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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
die giengen den Weg, der zum Himmel führete.
Hieraus erhellet wiederum, daß die Bösen eben so
wohl, als die Guten, äusserlich einerley Leben füh-
ren, oder einerley Weg gehen, und also einer so
leicht, als der andere, und daß dem ungeachtet die-
jenigen, welche im Herzen das Göttliche erken-
nen, vornehmlich diejenigen innerhalb der Kirche,
welche das Göttliche des Herrn erkennen, in
den Himmel geführet, die es aber nicht erkennen,
in die Hölle gebracht werden. Die Gedanken des
Menschen, die aus der Absicht oder aus dem Wil-
len herkommen, werden im andern Leben durch
Wege vorgestellet; es werden auch allda dem An-
schein nach Wege dargestellet, die gänzlich so sind,
wie die Gedanken der Absicht, und ein jeder gehet
auch dahin, wo seine aus der Absicht herrührende
Gedanken hin zielen; daher kommt es daß die
Geister aus ihren Wegen erkannt werden, wie sie,
und ihre Gedanken beschaffen sind: hieraus wurde
auch klar, was eigentlich durch die Worte des Herrn
verstanden werde: "Gehet ein durch die enge
Pforte; denn die Pforte ist weit, und der
Weg ist breit, der ins Verderben führet,
und ihrer sind viel, die darauf wandeln;
die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal,
der zum Leben führet, und wenig sind,
die ihn finden,
" Matth. 7, 13. 14; daß der
Weg, der zum Himmel führet, schmal ist, das
ist nicht des wegen, als sey er beschwerlich, sondern
darum, weil ihrer, wie es heißt, wenig sind, die
denselben finden. Aus jenem Stein, den ich in

dem

Von der Geiſterwelt.
die giengen den Weg, der zum Himmel fuͤhrete.
Hieraus erhellet wiederum, daß die Boͤſen eben ſo
wohl, als die Guten, aͤuſſerlich einerley Leben fuͤh-
ren, oder einerley Weg gehen, und alſo einer ſo
leicht, als der andere, und daß dem ungeachtet die-
jenigen, welche im Herzen das Goͤttliche erken-
nen, vornehmlich diejenigen innerhalb der Kirche,
welche das Goͤttliche des Herrn erkennen, in
den Himmel gefuͤhret, die es aber nicht erkennen,
in die Hoͤlle gebracht werden. Die Gedanken des
Menſchen, die aus der Abſicht oder aus dem Wil-
len herkommen, werden im andern Leben durch
Wege vorgeſtellet; es werden auch allda dem An-
ſchein nach Wege dargeſtellet, die gaͤnzlich ſo ſind,
wie die Gedanken der Abſicht, und ein jeder gehet
auch dahin, wo ſeine aus der Abſicht herruͤhrende
Gedanken hin zielen; daher kommt es daß die
Geiſter aus ihren Wegen erkannt werden, wie ſie,
und ihre Gedanken beſchaffen ſind: hieraus wurde
auch klar, was eigentlich durch die Worte des Herrn
verſtanden werde: „Gehet ein durch die enge
Pforte; denn die Pforte iſt weit, und der
Weg iſt breit, der ins Verderben fuͤhret,
und ihrer ſind viel, die darauf wandeln;
die Pforte iſt eng, und der Weg iſt ſchmal,
der zum Leben fuͤhret, und wenig ſind,
die ihn finden,
” Matth. 7, 13. 14; daß der
Weg, der zum Himmel fuͤhret, ſchmal iſt, das
iſt nicht des wegen, als ſey er beſchwerlich, ſondern
darum, weil ihrer, wie es heißt, wenig ſind, die
denſelben finden. Aus jenem Stein, den ich in

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[342/0341] Von der Geiſterwelt. die giengen den Weg, der zum Himmel fuͤhrete. Hieraus erhellet wiederum, daß die Boͤſen eben ſo wohl, als die Guten, aͤuſſerlich einerley Leben fuͤh- ren, oder einerley Weg gehen, und alſo einer ſo leicht, als der andere, und daß dem ungeachtet die- jenigen, welche im Herzen das Goͤttliche erken- nen, vornehmlich diejenigen innerhalb der Kirche, welche das Goͤttliche des Herrn erkennen, in den Himmel gefuͤhret, die es aber nicht erkennen, in die Hoͤlle gebracht werden. Die Gedanken des Menſchen, die aus der Abſicht oder aus dem Wil- len herkommen, werden im andern Leben durch Wege vorgeſtellet; es werden auch allda dem An- ſchein nach Wege dargeſtellet, die gaͤnzlich ſo ſind, wie die Gedanken der Abſicht, und ein jeder gehet auch dahin, wo ſeine aus der Abſicht herruͤhrende Gedanken hin zielen; daher kommt es daß die Geiſter aus ihren Wegen erkannt werden, wie ſie, und ihre Gedanken beſchaffen ſind: hieraus wurde auch klar, was eigentlich durch die Worte des Herrn verſtanden werde: „Gehet ein durch die enge Pforte; denn die Pforte iſt weit, und der Weg iſt breit, der ins Verderben fuͤhret, und ihrer ſind viel, die darauf wandeln; die Pforte iſt eng, und der Weg iſt ſchmal, der zum Leben fuͤhret, und wenig ſind, die ihn finden,” Matth. 7, 13. 14; daß der Weg, der zum Himmel fuͤhret, ſchmal iſt, das iſt nicht des wegen, als ſey er beſchwerlich, ſondern darum, weil ihrer, wie es heißt, wenig ſind, die denſelben finden. Aus jenem Stein, den ich in dem

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/341>, abgerufen am 23.07.2024.