Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
Unterlage ist, aus welcher und in welcher er
denket und will; was ohne wesentliche Unter-
lage das Daseyn haben soll, das ist ein Nichts:
dieses kann daraus erkannt werden, daß der
Mensch ohne das Werkzeug, welches die Unter-
lage seines Sehens ist, nicht sehen, und ohne
das Werkzeug, welches die Unterlage seines
Gehörs ist, nicht hören kann. Das Sehen
und Hören ohne diese Werkzeugliche Unterla-
gen ist ein Nichts, und eine Unmöglichkeit;
also könnte auch das Denken, so das innerli-
che Sehen ist, und das Empfinden, so das
innerliche Gehör ist, ganz und gar kein Daseyn
haben, wenn nicht dieses Sehen und dieses
Hören in wesentlichen werkzeuglichen Gestal-
ten, welches die Unterlagen sind, wäre und
daraus herkäme; hieraus kann nun offenbar
erhellen, daß der Geist des Menschen, wenn
er von dem Leibe getrennt ist, eben auch in ei-
ner Gestalt sey, und daß er in menschlicher
Gestalt sey, und eben so wohl sinnliche Werk-
zeuge und Sinnen habe, als wie, da er in dem
Leibe gewesen; ferner, daß alles Leben der Au-
gen, und alles Leben der Ohren, mit einem
Wort, alles Leben der Sinne, die der Mensch
hat, nicht seinem Leib, sondern seinem Geist
zukomme, der in diesen Sinnen, ja in den al-
lerbesondersten Theilgen derselben ist; daher
kommt es, daß die Geister eben so wohl, als
die Menschen, sehen, hören und fühlen, aber
nach der Trennung von dem Leibe nicht in der

natür-

Von der Geiſterwelt.
Unterlage iſt, aus welcher und in welcher er
denket und will; was ohne weſentliche Unter-
lage das Daſeyn haben ſoll, das iſt ein Nichts:
dieſes kann daraus erkannt werden, daß der
Menſch ohne das Werkzeug, welches die Unter-
lage ſeines Sehens iſt, nicht ſehen, und ohne
das Werkzeug, welches die Unterlage ſeines
Gehoͤrs iſt, nicht hoͤren kann. Das Sehen
und Hoͤren ohne dieſe Werkzeugliche Unterla-
gen iſt ein Nichts, und eine Unmoͤglichkeit;
alſo koͤnnte auch das Denken, ſo das innerli-
che Sehen iſt, und das Empfinden, ſo das
innerliche Gehoͤr iſt, ganz und gar kein Daſeyn
haben, wenn nicht dieſes Sehen und dieſes
Hoͤren in weſentlichen werkzeuglichen Geſtal-
ten, welches die Unterlagen ſind, waͤre und
daraus herkaͤme; hieraus kann nun offenbar
erhellen, daß der Geiſt des Menſchen, wenn
er von dem Leibe getrennt iſt, eben auch in ei-
ner Geſtalt ſey, und daß er in menſchlicher
Geſtalt ſey, und eben ſo wohl ſinnliche Werk-
zeuge und Sinnen habe, als wie, da er in dem
Leibe geweſen; ferner, daß alles Leben der Au-
gen, und alles Leben der Ohren, mit einem
Wort, alles Leben der Sinne, die der Menſch
hat, nicht ſeinem Leib, ſondern ſeinem Geiſt
zukomme, der in dieſen Sinnen, ja in den al-
lerbeſonderſten Theilgen derſelben iſt; daher
kommt es, daß die Geiſter eben ſo wohl, als
die Menſchen, ſehen, hoͤren und fuͤhlen, aber
nach der Trennung von dem Leibe nicht in der

