veschlossen; hieraus kann ersehen werden, welche es sind, die den Himmel innerlich in sich aufneh- men, und welche es sind, so den Himmel nicht aufnehmen. Allein, der Himmel ist in dem einen nicht eben so wie in dem andern, er ist in einem jeden nach Beschaffenheit der Neigung zum Gu- ten und zu dem daher rührenden Wahren, unter- schieden; die in der Neigung zum Guten wegen des Göttlichen stehen, die lieben das Göttliche Wahre, denn das Gute und Wahre lieben ein- ander, und wollen sich gerne mit einander ver- binden; weswegen die Heiden, ob sie nun wohl nicht in dem ächten Wahren in der Welt stehen, es dennoch aus Liebe im andern Leben annehmen.
320. Es war ein gewisser Geist von den Hei- den, der in dem Guten der thätigen Liebe nach seiner Religion in der Welt gelebt hatte, da er nun hörte, daß die Christen-Geister über Glau- benssachen Schlüsse machten, (denn die Geister machen unter einander weit vollständigere und scharfsinnigere Schlüsse als die Menschen in der Welt, vornehmlich über das Gute und Wahre) so wunderte er sich, daß sie so stritten, sagte, er wollte es nicht mit anhören, denn sie schlossen aus dem Anscheine und Betrüglichkeiten, und er be lehrte sie also: wenn ich gut bin, so kann ich ja aus dem Guten selbst wissen, was wahr ist, und was ich nicht weis, das kann ich noch annehmen.
321. Jch bin weitläuftig belehret worden, daß Heiden, die ein sittliches Leben geführet, im
Gehor-
Vom Himmel.
veſchloſſen; hieraus kann erſehen werden, welche es ſind, die den Himmel innerlich in ſich aufneh- men, und welche es ſind, ſo den Himmel nicht aufnehmen. Allein, der Himmel iſt in dem einen nicht eben ſo wie in dem andern, er iſt in einem jeden nach Beſchaffenheit der Neigung zum Gu- ten und zu dem daher ruͤhrenden Wahren, unter- ſchieden; die in der Neigung zum Guten wegen des Goͤttlichen ſtehen, die lieben das Goͤttliche Wahre, denn das Gute und Wahre lieben ein- ander, und wollen ſich gerne mit einander ver- binden; weswegen die Heiden, ob ſie nun wohl nicht in dem aͤchten Wahren in der Welt ſtehen, es dennoch aus Liebe im andern Leben annehmen.
320. Es war ein gewiſſer Geiſt von den Hei- den, der in dem Guten der thaͤtigen Liebe nach ſeiner Religion in der Welt gelebt hatte, da er nun hoͤrte, daß die Chriſten-Geiſter uͤber Glau- bensſachen Schluͤſſe machten, (denn die Geiſter machen unter einander weit vollſtaͤndigere und ſcharfſinnigere Schluͤſſe als die Menſchen in der Welt, vornehmlich uͤber das Gute und Wahre) ſo wunderte er ſich, daß ſie ſo ſtritten, ſagte, er wollte es nicht mit anhoͤren, denn ſie ſchloſſen aus dem Anſcheine und Betruͤglichkeiten, und er be lehrte ſie alſo: wenn ich gut bin, ſo kann ich ja aus dem Guten ſelbſt wiſſen, was wahr iſt, und was ich nicht weis, das kann ich noch annehmen.
