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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
heiten beziehen sich auf das Leben eines jeden
Menschen, in Rücksicht auf die Gesellschaften
und Gemeinschaft, überhaupt auf die Aufrich-
tigkeit und Rechtschaffenheit, insbesondere aber
auf die Tugenden von allerley Arten: aber die
geistliche Wahrheiten beziehen sich auf den
Himmel und auf die Kirche, überhaupt auf
das Gute, das der Liebe zukommt, und auf das
Wahre, welches zum Glauben gehöret. Es
sind bey einem jeden Menschen drey Grade oder
Stufen des Lebens, man lese oben Num. 267;
das Vernünftige wird durch die bürgerliche
Wahrheiten bis zum ersten Grad eröffnet;
durch die sittliche Wahrheiten bis zum andern
Grad;
und durch die geistliche Wahrheiten bis
zum dritten Grad. Man muß aber wissen,
daß von diesen Wahrheiten das Vernünftige
nicht etwa dadurch gebildet und eröffnet werde,
daß der Mensch selbige weis, sondern dadurch,
daß der Mensch nach denselben lebt; und nach die-
sen Wahrheiten leben, dadurch verstehe ich: sie
aus geistlicher Zuneigung lieben;
und sie aus
geistlicher Zuneigung lieben, heißt: die Gerech-
tigkeit und Rechtmäßigkeit lieben, weil es Ge-
rechtigkeit und Rechtmäßigkeit ist, die Aufrich-
tigkeit und Rechtschaffenheit, weil es Aufrich-
tigkeit und Rechtschaffenheit ist, und das Gute
und Wahre, weil es gut und wahr ist; hinge-
gen aber aus leiblicher Zuneigung nach diesen
Wahrheiten leben, und sie lieben, heißt: sie
um sein selbst, seines guten Namens, Ehre

oder
Q 5

Von der Geiſterwelt.
heiten beziehen ſich auf das Leben eines jeden
Menſchen, in Ruͤckſicht auf die Geſellſchaften
und Gemeinſchaft, uͤberhaupt auf die Aufrich-
tigkeit und Rechtſchaffenheit, insbeſondere aber
auf die Tugenden von allerley Arten: aber die
geiſtliche Wahrheiten beziehen ſich auf den
Himmel und auf die Kirche, uͤberhaupt auf
das Gute, das der Liebe zukommt, und auf das
Wahre, welches zum Glauben gehoͤret. Es
ſind bey einem jeden Menſchen drey Grade oder
Stufen des Lebens, man leſe oben Num. 267;
das Vernuͤnftige wird durch die buͤrgerliche
Wahrheiten bis zum erſten Grad eroͤffnet;
durch die ſittliche Wahrheiten bis zum andern
Grad;
und durch die geiſtliche Wahrheiten bis
zum dritten Grad. Man muß aber wiſſen,
daß von dieſen Wahrheiten das Vernuͤnftige
nicht etwa dadurch gebildet und eroͤffnet werde,
daß der Menſch ſelbige weis, ſondern dadurch,
daß der Menſch nach denſelben lebt; und nach die-
ſen Wahrheiten leben, dadurch verſtehe ich: ſie
aus geiſtlicher Zuneigung lieben;
und ſie aus
geiſtlicher Zuneigung lieben, heißt: die Gerech-
tigkeit und Rechtmaͤßigkeit lieben, weil es Ge-
rechtigkeit und Rechtmaͤßigkeit iſt, die Aufrich-
tigkeit und Rechtſchaffenheit, weil es Aufrich-
tigkeit und Rechtſchaffenheit iſt, und das Gute
und Wahre, weil es gut und wahr iſt; hinge-
gen aber aus leiblicher Zuneigung nach dieſen
Wahrheiten leben, und ſie lieben, heißt: ſie
um ſein ſelbſt, ſeines guten Namens, Ehre

oder
Q 5
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[233/0232] Von der Geiſterwelt. heiten beziehen ſich auf das Leben eines jeden Menſchen, in Ruͤckſicht auf die Geſellſchaften und Gemeinſchaft, uͤberhaupt auf die Aufrich- tigkeit und Rechtſchaffenheit, insbeſondere aber auf die Tugenden von allerley Arten: aber die geiſtliche Wahrheiten beziehen ſich auf den Himmel und auf die Kirche, uͤberhaupt auf das Gute, das der Liebe zukommt, und auf das Wahre, welches zum Glauben gehoͤret. Es ſind bey einem jeden Menſchen drey Grade oder Stufen des Lebens, man leſe oben Num. 267; das Vernuͤnftige wird durch die buͤrgerliche Wahrheiten bis zum erſten Grad eroͤffnet; durch die ſittliche Wahrheiten bis zum andern Grad; und durch die geiſtliche Wahrheiten bis zum dritten Grad. Man muß aber wiſſen, daß von dieſen Wahrheiten das Vernuͤnftige nicht etwa dadurch gebildet und eroͤffnet werde, daß der Menſch ſelbige weis, ſondern dadurch, daß der Menſch nach denſelben lebt; und nach die- ſen Wahrheiten leben, dadurch verſtehe ich: ſie aus geiſtlicher Zuneigung lieben; und ſie aus geiſtlicher Zuneigung lieben, heißt: die Gerech- tigkeit und Rechtmaͤßigkeit lieben, weil es Ge- rechtigkeit und Rechtmaͤßigkeit iſt, die Aufrich- tigkeit und Rechtſchaffenheit, weil es Aufrich- tigkeit und Rechtſchaffenheit iſt, und das Gute und Wahre, weil es gut und wahr iſt; hinge- gen aber aus leiblicher Zuneigung nach dieſen Wahrheiten leben, und ſie lieben, heißt: ſie um ſein ſelbſt, ſeines guten Namens, Ehre oder Q 5

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/232>, abgerufen am 07.05.2024.