natuͤr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0183" n="184"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
Unterlage i&#x017F;t, aus welcher und in welcher er<lb/>
denket und will; was ohne we&#x017F;entliche Unter-<lb/>
lage das Da&#x017F;eyn haben &#x017F;oll, das i&#x017F;t ein Nichts:<lb/>
die&#x017F;es kann daraus erkannt werden, daß der<lb/>
Men&#x017F;ch ohne das Werkzeug, welches die Unter-<lb/>
lage &#x017F;eines Sehens i&#x017F;t, nicht &#x017F;ehen, und ohne<lb/>
das Werkzeug, welches die Unterlage &#x017F;eines<lb/>
Geho&#x0364;rs i&#x017F;t, nicht ho&#x0364;ren kann. Das Sehen<lb/>
und Ho&#x0364;ren ohne die&#x017F;e Werkzeugliche Unterla-<lb/>
gen i&#x017F;t ein Nichts, und eine Unmo&#x0364;glichkeit;<lb/>
al&#x017F;o ko&#x0364;nnte auch das Denken, &#x017F;o das innerli-<lb/>
che Sehen i&#x017F;t, und das Empfinden, &#x017F;o das<lb/>
innerliche Geho&#x0364;r i&#x017F;t, ganz und gar kein Da&#x017F;eyn<lb/>
haben, wenn nicht die&#x017F;es Sehen und die&#x017F;es<lb/>
Ho&#x0364;ren in we&#x017F;entlichen werkzeuglichen Ge&#x017F;tal-<lb/>
ten, welches die Unterlagen &#x017F;ind, wa&#x0364;re und<lb/>
daraus herka&#x0364;me; hieraus kann nun offenbar<lb/>
erhellen, daß der Gei&#x017F;t des Men&#x017F;chen, wenn<lb/>
er von dem Leibe getrennt i&#x017F;t, eben auch in ei-<lb/>
ner Ge&#x017F;talt &#x017F;ey, und daß er in men&#x017F;chlicher<lb/>
Ge&#x017F;talt &#x017F;ey, und eben &#x017F;o wohl &#x017F;innliche Werk-<lb/>
zeuge und Sinnen habe, als wie, da er in dem<lb/>
Leibe gewe&#x017F;en; ferner, daß alles Leben der Au-<lb/>
gen, und alles Leben der Ohren, mit einem<lb/>
Wort, alles Leben der Sinne, die der Men&#x017F;ch<lb/>
hat, nicht &#x017F;einem Leib, &#x017F;ondern &#x017F;einem Gei&#x017F;t<lb/>
zukomme, der in die&#x017F;en Sinnen, ja in den al-<lb/>
lerbe&#x017F;onder&#x017F;ten Theilgen der&#x017F;elben i&#x017F;t; daher<lb/>
kommt es, daß die Gei&#x017F;ter eben &#x017F;o wohl, als<lb/>
die Men&#x017F;chen, &#x017F;ehen, ho&#x0364;ren und fu&#x0364;hlen, aber<lb/>
nach der Trennung von dem Leibe nicht in der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">natu&#x0364;r-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0183] Von der Geiſterwelt. Unterlage iſt, aus welcher und in welcher er denket und will; was ohne weſentliche Unter- lage das Daſeyn haben ſoll, das iſt ein Nichts: dieſes kann daraus erkannt werden, daß der Menſch ohne das Werkzeug, welches die Unter- lage ſeines Sehens iſt, nicht ſehen, und ohne das Werkzeug, welches die Unterlage ſeines Gehoͤrs iſt, nicht hoͤren kann. Das Sehen und Hoͤren ohne dieſe Werkzeugliche Unterla- gen iſt ein Nichts, und eine Unmoͤglichkeit; alſo koͤnnte auch das Denken, ſo das innerli- che Sehen iſt, und das Empfinden, ſo das innerliche Gehoͤr iſt, ganz und gar kein Daſeyn haben, wenn nicht dieſes Sehen und dieſes Hoͤren in weſentlichen werkzeuglichen Geſtal- ten, welches die Unterlagen ſind, waͤre und daraus herkaͤme; hieraus kann nun offenbar erhellen, daß der Geiſt des Menſchen, wenn er von dem Leibe getrennt iſt, eben auch in ei- ner Geſtalt ſey, und daß er in menſchlicher Geſtalt ſey, und eben ſo wohl ſinnliche Werk- zeuge und Sinnen habe, als wie, da er in dem Leibe geweſen; ferner, daß alles Leben der Au- gen, und alles Leben der Ohren, mit einem Wort, alles Leben der Sinne, die der Menſch hat, nicht ſeinem Leib, ſondern ſeinem Geiſt zukomme, der in dieſen Sinnen, ja in den al- lerbeſonderſten Theilgen derſelben iſt; daher kommt es, daß die Geiſter eben ſo wohl, als die Menſchen, ſehen, hoͤren und fuͤhlen, aber nach der Trennung von dem Leibe nicht in der natuͤr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/183
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/183>, abgerufen am 23.11.2024.