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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
nicht wieder hervorgebracht werden können, so
ruhen sie, gleichwie es bey dem Menschen geht,
wenn er nicht daran denket; sie werden aber
dennoch wieder hervorgebracht, wenn es dem
Herrn wohlgefällt; aber von diesem Gedächt-
nis, und von dessen Zustand nach dem Tod, soll
gleich im folgenden ein mehreres gesagt werden.
Daß ein solcher Zustand des Menschen nach
dem Tod sey, kann der sinnliche Mensch ganz
und gar nicht glauben, weil er es nicht fasset;
denn der sinnliche Mensch kann nicht anders,
als natürlich denken, und also auch von den
geistlichen Dingen; weswegen er von dem, was
nicht in seine Sinne fällt, das ist, was er
nicht mit den Augen seines Leibes siehet, und
nicht mit seinen Händen greifet, zu sagen pflegt,
es sey nicht vorhanden, gleichwie man von Tho-
ma liest Joh. 20, v. 25. 27. 29.: wie der sinn-
liche Mensch beschaffen ist, lese man oben in
der 267sten Nummer, und in der allda befind-
lichen Anmerkung.

462. Es ist aber dem ungeachtet zwischen
dem Leben des Menschen in der geistlichen Welt,
und seinem Leben in der natürlichen Welt, so
wohl in Ansehung der äusserlichen Sinne und
ihrer Eindrücke, als auch in Ansehung der in-
nerlichen Sinne
und ihrer Eindrücke, ein gros-
ser Unterschied; diejenigen, so im Himmel sind,
haben viel schärfere Sinnen, das ist, sie sehen
und hören viel vortreflicher, und denken auch

viel

Von der Geiſterwelt.
nicht wieder hervorgebracht werden koͤnnen, ſo
ruhen ſie, gleichwie es bey dem Menſchen geht,
wenn er nicht daran denket; ſie werden aber
dennoch wieder hervorgebracht, wenn es dem
Herrn wohlgefaͤllt; aber von dieſem Gedaͤcht-
nis, und von deſſen Zuſtand nach dem Tod, ſoll
gleich im folgenden ein mehreres geſagt werden.
Daß ein ſolcher Zuſtand des Menſchen nach
dem Tod ſey, kann der ſinnliche Menſch ganz
und gar nicht glauben, weil er es nicht faſſet;
denn der ſinnliche Menſch kann nicht anders,
als natuͤrlich denken, und alſo auch von den
geiſtlichen Dingen; weswegen er von dem, was
nicht in ſeine Sinne faͤllt, das iſt, was er
nicht mit den Augen ſeines Leibes ſiehet, und
nicht mit ſeinen Haͤnden greifet, zu ſagen pflegt,
es ſey nicht vorhanden, gleichwie man von Tho-
ma lieſt Joh. 20, v. 25. 27. 29.: wie der ſinn-
liche Menſch beſchaffen iſt, leſe man oben in
der 267ſten Nummer, und in der allda befind-
lichen Anmerkung.

462. Es iſt aber dem ungeachtet zwiſchen
dem Leben des Menſchen in der geiſtlichen Welt,
und ſeinem Leben in der natuͤrlichen Welt, ſo
wohl in Anſehung der aͤuſſerlichen Sinne und
ihrer Eindruͤcke, als auch in Anſehung der in-
nerlichen Sinne
und ihrer Eindruͤcke, ein groſ-
ſer Unterſchied; diejenigen, ſo im Himmel ſind,
haben viel ſchaͤrfere Sinnen, das iſt, ſie ſehen
und hoͤren viel vortreflicher, und denken auch

viel
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[216/0215] Von der Geiſterwelt. nicht wieder hervorgebracht werden koͤnnen, ſo ruhen ſie, gleichwie es bey dem Menſchen geht, wenn er nicht daran denket; ſie werden aber dennoch wieder hervorgebracht, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt; aber von dieſem Gedaͤcht- nis, und von deſſen Zuſtand nach dem Tod, ſoll gleich im folgenden ein mehreres geſagt werden. Daß ein ſolcher Zuſtand des Menſchen nach dem Tod ſey, kann der ſinnliche Menſch ganz und gar nicht glauben, weil er es nicht faſſet; denn der ſinnliche Menſch kann nicht anders, als natuͤrlich denken, und alſo auch von den geiſtlichen Dingen; weswegen er von dem, was nicht in ſeine Sinne faͤllt, das iſt, was er nicht mit den Augen ſeines Leibes ſiehet, und nicht mit ſeinen Haͤnden greifet, zu ſagen pflegt, es ſey nicht vorhanden, gleichwie man von Tho- ma lieſt Joh. 20, v. 25. 27. 29.: wie der ſinn- liche Menſch beſchaffen iſt, leſe man oben in der 267ſten Nummer, und in der allda befind- lichen Anmerkung. 462. Es iſt aber dem ungeachtet zwiſchen dem Leben des Menſchen in der geiſtlichen Welt, und ſeinem Leben in der natuͤrlichen Welt, ſo wohl in Anſehung der aͤuſſerlichen Sinne und ihrer Eindruͤcke, als auch in Anſehung der in- nerlichen Sinne und ihrer Eindruͤcke, ein groſ- ſer Unterſchied; diejenigen, ſo im Himmel ſind, haben viel ſchaͤrfere Sinnen, das iſt, ſie ſehen und hoͤren viel vortreflicher, und denken auch viel

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/215>, abgerufen am 07.05.2024.