Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
also in das Licht des Himmels; der Weg zur Rech-
ten war breit und weit, und führte schräg ab-
wärts auf die Hölle zu. Anfangs sahe ich, daß alle
den obgedachten breiten oder einerley Weg giengen,
bis zu dem grossen Stein im Scheideweg, da sie
aber dahin kamen, scheideten sie sich von einander,
die Guten lenkten sich zur Linken, und giengen den
schmalen Weg, der zum Himmel führete; die Bö-
sen hingegen sahen den Stein im Scheideweg
nicht, und fielen über denselben, und wurden ver-
letzet, wenn sie aber wieder aufgestanden waren,
liefen sie den breiten Weg zur Rechten, der auf die
Hölle zugieng. Nachgehends wurde mir erkläret,
was dieses alles bedeutete; daß nämlich durch den
ersten Weg, der breit war, und den viele, so-
wohl die Guten als die Bösen zugleich giengen,
und mit einander alswie gute Freunde redeten,
weil dem Ansehen nach kein Unterschied unter ih-
nen zu sehen war, diejenigen vorgestellet wurden,
welche im Aeusserlichen auf einerley Art auf-
richtig und gerechtleben, und welche dem Ansehen
nach nicht von einander zu unterscheiden sind:
durch den Stein im Scheideweg oder in dem
Winkel,
über den die Bösen fielen, und von dem
aus sie den zur Hölle führenden Weg liefen, wur-
de das Göttliche Wahre vorgestellet, welches von
denen, die gegen die Hölle sehen, geläugnet wird;
im höchsten Sinn wird durch eben diesen Stein
das Göttlich Menschliche des Herrn
ange-
deutet: die aber das Göttliche Wahre, und
zugleich das Göttliche des Hernn erkannten,

die
Z 3

Von der Geiſterwelt.
alſo in das Licht des Himmels; der Weg zur Rech-
ten war breit und weit, und fuͤhrte ſchraͤg ab-
waͤrts auf die Hoͤlle zu. Anfangs ſahe ich, daß alle
den obgedachten breiten oder einerley Weg giengen,
bis zu dem groſſen Stein im Scheideweg, da ſie
aber dahin kamen, ſcheideten ſie ſich von einander,
die Guten lenkten ſich zur Linken, und giengen den
ſchmalen Weg, der zum Himmel fuͤhrete; die Boͤ-
ſen hingegen ſahen den Stein im Scheideweg
nicht, und fielen uͤber denſelben, und wurden ver-
letzet, wenn ſie aber wieder aufgeſtanden waren,
liefen ſie den breiten Weg zur Rechten, der auf die
Hoͤlle zugieng. Nachgehends wurde mir erklaͤret,
was dieſes alles bedeutete; daß naͤmlich durch den
erſten Weg, der breit war, und den viele, ſo-
wohl die Guten als die Boͤſen zugleich giengen,
und mit einander alswie gute Freunde redeten,
weil dem Anſehen nach kein Unterſchied unter ih-
nen zu ſehen war, diejenigen vorgeſtellet wurden,
welche im Aeuſſerlichen auf einerley Art auf-
richtig und gerechtleben, und welche dem Anſehen
nach nicht von einander zu unterſcheiden ſind:
durch den Stein im Scheideweg oder in dem
Winkel,
uͤber den die Boͤſen fielen, und von dem
aus ſie den zur Hoͤlle fuͤhrenden Weg liefen, wur-
de das Goͤttliche Wahre vorgeſtellet, welches von
denen, die gegen die Hoͤlle ſehen, gelaͤugnet wird;
im hoͤchſten Sinn wird durch eben dieſen Stein
das Goͤttlich Menſchliche des Herrn
ange-
deutet: die aber das Goͤttliche Wahre, und
zugleich das Goͤttliche des Hernn erkannten,

