Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Hölle.
che Begierde bey einem jeden innerhalb einer
Gesellschaft ist, wo sie keine äusserliche Ban-
de zurückhalten, als da sind die vielerley Furcht
vor dem Gesetz, und vor dem Verlust des
guten Namens, der Ehre, des Gewinnstes,
und des Lebens, sodann fällt ein jeder aus
seiner Bosheit den andern an, und so viel er
vermag, überwältigt er ihn auch, und macht
auch die übrigen seiner Herrschaft unterwür-
fig, und wider diejenigen, die sich nicht un-
terwerfen, läßt er mit Lust seine Wuth aus:
diese Lust ist mit der Lust zu hertschen völlig
verknüpft, ja sogar, daß sie in gleichem Grad
sind, weil die Lust, Schaden zuzufügen, in
der Feindschaft, in dem Neid, in dem Haß
und in der Rache befindlich ist, diese aber die
Bosheiten der Eigenliebe sind, wie ich oben
gesagt habe. Alle Höllen sind dergleichen Ge-
sellschaften, weswegen ein jeder allda in sei-
nem Herzen einen Haß gegen den andern trägt,
und aus Haß in Wuth ausbricht, so viel er
kann und weis. Dieses Wüthen und die
daher rührende Peinigungen werden eben auch
durch das höllische Feuer verstanden, denn
sie sind die Würkungen der Begierden.

574. Jch habe oben Num. 548. gezeigt,
daß ein jeder böse Geist sich von selbst in die
Hölle stürze, deswegen soll auch mit weni-
gem gesagt werden, woher dieses komme, da
doch in der Hölle solche Peinigungen sind,

Aus
d 3

Von der Hoͤlle.
che Begierde bey einem jeden innerhalb einer
Geſellſchaft iſt, wo ſie keine aͤuſſerliche Ban-
de zuruͤckhalten, als da ſind die vielerley Furcht
vor dem Geſetz, und vor dem Verluſt des
guten Namens, der Ehre, des Gewinnſtes,
und des Lebens, ſodann faͤllt ein jeder aus
ſeiner Bosheit den andern an, und ſo viel er
vermag, uͤberwaͤltigt er ihn auch, und macht
auch die uͤbrigen ſeiner Herrſchaft unterwuͤr-
fig, und wider diejenigen, die ſich nicht un-
terwerfen, laͤßt er mit Luſt ſeine Wuth aus:
dieſe Luſt iſt mit der Luſt zu hertſchen voͤllig
verknuͤpft, ja ſogar, daß ſie in gleichem Grad
ſind, weil die Luſt, Schaden zuzufuͤgen, in
der Feindſchaft, in dem Neid, in dem Haß
und in der Rache befindlich iſt, dieſe aber die
Bosheiten der Eigenliebe ſind, wie ich oben
geſagt habe. Alle Hoͤllen ſind dergleichen Ge-
ſellſchaften, weswegen ein jeder allda in ſei-
nem Herzen einen Haß gegen den andern traͤgt,
und aus Haß in Wuth ausbricht, ſo viel er
kann und weis. Dieſes Wuͤthen und die
daher ruͤhrende Peinigungen werden eben auch
durch das hoͤlliſche Feuer verſtanden, denn
ſie ſind die Wuͤrkungen der Begierden.

574. Jch habe oben Num. 548. gezeigt,
daß ein jeder boͤſe Geiſt ſich von ſelbſt in die
Hoͤlle ſtuͤrze, deswegen ſoll auch mit weni-
gem geſagt werden, woher dieſes komme, da
doch in der Hoͤlle ſolche Peinigungen ſind,

