natürlichen, sondern in der geistlichen Welt; daß der Geist, da er in dem Leibe gewesen, auf na- türliche Weise empfunden hat, geschahe durch das ihm zugegebene Materielle, dennoch aber hat er damals auch zugleich auf geistliche Weise empfun- den, nämlich durch das Denken und Wollen.
435. Dieses ist deswegen gesagt worden, da- mit der vernünftige Mensch überzeugt werden möge, daß der Mensch an und für sich betrachtet ein Geist sey, und daß das Leibliche, welches ihm nur wegen der Verrichtungen in der natürlichen und materiellen Welt zugegeben worden, nicht der Mensch, sondern nur das Werkzeugliche seines Geistes sey. Allein die Bestätigungen aus der Erfahrung haben einen stärkern Nach- druck, weil das Vernünftige von den mehresten nicht gefasset, und von denen, welche sich im Ge- gentheil bestärkt haben, durch die von den Be- trüglichkeiten der Sinnen herrührende Vernunft- schlüsse in Zweifel gezogen wird. Die sich im Gegentheil befestiget haben, die denken gemeinig- lich, die unvernünftigen Thiere hätten ebenfalls Leben und Sinne, und also hätten sie auch eben so etwas Geistliches, wie der Mensch, und doch sterbe solches mit dem Körper; allein, das Geist- liche der Thiere ist nicht so beschaffen, wie das Geistliche des Menschen; denn der Mensch, nicht aber das Vieh, hat etwas Jnnerstes, worein das Göttliche einfließt, und es zu sich er- hebet, und es dadurch mit sich vereiniget, daher
hat
N 5
Von der Geiſterwelt.
natuͤrlichen, ſondern in der geiſtlichen Welt; daß der Geiſt, da er in dem Leibe geweſen, auf na- tuͤrliche Weiſe empfunden hat, geſchahe durch das ihm zugegebene Materielle, dennoch aber hat er damals auch zugleich auf geiſtliche Weiſe empfun- den, naͤmlich durch das Denken und Wollen.
435. Dieſes iſt deswegen geſagt worden, da- mit der vernuͤnftige Menſch uͤberzeugt werden moͤge, daß der Menſch an und fuͤr ſich betrachtet ein Geiſt ſey, und daß das Leibliche, welches ihm nur wegen der Verrichtungen in der natuͤrlichen und materiellen Welt zugegeben worden, nicht der Menſch, ſondern nur das Werkzeugliche ſeines Geiſtes ſey. Allein die Beſtaͤtigungen aus der Erfahrung haben einen ſtaͤrkern Nach- druck, weil das Vernuͤnftige von den mehreſten nicht gefaſſet, und von denen, welche ſich im Ge- gentheil beſtaͤrkt haben, durch die von den Be- truͤglichkeiten der Sinnen herruͤhrende Vernunft- ſchluͤſſe in Zweifel gezogen wird. Die ſich im Gegentheil befeſtiget haben, die denken gemeinig- lich, die unvernuͤnftigen Thiere haͤtten ebenfalls Leben und Sinne, und alſo haͤtten ſie auch eben ſo etwas Geiſtliches, wie der Menſch, und doch ſterbe ſolches mit dem Koͤrper; allein, das Geiſt- liche der Thiere iſt nicht ſo beſchaffen, wie das Geiſtliche des Menſchen; denn der Menſch, nicht aber das Vieh, hat etwas Jnnerſtes, worein das Goͤttliche einfließt, und es zu ſich er- hebet, und es dadurch mit ſich vereiniget, daher
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Von der Geiſterwelt.
natuͤrlichen, ſondern in der geiſtlichen Welt; daß
der Geiſt, da er in dem Leibe geweſen, auf na-
tuͤrliche Weiſe empfunden hat, geſchahe durch das
ihm zugegebene Materielle, dennoch aber hat er
damals auch zugleich auf geiſtliche Weiſe empfun-
den, naͤmlich durch das Denken und Wollen.
435. Dieſes iſt deswegen geſagt worden, da-
mit der vernuͤnftige Menſch uͤberzeugt werden
moͤge, daß der Menſch an und fuͤr ſich betrachtet
ein Geiſt ſey, und daß das Leibliche, welches ihm
nur wegen der Verrichtungen in der natuͤrlichen
und materiellen Welt zugegeben worden, nicht
der Menſch, ſondern nur das Werkzeugliche
ſeines Geiſtes ſey. Allein die Beſtaͤtigungen
aus der Erfahrung haben einen ſtaͤrkern Nach-
druck, weil das Vernuͤnftige von den mehreſten
nicht gefaſſet, und von denen, welche ſich im Ge-
gentheil beſtaͤrkt haben, durch die von den Be-
truͤglichkeiten der Sinnen herruͤhrende Vernunft-
ſchluͤſſe in Zweifel gezogen wird. Die ſich im
Gegentheil befeſtiget haben, die denken gemeinig-
lich, die unvernuͤnftigen Thiere haͤtten ebenfalls
Leben und Sinne, und alſo haͤtten ſie auch eben
ſo etwas Geiſtliches, wie der Menſch, und doch
ſterbe ſolches mit dem Koͤrper; allein, das Geiſt-
liche der Thiere iſt nicht ſo beſchaffen, wie das
Geiſtliche des Menſchen; denn der Menſch, nicht
aber das Vieh, hat etwas Jnnerſtes, worein
das Goͤttliche einfließt, und es zu ſich er-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/184>, abgerufen am 27.11.2024.
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