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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
so hat er eben das Angesicht und eben den Ton
des Redens, die er in der Welt gehabt; die
Ursache ist weil er alsdenn noch im Zustand sei-
nes Aeussern stehet, und sein Jnneres noch nicht
aufgedeckt ist; dieser Zustand ist der erste Zu-
stand der Menschen nach dem Tod: her-
nach
aber wird das Angesicht verändert, und
wird ganz und gar anders, und wird seiner
Neigung oder herrschenden Liebe gleich, als
worinnen das Jnnere oder sein Gemüth in der
Welt gewesen, und worinnen sein Geist in dem
Leibe gewesen ist; denn das Angesicht des Gei-
stes des Menschen ist von dem Angesicht seines
Leibes sehr unterschieden, das Angesicht des Lei-
bes kommt von den Aeltern, aber das Ange-
sicht des Geistes kommt von seiner Neigung
her, deren Bild es ist; in dieses kommt der
Geist nach geendigten Leben in dem Leibe, wenn
nemlich das Aeussere entfernt, und das Jnnere
offenbar wird; dieser Zustand ist der dritte
Zustand des Menschen.
Jch habe einige,
die aus der Welt neu angekommen waren, ge-
sehen, und sie aus dem Angesicht und aus der
Rede erkannt, wenn sie mir aber nachgehends
erschienen sind, so habe ich sie nicht gekannt;
diejenigen, welche in guten Neigungen gewe-
sen sind, sind mir in einem schönen Angesicht
erschienen; die aber in bösen Neigungen gewe-
sen, die erschienen mir in einem ungestalten
oder heßlichen Angesicht; denn der Geist des
Menschen, in sich betrachtet, ist weiter nichts,

als

Von der Geiſterwelt.
ſo hat er eben das Angeſicht und eben den Ton
des Redens, die er in der Welt gehabt; die
Urſache iſt weil er alsdenn noch im Zuſtand ſei-
nes Aeuſſern ſtehet, und ſein Jnneres noch nicht
aufgedeckt iſt; dieſer Zuſtand iſt der erſte Zu-
ſtand der Menſchen nach dem Tod: her-
nach
aber wird das Angeſicht veraͤndert, und
wird ganz und gar anders, und wird ſeiner
Neigung oder herrſchenden Liebe gleich, als
worinnen das Jnnere oder ſein Gemuͤth in der
Welt geweſen, und worinnen ſein Geiſt in dem
Leibe geweſen iſt; denn das Angeſicht des Gei-
ſtes des Menſchen iſt von dem Angeſicht ſeines
Leibes ſehr unterſchieden, das Angeſicht des Lei-
bes kommt von den Aeltern, aber das Ange-
ſicht des Geiſtes kommt von ſeiner Neigung
her, deren Bild es iſt; in dieſes kommt der
Geiſt nach geendigten Leben in dem Leibe, wenn
nemlich das Aeuſſere entfernt, und das Jnnere
offenbar wird; dieſer Zuſtand iſt der dritte
Zuſtand des Menſchen.
Jch habe einige,
die aus der Welt neu angekommen waren, ge-
ſehen, und ſie aus dem Angeſicht und aus der
Rede erkannt, wenn ſie mir aber nachgehends
erſchienen ſind, ſo habe ich ſie nicht gekannt;
diejenigen, welche in guten Neigungen gewe-
ſen ſind, ſind mir in einem ſchoͤnen Angeſicht
erſchienen; die aber in boͤſen Neigungen gewe-
ſen, die erſchienen mir in einem ungeſtalten
oder heßlichen Angeſicht; denn der Geiſt des
Menſchen, in ſich betrachtet, iſt weiter nichts,

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[210/0209] Von der Geiſterwelt. ſo hat er eben das Angeſicht und eben den Ton des Redens, die er in der Welt gehabt; die Urſache iſt weil er alsdenn noch im Zuſtand ſei- nes Aeuſſern ſtehet, und ſein Jnneres noch nicht aufgedeckt iſt; dieſer Zuſtand iſt der erſte Zu- ſtand der Menſchen nach dem Tod: her- nach aber wird das Angeſicht veraͤndert, und wird ganz und gar anders, und wird ſeiner Neigung oder herrſchenden Liebe gleich, als worinnen das Jnnere oder ſein Gemuͤth in der Welt geweſen, und worinnen ſein Geiſt in dem Leibe geweſen iſt; denn das Angeſicht des Gei- ſtes des Menſchen iſt von dem Angeſicht ſeines Leibes ſehr unterſchieden, das Angeſicht des Lei- bes kommt von den Aeltern, aber das Ange- ſicht des Geiſtes kommt von ſeiner Neigung her, deren Bild es iſt; in dieſes kommt der Geiſt nach geendigten Leben in dem Leibe, wenn nemlich das Aeuſſere entfernt, und das Jnnere offenbar wird; dieſer Zuſtand iſt der dritte Zuſtand des Menſchen. Jch habe einige, die aus der Welt neu angekommen waren, ge- ſehen, und ſie aus dem Angeſicht und aus der Rede erkannt, wenn ſie mir aber nachgehends erſchienen ſind, ſo habe ich ſie nicht gekannt; diejenigen, welche in guten Neigungen gewe- ſen ſind, ſind mir in einem ſchoͤnen Angeſicht erſchienen; die aber in boͤſen Neigungen gewe- ſen, die erſchienen mir in einem ungeſtalten oder heßlichen Angeſicht; denn der Geiſt des Menſchen, in ſich betrachtet, iſt weiter nichts, als

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/209>, abgerufen am 07.05.2024.