voraus, daß dieses widersinnig zu seyn scheinet, und daher kaum geglaubt wird, gleichwohl aber ist es die Wahrheit. Der Mensch glaube dem- nach nicht, daß etwas, welches er bey sich ge- dacht, und im Verborgenen gethan hat, nach dem Tod verborgen bleibe, sondern er glaube, daß alles und jedes alsdenn so offenbar werde, wie am hellen Tag.
464. Ob nun gleich das äusserliche oder natürliche Gedächtnis nach dem Tod noch in dem Menschen ist, so werden dem ungeachtet die blos natürlichen Dinge, so darinnen sind, in dem andern Leben nicht wieder zum Vorschein gebracht, sondern nur die geistlichen Dinge, die den na- türlichen durch die Uebereinstimmungen mit bey- gefügt sind; jedoch, wenn sich diese geistlichen Dinge vor das Gesicht stellen, so erscheinen sie völlig in eben der Gestalt, wie in der natürlichen Welt; denn alle Dinge, die in den Himmeln er cheinen, erscheinen eben so, wie in der Welt, ob sie gleich in ihrem Wesen nicht natürlich, son- dern geistlich sind, als wie ich in dem Artikel von den vorstellenden Dingen und Erscheinungen im Himmel, Num. 170-176 gezeigt habe, die man nachlesen kann. Allein, das äussere oder natür- liche Gedächtnis, so viel nämlich die darinnen befindlichen Dinge anbetrifft, die von dem Ma- teriellen, wie auch von der Zeit und vom Raum, und vom übrigen, das der Natur eigen ist, an sich haben, dienet dem Geist nicht zu demjenigen
Ge-
Sw. Sch.II.Th. Q
Von der Geiſterwelt.
voraus, daß dieſes widerſinnig zu ſeyn ſcheinet, und daher kaum geglaubt wird, gleichwohl aber iſt es die Wahrheit. Der Menſch glaube dem- nach nicht, daß etwas, welches er bey ſich ge- dacht, und im Verborgenen gethan hat, nach dem Tod verborgen bleibe, ſondern er glaube, daß alles und jedes alsdenn ſo offenbar werde, wie am hellen Tag.
464. Ob nun gleich das aͤuſſerliche oder natuͤrliche Gedaͤchtnis nach dem Tod noch in dem Menſchen iſt, ſo werden dem ungeachtet die blos natuͤrlichen Dinge, ſo darinnen ſind, in dem andern Leben nicht wieder zum Vorſchein gebracht, ſondern nur die geiſtlichen Dinge, die den na- tuͤrlichen durch die Uebereinſtimmungen mit bey- gefuͤgt ſind; jedoch, wenn ſich dieſe geiſtlichen Dinge vor das Geſicht ſtellen, ſo erſcheinen ſie voͤllig in eben der Geſtalt, wie in der natuͤrlichen Welt; denn alle Dinge, die in den Himmeln er cheinen, erſcheinen eben ſo, wie in der Welt, ob ſie gleich in ihrem Weſen nicht natuͤrlich, ſon- dern geiſtlich ſind, als wie ich in dem Artikel von den vorſtellenden Dingen und Erſcheinungen im Himmel, Num. 170-176 gezeigt habe, die man nachleſen kann. Allein, das aͤuſſere oder natuͤr- liche Gedaͤchtnis, ſo viel naͤmlich die darinnen befindlichen Dinge anbetrifft, die von dem Ma- teriellen, wie auch von der Zeit und vom Raum, und vom uͤbrigen, das der Natur eigen iſt, an ſich haben, dienet dem Geiſt nicht zu demjenigen
Ge-
Sw. Sch.II.Th. Q
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Von der Geiſterwelt.
voraus, daß dieſes widerſinnig zu ſeyn ſcheinet,
und daher kaum geglaubt wird, gleichwohl aber
iſt es die Wahrheit. Der Menſch glaube dem-
nach nicht, daß etwas, welches er bey ſich ge-
dacht, und im Verborgenen gethan hat, nach
dem Tod verborgen bleibe, ſondern er glaube,
daß alles und jedes alsdenn ſo offenbar werde,
wie am hellen Tag.
464. Ob nun gleich das aͤuſſerliche oder
natuͤrliche Gedaͤchtnis nach dem Tod noch
in dem Menſchen iſt, ſo werden dem ungeachtet
die blos natuͤrlichen Dinge, ſo darinnen ſind, in dem
andern Leben nicht wieder zum Vorſchein gebracht,
ſondern nur die geiſtlichen Dinge, die den na-
tuͤrlichen durch die Uebereinſtimmungen mit bey-
gefuͤgt ſind; jedoch, wenn ſich dieſe geiſtlichen
Dinge vor das Geſicht ſtellen, ſo erſcheinen ſie
voͤllig in eben der Geſtalt, wie in der natuͤrlichen
Welt; denn alle Dinge, die in den Himmeln
er cheinen, erſcheinen eben ſo, wie in der Welt,
ob ſie gleich in ihrem Weſen nicht natuͤrlich, ſon-
dern geiſtlich ſind, als wie ich in dem Artikel von
den vorſtellenden Dingen und Erſcheinungen im
Himmel, Num. 170-176 gezeigt habe, die man
nachleſen kann. Allein, das aͤuſſere oder natuͤr-
liche Gedaͤchtnis, ſo viel naͤmlich die darinnen
befindlichen Dinge anbetrifft, die von dem Ma-
teriellen, wie auch von der Zeit und vom Raum,
und vom uͤbrigen, das der Natur eigen iſt, an
ſich haben, dienet dem Geiſt nicht zu demjenigen
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/224>, abgerufen am 25.11.2024.
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