liches in Banden gehalten wird. Hieraus erhellet, daß der Geist des Menschen, der es eben ist, der da denket und will, in der Freyheit sey, aber nicht also das Aeusserli- che des Menschen, welches redet und thut, dieses aber sonst nicht, als nach obgemeld- ten Gesetzen.
598. Daß der Mensch nicht umgebildet werden könne, wenn er nicht einen freyen Willen hat, ist die Ursache, weil er in das Böse von allerley Art geboren wird, wel- ches doch aus dem Weg geräumt werden muß, damit er selig werden könne; es kann aber nicht aus dem Weg geräumt werden, wofern er es nicht in sich siehet und erkennet, und hernach es nicht will, und endlich verabscheuet, alsdenn erst wird es aus dem Weg geräumt: dieses kann nicht geschehen, wofern nicht der Mensch sowohl im Guten, als im Bösen ist, denn aus dem Guten kann er das Böse sehen, aber nicht aus dem Bösen das Gute; das geistliche Gute, welches der Mensch denken kann, lernet er von Kindheit an aus Lesung des Worts, und aus der Predigt; und das sittliche und bürgerliche Gute lernet er aus dem weltlichen Leben; das ist die erste Ur- sache, warum der Mensch in der Freyheit seyn muß. Die andere Ursache ist, daß dem Menschen sonst nichts zugeeignet wird, als was er aus der von der Liebe herrüh-
renden
Von der Hoͤlle.
liches in Banden gehalten wird. Hieraus erhellet, daß der Geiſt des Menſchen, der es eben iſt, der da denket und will, in der Freyheit ſey, aber nicht alſo das Aeuſſerli- che des Menſchen, welches redet und thut, dieſes aber ſonſt nicht, als nach obgemeld- ten Geſetzen.
598. Daß der Menſch nicht umgebildet werden koͤnne, wenn er nicht einen freyen Willen hat, iſt die Urſache, weil er in das Boͤſe von allerley Art geboren wird, wel- ches doch aus dem Weg geraͤumt werden muß, damit er ſelig werden koͤnne; es kann aber nicht aus dem Weg geraͤumt werden, wofern er es nicht in ſich ſiehet und erkennet, und hernach es nicht will, und endlich verabſcheuet, alsdenn erſt wird es aus dem Weg geraͤumt: dieſes kann nicht geſchehen, wofern nicht der Menſch ſowohl im Guten, als im Boͤſen iſt, denn aus dem Guten kann er das Boͤſe ſehen, aber nicht aus dem Boͤſen das Gute; das geiſtliche Gute, welches der Menſch denken kann, lernet er von Kindheit an aus Leſung des Worts, und aus der Predigt; und das ſittliche und buͤrgerliche Gute lernet er aus dem weltlichen Leben; das iſt die erſte Ur- ſache, warum der Menſch in der Freyheit ſeyn muß. Die andere Urſache iſt, daß dem Menſchen ſonſt nichts zugeeignet wird, als was er aus der von der Liebe herruͤh-
renden
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Von der Hoͤlle.
liches in Banden gehalten wird. Hieraus
erhellet, daß der Geiſt des Menſchen, der
es eben iſt, der da denket und will, in der
Freyheit ſey, aber nicht alſo das Aeuſſerli-
che des Menſchen, welches redet und thut,
dieſes aber ſonſt nicht, als nach obgemeld-
ten Geſetzen.
598. Daß der Menſch nicht umgebildet
werden koͤnne, wenn er nicht einen freyen
Willen hat, iſt die Urſache, weil er in das
Boͤſe von allerley Art geboren wird, wel-
ches doch aus dem Weg geraͤumt werden
muß, damit er ſelig werden koͤnne; es kann aber
nicht aus dem Weg geraͤumt werden, wofern er
es nicht in ſich ſiehet und erkennet, und hernach
es nicht will, und endlich verabſcheuet, alsdenn
erſt wird es aus dem Weg geraͤumt: dieſes
kann nicht geſchehen, wofern nicht der Menſch
ſowohl im Guten, als im Boͤſen iſt, denn
aus dem Guten kann er das Boͤſe ſehen,
aber nicht aus dem Boͤſen das Gute; das
geiſtliche Gute, welches der Menſch denken
kann, lernet er von Kindheit an aus Leſung
des Worts, und aus der Predigt; und das
ſittliche und buͤrgerliche Gute lernet er aus
dem weltlichen Leben; das iſt die erſte Ur-
ſache, warum der Menſch in der Freyheit
ſeyn muß. Die andere Urſache iſt, daß
dem Menſchen ſonſt nichts zugeeignet wird,
als was er aus der von der Liebe herruͤh-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/443>, abgerufen am 22.11.2024.
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