Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. heit; das eine macht den Menschen selig, dasandere nicht; denn wer ein sittliches Leben wegen des Göttlichen führet, der wird von dem Gött- lichen geleitet, hingegen, wer ein sittliches Le- ben wegen der Menschen in der Welt führet, der wird von sich selber geleitet: dieses soll nun durch ein Exempel erläutert werden; wer seinem Näch- sten kein Böses thut, darum, weil es wider die Religion, also, wider das Göttliche ist, der ent- hält sich aus einer geistlichen Grundquelle der Ue- belthat; hingegen, wer dem andern nicht Böses thut, blos allein darum, weil er das Gesetz, den Verlust des guten Namens, der Ehre oder des Gewinstes befürchtet, also nur um sein selbst und der Welt willen, der enthält sich aus einer natür- lichen Quelle der Uebelthat, und ein solcher führet sich selbst; dessen Leben ist natürlich, bey jenem aber ist es geistlich; ein solcher Mensch, dessen sittliches Leben geistlich ist, hat den Himmel in sich, hingegen ein solcher, dessen sittliches Leben nur natürlich ist, hat den Himmel nicht in sich; die Ursache ist, weil bey jenem der Himmel von oben her einfließt, und sein Jnneres eröffnet, und durch das Jnnere in das Aeussere fließt; bey die- sem aber fließt die Welt von unten her ein, und er- öffnet das Aeussere, nicht aber das Jnnere; denn es findet kein Einfluß aus der natürlichen Welt in die geistliche statt, sondern er gehet aus der geist- lichen Welt in die natürliche; wenn dahero der Himmel nicht von dem Jnnern und Aeussern zu- gleich aufgenommen wird, so wird das Jnnere ver- B 2
Vom Himmel. heit; das eine macht den Menſchen ſelig, dasandere nicht; denn wer ein ſittliches Leben wegen des Goͤttlichen fuͤhret, der wird von dem Goͤtt- lichen geleitet, hingegen, wer ein ſittliches Le- ben wegen der Menſchen in der Welt fuͤhret, der wird von ſich ſelber geleitet: dieſes ſoll nun durch ein Exempel erlaͤutert werden; wer ſeinem Naͤch- ſten kein Boͤſes thut, darum, weil es wider die Religion, alſo, wider das Goͤttliche iſt, der ent- haͤlt ſich aus einer geiſtlichen Grundquelle der Ue- belthat; hingegen, wer dem andern nicht Boͤſes thut, blos allein darum, weil er das Geſetz, den Verluſt des guten Namens, der Ehre oder des Gewinſtes befuͤrchtet, alſo nur um ſein ſelbſt und der Welt willen, der enthaͤlt ſich aus einer natuͤr- lichen Quelle der Uebelthat, und ein ſolcher fuͤhret ſich ſelbſt; deſſen Leben iſt natuͤrlich, bey jenem aber iſt es geiſtlich; ein ſolcher Menſch, deſſen ſittliches Leben geiſtlich iſt, hat den Himmel in ſich, hingegen ein ſolcher, deſſen ſittliches Leben nur natuͤrlich iſt, hat den Himmel nicht in ſich; die Urſache iſt, weil bey jenem der Himmel von oben her einfließt, und ſein Jnneres eroͤffnet, und durch das Jnnere in das Aeuſſere fließt; bey die- ſem aber fließt die Welt von unten her ein, und er- oͤffnet das Aeuſſere, nicht aber das Jnnere; denn es findet kein Einfluß aus der natuͤrlichen Welt in die geiſtliche ſtatt, ſondern er gehet aus der geiſt- lichen Welt in die natuͤrliche; wenn dahero der Himmel nicht von dem Jnnern und Aeuſſern zu- gleich aufgenommen wird, ſo wird das Jnnere ver- B 2
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Vom Himmel.
heit; das eine macht den Menſchen ſelig, das
andere nicht; denn wer ein ſittliches Leben wegen
des Goͤttlichen fuͤhret, der wird von dem Goͤtt-
lichen geleitet, hingegen, wer ein ſittliches Le-
ben wegen der Menſchen in der Welt fuͤhret, der
wird von ſich ſelber geleitet: dieſes ſoll nun durch
ein Exempel erlaͤutert werden; wer ſeinem Naͤch-
ſten kein Boͤſes thut, darum, weil es wider die
Religion, alſo, wider das Goͤttliche iſt, der ent-
haͤlt ſich aus einer geiſtlichen Grundquelle der Ue-
belthat; hingegen, wer dem andern nicht Boͤſes
thut, blos allein darum, weil er das Geſetz, den
Verluſt des guten Namens, der Ehre oder des
Gewinſtes befuͤrchtet, alſo nur um ſein ſelbſt und
der Welt willen, der enthaͤlt ſich aus einer natuͤr-
lichen Quelle der Uebelthat, und ein ſolcher fuͤhret
ſich ſelbſt; deſſen Leben iſt natuͤrlich, bey jenem
aber iſt es geiſtlich; ein ſolcher Menſch, deſſen
ſittliches Leben geiſtlich iſt, hat den Himmel in
ſich, hingegen ein ſolcher, deſſen ſittliches Leben
nur natuͤrlich iſt, hat den Himmel nicht in ſich;
die Urſache iſt, weil bey jenem der Himmel von
oben her einfließt, und ſein Jnneres eroͤffnet, und
durch das Jnnere in das Aeuſſere fließt; bey die-
ſem aber fließt die Welt von unten her ein, und er-
oͤffnet das Aeuſſere, nicht aber das Jnnere; denn
es findet kein Einfluß aus der natuͤrlichen Welt in
die geiſtliche ſtatt, ſondern er gehet aus der geiſt-
lichen Welt in die natuͤrliche; wenn dahero der
Himmel nicht von dem Jnnern und Aeuſſern zu-
gleich aufgenommen wird, ſo wird das Jnnere
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