidet, und nichts abzunehmen begehret. Sie wurden un- willig, daß man nach ſolchen Dingen fragte, gleich als ob man ſie einer Feindſeligkeit, oder einer Beſchützung gegen Räuber, beſchuldigte: was iſt nöthiger, ſagten ſie, als Nahrung und Kleidung haben, und ſo vergnügt und ruhig unter einander wohnen. Als man ſie ferner von ihrer Erde frag- te, ſagten ſie, ſie haben Wieſen, Auen, Wälder voll fruchtbarer Bäume, auch Seen, wor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/230
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/230>, abgerufen am 09.11.2024.