die
Z 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0340" n="341"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
al&#x017F;o in das Licht des Himmels; der Weg zur Rech-<lb/>
ten war breit und weit, und fu&#x0364;hrte &#x017F;chra&#x0364;g ab-<lb/>
wa&#x0364;rts auf die Ho&#x0364;lle zu. Anfangs &#x017F;ahe ich, daß alle<lb/>
den obgedachten breiten oder einerley Weg giengen,<lb/>
bis zu dem gro&#x017F;&#x017F;en Stein im Scheideweg, da &#x017F;ie<lb/>
aber dahin kamen, &#x017F;cheideten &#x017F;ie &#x017F;ich von einander,<lb/>
die Guten lenkten &#x017F;ich zur Linken, und giengen den<lb/>
&#x017F;chmalen Weg, der zum Himmel fu&#x0364;hrete; die Bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en hingegen &#x017F;ahen den Stein im Scheideweg<lb/>
nicht, und fielen u&#x0364;ber den&#x017F;elben, und wurden ver-<lb/>
letzet, wenn &#x017F;ie aber wieder aufge&#x017F;tanden waren,<lb/>
liefen &#x017F;ie den breiten Weg zur Rechten, der auf die<lb/>
Ho&#x0364;lle zugieng. Nachgehends wurde mir erkla&#x0364;ret,<lb/>
was die&#x017F;es alles bedeutete; daß na&#x0364;mlich durch den<lb/><hi rendition="#fr">er&#x017F;ten Weg, der breit war,</hi> und den viele, &#x017F;o-<lb/>
wohl die Guten als die Bo&#x0364;&#x017F;en zugleich giengen,<lb/>
und mit einander alswie gute Freunde redeten,<lb/>
weil dem An&#x017F;ehen nach kein Unter&#x017F;chied unter ih-<lb/>
nen zu &#x017F;ehen war, diejenigen vorge&#x017F;tellet wurden,<lb/>
welche <hi rendition="#fr">im Aeu&#x017F;&#x017F;erlichen</hi> auf einerley Art auf-<lb/>
richtig und gerechtleben, und welche dem An&#x017F;ehen<lb/>
nach nicht von einander zu unter&#x017F;cheiden &#x017F;ind:<lb/>
durch den <hi rendition="#fr">Stein im Scheideweg oder in dem<lb/>
Winkel,</hi> u&#x0364;ber den die Bo&#x0364;&#x017F;en fielen, und von dem<lb/>
aus &#x017F;ie den zur Ho&#x0364;lle fu&#x0364;hrenden Weg liefen, wur-<lb/>
de das Go&#x0364;ttliche Wahre vorge&#x017F;tellet, welches von<lb/>
denen, die gegen die Ho&#x0364;lle &#x017F;ehen, gela&#x0364;ugnet wird;<lb/>
im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Sinn wird durch eben die&#x017F;en <hi rendition="#fr">Stein<lb/>
das Go&#x0364;ttlich Men&#x017F;chliche des Herrn</hi> ange-<lb/>
deutet: die aber das Go&#x0364;ttliche Wahre, und<lb/>
zugleich <hi rendition="#fr">das Go&#x0364;ttliche des Hernn</hi> erkannten,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 3</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0340] Von der Geiſterwelt. alſo in das Licht des Himmels; der Weg zur Rech- ten war breit und weit, und fuͤhrte ſchraͤg ab- waͤrts auf die Hoͤlle zu. Anfangs ſahe ich, daß alle den obgedachten breiten oder einerley Weg giengen, bis zu dem groſſen Stein im Scheideweg, da ſie aber dahin kamen, ſcheideten ſie ſich von einander, die Guten lenkten ſich zur Linken, und giengen den ſchmalen Weg, der zum Himmel fuͤhrete; die Boͤ- ſen hingegen ſahen den Stein im Scheideweg nicht, und fielen uͤber denſelben, und wurden ver- letzet, wenn ſie aber wieder aufgeſtanden waren, liefen ſie den breiten Weg zur Rechten, der auf die Hoͤlle zugieng. Nachgehends wurde mir erklaͤret, was dieſes alles bedeutete; daß naͤmlich durch den erſten Weg, der breit war, und den viele, ſo- wohl die Guten als die Boͤſen zugleich giengen, und mit einander alswie gute Freunde redeten, weil dem Anſehen nach kein Unterſchied unter ih- nen zu ſehen war, diejenigen vorgeſtellet wurden, welche im Aeuſſerlichen auf einerley Art auf- richtig und gerechtleben, und welche dem Anſehen nach nicht von einander zu unterſcheiden ſind: durch den Stein im Scheideweg oder in dem Winkel, uͤber den die Boͤſen fielen, und von dem aus ſie den zur Hoͤlle fuͤhrenden Weg liefen, wur- de das Goͤttliche Wahre vorgeſtellet, welches von denen, die gegen die Hoͤlle ſehen, gelaͤugnet wird; im hoͤchſten Sinn wird durch eben dieſen Stein das Goͤttlich Menſchliche des Herrn ange- deutet: die aber das Goͤttliche Wahre, und zugleich das Goͤttliche des Hernn erkannten, die Z 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/340
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/340>, abgerufen am 22.11.2024.