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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
Gebrauch, wozu es ihm in der Welt gedienet
hatte, darum, weil der Mensch in der Welt, da
er aus der äusserlichen Sinnlichkeit, und nicht zu-
gleich aus dem innerlichen Sinnlichen oder
aus dem verständlichen Theil
gedacht, nur
natürlich aber nicht geistlich gedacht hat; hinge-
gen aber in dem andern Leben, da der Geist in
der geistlichen Welt ist, denket er nicht natürlich,
sondern geistlich; geistlich denken, heißt: aus dem
verständlichen oder vernünftigen Theil
denken; daher kommt es, daß das äusserlich oder
natürliche Gedächtnis, in Ansehung der mate-
riellen oder körperlichen Dinge, alsdenn ruhet,
und nur dasjenige zum Gebrauch kommt, was
der Mensch, durch diese materiellen Dinge, in der
Welt gefaßt, und wodurch er seinen vernünf-
tigen Theil
vollkommener gemacht hat: daß
das äusserliche Gedächtnis, in Ansehung der ma-
teriellen Dinge, ruhet, ist die Ursache, weil sie
nicht wieder zum Vorschein gebracht werden kön-
nen, denn die Geister und Engel reden aus den
Neigungen und aus den daher rührenden Gedan-
ken ihres Gemüths, dahero können sie dasjenige,
was sich nicht dazu schicket, auch nicht aussprechen,
wie bereits daraus offenbar seyn kann, was ich
von der Sprache der Engel im Himmel, und von
ihrer Sprache mit dem Menschen, Num. 234-
257 gesagt habe: daher kommt es, daß, um so
viel der Mensch durch Sprachen und Wissenschaf-
ten in der Welt vernünftig worden ist, er auch
in so viel nach dem Tod vernünftig ist, aber

keines-

Von der Geiſterwelt.
Gebrauch, wozu es ihm in der Welt gedienet
hatte, darum, weil der Menſch in der Welt, da
er aus der aͤuſſerlichen Sinnlichkeit, und nicht zu-
gleich aus dem innerlichen Sinnlichen oder
aus dem verſtaͤndlichen Theil
gedacht, nur
natuͤrlich aber nicht geiſtlich gedacht hat; hinge-
gen aber in dem andern Leben, da der Geiſt in
der geiſtlichen Welt iſt, denket er nicht natuͤrlich,
ſondern geiſtlich; geiſtlich denken, heißt: aus dem
verſtaͤndlichen oder vernuͤnftigen Theil
denken; daher kommt es, daß das aͤuſſerlich oder
natuͤrliche Gedaͤchtnis, in Anſehung der mate-
riellen oder koͤrperlichen Dinge, alsdenn ruhet,
und nur dasjenige zum Gebrauch kommt, was
der Menſch, durch dieſe materiellen Dinge, in der
Welt gefaßt, und wodurch er ſeinen vernuͤnf-
tigen Theil
vollkommener gemacht hat: daß
das aͤuſſerliche Gedaͤchtnis, in Anſehung der ma-
teriellen Dinge, ruhet, iſt die Urſache, weil ſie
nicht wieder zum Vorſchein gebracht werden koͤn-
nen, denn die Geiſter und Engel reden aus den
Neigungen und aus den daher ruͤhrenden Gedan-
ken ihres Gemuͤths, dahero koͤnnen ſie dasjenige,
was ſich nicht dazu ſchicket, auch nicht ausſprechen,
wie bereits daraus offenbar ſeyn kann, was ich
von der Sprache der Engel im Himmel, und von
ihrer Sprache mit dem Menſchen, Num. 234-
257 geſagt habe: daher kommt es, daß, um ſo
viel der Menſch durch Sprachen und Wiſſenſchaf-
ten in der Welt vernuͤnftig worden iſt, er auch
in ſo viel nach dem Tod vernuͤnftig iſt, aber

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[226/0225] Von der Geiſterwelt. Gebrauch, wozu es ihm in der Welt gedienet hatte, darum, weil der Menſch in der Welt, da er aus der aͤuſſerlichen Sinnlichkeit, und nicht zu- gleich aus dem innerlichen Sinnlichen oder aus dem verſtaͤndlichen Theil gedacht, nur natuͤrlich aber nicht geiſtlich gedacht hat; hinge- gen aber in dem andern Leben, da der Geiſt in der geiſtlichen Welt iſt, denket er nicht natuͤrlich, ſondern geiſtlich; geiſtlich denken, heißt: aus dem verſtaͤndlichen oder vernuͤnftigen Theil denken; daher kommt es, daß das aͤuſſerlich oder natuͤrliche Gedaͤchtnis, in Anſehung der mate- riellen oder koͤrperlichen Dinge, alsdenn ruhet, und nur dasjenige zum Gebrauch kommt, was der Menſch, durch dieſe materiellen Dinge, in der Welt gefaßt, und wodurch er ſeinen vernuͤnf- tigen Theil vollkommener gemacht hat: daß das aͤuſſerliche Gedaͤchtnis, in Anſehung der ma- teriellen Dinge, ruhet, iſt die Urſache, weil ſie nicht wieder zum Vorſchein gebracht werden koͤn- nen, denn die Geiſter und Engel reden aus den Neigungen und aus den daher ruͤhrenden Gedan- ken ihres Gemuͤths, dahero koͤnnen ſie dasjenige, was ſich nicht dazu ſchicket, auch nicht ausſprechen, wie bereits daraus offenbar ſeyn kann, was ich von der Sprache der Engel im Himmel, und von ihrer Sprache mit dem Menſchen, Num. 234- 257 geſagt habe: daher kommt es, daß, um ſo viel der Menſch durch Sprachen und Wiſſenſchaf- ten in der Welt vernuͤnftig worden iſt, er auch in ſo viel nach dem Tod vernuͤnftig iſt, aber keines-

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/225>, abgerufen am 26.11.2024.