Aus
d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0404" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Ho&#x0364;lle.</hi></fw><lb/>
che Begierde bey einem jeden innerhalb einer<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft i&#x017F;t, wo &#x017F;ie keine a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Ban-<lb/>
de zuru&#x0364;ckhalten, als da &#x017F;ind die vielerley Furcht<lb/>
vor dem Ge&#x017F;etz, und vor dem Verlu&#x017F;t des<lb/>
guten Namens, der Ehre, des Gewinn&#x017F;tes,<lb/>
und des Lebens, &#x017F;odann fa&#x0364;llt ein jeder aus<lb/>
&#x017F;einer Bosheit den andern an, und &#x017F;o viel er<lb/>
vermag, u&#x0364;berwa&#x0364;ltigt er ihn auch, und macht<lb/>
auch die u&#x0364;brigen &#x017F;einer Herr&#x017F;chaft unterwu&#x0364;r-<lb/>
fig, und wider diejenigen, die &#x017F;ich nicht un-<lb/>
terwerfen, la&#x0364;ßt er mit Lu&#x017F;t &#x017F;eine Wuth aus:<lb/>
die&#x017F;e Lu&#x017F;t i&#x017F;t mit der Lu&#x017F;t zu hert&#x017F;chen vo&#x0364;llig<lb/>
verknu&#x0364;pft, ja &#x017F;ogar, daß &#x017F;ie in gleichem Grad<lb/>
&#x017F;ind, weil die Lu&#x017F;t, Schaden zuzufu&#x0364;gen, in<lb/>
der Feind&#x017F;chaft, in dem Neid, in dem Haß<lb/>
und in der Rache befindlich i&#x017F;t, die&#x017F;e aber die<lb/>
Bosheiten der Eigenliebe &#x017F;ind, wie ich oben<lb/>
ge&#x017F;agt habe. Alle Ho&#x0364;llen &#x017F;ind dergleichen Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaften, weswegen ein jeder allda in &#x017F;ei-<lb/>
nem Herzen einen Haß gegen den andern tra&#x0364;gt,<lb/>
und aus Haß in Wuth ausbricht, &#x017F;o viel er<lb/>
kann und weis. Die&#x017F;es Wu&#x0364;then und die<lb/>
daher ru&#x0364;hrende Peinigungen werden eben auch<lb/>
durch das ho&#x0364;lli&#x017F;che Feuer ver&#x017F;tanden, denn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ind die Wu&#x0364;rkungen der Begierden.</p><lb/>
          <p>574. Jch habe oben Num. 548. gezeigt,<lb/>
daß ein jeder bo&#x0364;&#x017F;e Gei&#x017F;t &#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t in die<lb/>
Ho&#x0364;lle &#x017F;tu&#x0364;rze, deswegen &#x017F;oll auch mit weni-<lb/>
gem ge&#x017F;agt werden, woher die&#x017F;es komme, da<lb/>
doch in der Ho&#x0364;lle &#x017F;olche Peinigungen &#x017F;ind,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0404] Von der Hoͤlle. che Begierde bey einem jeden innerhalb einer Geſellſchaft iſt, wo ſie keine aͤuſſerliche Ban- de zuruͤckhalten, als da ſind die vielerley Furcht vor dem Geſetz, und vor dem Verluſt des guten Namens, der Ehre, des Gewinnſtes, und des Lebens, ſodann faͤllt ein jeder aus ſeiner Bosheit den andern an, und ſo viel er vermag, uͤberwaͤltigt er ihn auch, und macht auch die uͤbrigen ſeiner Herrſchaft unterwuͤr- fig, und wider diejenigen, die ſich nicht un- terwerfen, laͤßt er mit Luſt ſeine Wuth aus: dieſe Luſt iſt mit der Luſt zu hertſchen voͤllig verknuͤpft, ja ſogar, daß ſie in gleichem Grad ſind, weil die Luſt, Schaden zuzufuͤgen, in der Feindſchaft, in dem Neid, in dem Haß und in der Rache befindlich iſt, dieſe aber die Bosheiten der Eigenliebe ſind, wie ich oben geſagt habe. Alle Hoͤllen ſind dergleichen Ge- ſellſchaften, weswegen ein jeder allda in ſei- nem Herzen einen Haß gegen den andern traͤgt, und aus Haß in Wuth ausbricht, ſo viel er kann und weis. Dieſes Wuͤthen und die daher ruͤhrende Peinigungen werden eben auch durch das hoͤlliſche Feuer verſtanden, denn ſie ſind die Wuͤrkungen der Begierden. 574. Jch habe oben Num. 548. gezeigt, daß ein jeder boͤſe Geiſt ſich von ſelbſt in die Hoͤlle ſtuͤrze, deswegen ſoll auch mit weni- gem geſagt werden, woher dieſes komme, da doch in der Hoͤlle ſolche Peinigungen ſind, Aus d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/404
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/404>, abgerufen am 25.11.2024.