321. Jch bin weitlaͤuftig belehret worden, daß Heiden, die ein ſittliches Leben gefuͤhret, im
Gehor-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0019"n="20"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
veſchloſſen; hieraus kann erſehen werden, welche<lb/>
es ſind, die den Himmel innerlich in ſich aufneh-<lb/>
men, und welche es ſind, ſo den Himmel nicht<lb/>
aufnehmen. Allein, der Himmel iſt in dem einen<lb/>
nicht eben ſo wie in dem andern, er iſt in einem<lb/>
jeden nach Beſchaffenheit der Neigung zum Gu-<lb/>
ten und zu dem daher ruͤhrenden Wahren, unter-<lb/>ſchieden; die in der Neigung zum Guten wegen<lb/>
des <hirendition="#fr">Goͤttlichen</hi>ſtehen, die lieben das Goͤttliche<lb/>
Wahre, denn das Gute und Wahre lieben ein-<lb/>
ander, und wollen ſich gerne mit einander ver-<lb/>
binden; weswegen die Heiden, ob ſie nun wohl<lb/>
nicht in dem aͤchten Wahren in der Welt ſtehen,<lb/>
es dennoch aus Liebe im andern Leben annehmen.</p><lb/><p>320. Es war ein gewiſſer Geiſt von den Hei-<lb/>
den, der in dem Guten der thaͤtigen Liebe nach<lb/>ſeiner Religion in der Welt gelebt hatte, da er<lb/>
nun hoͤrte, daß die Chriſten-Geiſter uͤber Glau-<lb/>
bensſachen Schluͤſſe machten, (denn die Geiſter<lb/>
machen unter einander weit vollſtaͤndigere und<lb/>ſcharfſinnigere Schluͤſſe als die Menſchen in der<lb/>
Welt, vornehmlich uͤber das Gute und Wahre)<lb/>ſo wunderte er ſich, daß ſie ſo ſtritten, ſagte, er<lb/>
wollte es nicht mit anhoͤren, denn ſie ſchloſſen aus<lb/>
dem Anſcheine und Betruͤglichkeiten, und er be<lb/>
lehrte ſie alſo: wenn ich gut bin, ſo kann ich ja<lb/>
aus dem Guten ſelbſt wiſſen, was wahr iſt, und<lb/>
was ich nicht weis, das kann ich noch annehmen.</p><lb/><p>321. Jch bin weitlaͤuftig belehret worden,<lb/>
daß Heiden, die ein ſittliches Leben gefuͤhret, im<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gehor-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[20/0019]
Vom Himmel.
veſchloſſen; hieraus kann erſehen werden, welche
es ſind, die den Himmel innerlich in ſich aufneh-
men, und welche es ſind, ſo den Himmel nicht
aufnehmen. Allein, der Himmel iſt in dem einen
nicht eben ſo wie in dem andern, er iſt in einem
jeden nach Beſchaffenheit der Neigung zum Gu-
ten und zu dem daher ruͤhrenden Wahren, unter-
ſchieden; die in der Neigung zum Guten wegen
des Goͤttlichen ſtehen, die lieben das Goͤttliche
Wahre, denn das Gute und Wahre lieben ein-
ander, und wollen ſich gerne mit einander ver-
binden; weswegen die Heiden, ob ſie nun wohl
nicht in dem aͤchten Wahren in der Welt ſtehen,
es dennoch aus Liebe im andern Leben annehmen.
320. Es war ein gewiſſer Geiſt von den Hei-
den, der in dem Guten der thaͤtigen Liebe nach
ſeiner Religion in der Welt gelebt hatte, da er
nun hoͤrte, daß die Chriſten-Geiſter uͤber Glau-
bensſachen Schluͤſſe machten, (denn die Geiſter
machen unter einander weit vollſtaͤndigere und
ſcharfſinnigere Schluͤſſe als die Menſchen in der
Welt, vornehmlich uͤber das Gute und Wahre)
ſo wunderte er ſich, daß ſie ſo ſtritten, ſagte, er
wollte es nicht mit anhoͤren, denn ſie ſchloſſen aus
dem Anſcheine und Betruͤglichkeiten, und er be
lehrte ſie alſo: wenn ich gut bin, ſo kann ich ja
aus dem Guten ſelbſt wiſſen, was wahr iſt, und
was ich nicht weis, das kann ich noch annehmen.
321. Jch bin weitlaͤuftig belehret worden,
daß Heiden, die ein ſittliches Leben gefuͤhret, im
Gehor-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/19>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.