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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
als seine Neigung, deren äusserliche Gestalt
das Angesicht ist. Die Ursache, daß die An-
gesichter verändert werden, ist auch diese, weil
im andern Leben keinem verstattet ist, Neigun-
gen vorzugeben, die nicht sein eigen sind, und
also keiner ein Angesicht annehmen darf, das
seiner Liebe, worinnen die Neigungen sind,
nicht gemäß oder zuwider wäre; alle, so viel
ihrer daselbst sind, werden schlechterdings in
den Zustand gebracht, so zu reden, wie sie den-
ken, und mit dem Gesicht und mit den Geber-
den zu zeigen, wie ihr Wille geneigt ist; daher
kommt es nun, daß die Angesichter aller und
jeder im andern Leben Gestalten und Abbildun-
gen ihrer Neigungen werden: und daher kommt
es auch, daß alle, die in der Welt einander
gekannt haben, auch in der Geisterwelt einan-
der kennen, nicht aber im Himmel, noch in der
Hölle, wie oben Num. 427 gemeldet worden.

458. Die Angesichter der Heuchler werden
später verändert, als die Angesichter der andern,
aus der Ursache, weil sie sich aus der Gewohn-
heit die Fertigkeit zugezogen haben, ihr Jnne-
res zur Nachahmung guter Neigungen anzu-
schicken, weswegen sie lange Zeit nicht unschön
aussehen; weil ihnen aber das verstellte Wesen
nach und nach ausgezogen wird, und das Jn-
nere, das dem Gemüthe zukommt, sich zur Ge-
stalt seiner Neigungen bequemen muß, so wer-
den sie hernach heßlicher, als andre. Heuch-

ler
P 2

Von der Geiſterwelt.
als ſeine Neigung, deren aͤuſſerliche Geſtalt
das Angeſicht iſt. Die Urſache, daß die An-
geſichter veraͤndert werden, iſt auch dieſe, weil
im andern Leben keinem verſtattet iſt, Neigun-
gen vorzugeben, die nicht ſein eigen ſind, und
alſo keiner ein Angeſicht annehmen darf, das
ſeiner Liebe, worinnen die Neigungen ſind,
nicht gemaͤß oder zuwider waͤre; alle, ſo viel
ihrer daſelbſt ſind, werden ſchlechterdings in
den Zuſtand gebracht, ſo zu reden, wie ſie den-
ken, und mit dem Geſicht und mit den Geber-
den zu zeigen, wie ihr Wille geneigt iſt; daher
kommt es nun, daß die Angeſichter aller und
jeder im andern Leben Geſtalten und Abbildun-
gen ihrer Neigungen werden: und daher kommt
es auch, daß alle, die in der Welt einander
gekannt haben, auch in der Geiſterwelt einan-
der kennen, nicht aber im Himmel, noch in der
Hoͤlle, wie oben Num. 427 gemeldet worden.

458. Die Angeſichter der Heuchler werden
ſpaͤter veraͤndert, als die Angeſichter der andern,
aus der Urſache, weil ſie ſich aus der Gewohn-
heit die Fertigkeit zugezogen haben, ihr Jnne-
res zur Nachahmung guter Neigungen anzu-
ſchicken, weswegen ſie lange Zeit nicht unſchoͤn
ausſehen; weil ihnen aber das verſtellte Weſen
nach und nach ausgezogen wird, und das Jn-
nere, das dem Gemuͤthe zukommt, ſich zur Ge-
ſtalt ſeiner Neigungen bequemen muß, ſo wer-
den ſie hernach heßlicher, als andre. Heuch-

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[211/0210] Von der Geiſterwelt. als ſeine Neigung, deren aͤuſſerliche Geſtalt das Angeſicht iſt. Die Urſache, daß die An- geſichter veraͤndert werden, iſt auch dieſe, weil im andern Leben keinem verſtattet iſt, Neigun- gen vorzugeben, die nicht ſein eigen ſind, und alſo keiner ein Angeſicht annehmen darf, das ſeiner Liebe, worinnen die Neigungen ſind, nicht gemaͤß oder zuwider waͤre; alle, ſo viel ihrer daſelbſt ſind, werden ſchlechterdings in den Zuſtand gebracht, ſo zu reden, wie ſie den- ken, und mit dem Geſicht und mit den Geber- den zu zeigen, wie ihr Wille geneigt iſt; daher kommt es nun, daß die Angeſichter aller und jeder im andern Leben Geſtalten und Abbildun- gen ihrer Neigungen werden: und daher kommt es auch, daß alle, die in der Welt einander gekannt haben, auch in der Geiſterwelt einan- der kennen, nicht aber im Himmel, noch in der Hoͤlle, wie oben Num. 427 gemeldet worden. 458. Die Angeſichter der Heuchler werden ſpaͤter veraͤndert, als die Angeſichter der andern, aus der Urſache, weil ſie ſich aus der Gewohn- heit die Fertigkeit zugezogen haben, ihr Jnne- res zur Nachahmung guter Neigungen anzu- ſchicken, weswegen ſie lange Zeit nicht unſchoͤn ausſehen; weil ihnen aber das verſtellte Weſen nach und nach ausgezogen wird, und das Jn- nere, das dem Gemuͤthe zukommt, ſich zur Ge- ſtalt ſeiner Neigungen bequemen muß, ſo wer- den ſie hernach heßlicher, als andre. Heuch- ler P 2

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/210>, abgerufen am 24.11.2024.