Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
stunde aus Uebereinstimmungen; woher auch
die Kirchen zu diesen Zeiten vorstellende Kir-
chen
genennet wurden; denn sie wußten da-
mals, was Uebereinstimmung und Vorstellung
sey, und daß alle Dinge auf Erden mit den
geistlichen Dingen des Himmels und der Kir-
che übereinstimmten, oder, welches einerley ist,
solche vorstellten; dahero diente ihnen das Na-
türliche, welches das Aeusserliche ihres Dien-
stes war, zu Mitteln, geistlich, also wie die
Engel, zu denken. Nachdem aber das Wissen
der Uebereinstimmungen und Vorstellungen ver-
loschen war, so dann wurde das Wort ge-
schrieben, worinnen alle Wörter, und der in
den Worten liegende Sinn Uebereinstimmun-
gen sind, also einen geistlichen oder innern
Sinn, der bey den Engeln ist, enthalten;
wenn dahero der Mensch das Wort liest, und
es nach dem buchstäblichen oder äusserlichen
Sinn vernimmt, so vernehmen es die Engel
nach dem innern oder geistlichen Sinn; denn
alles Denken der Engel ist geistlich, hingegen
das Denken des Menschen ist natürlich, dieses
zweyerley Denken scheint zwar verschieden zu
seyn, es ist aber dennoch Eins, weil sich eins
auf das andere beziehet. Daher kommt es,
daß, da sich der Mensch vom Himmel entfernt,
und das Band zerrissen hatte, so wurde vom
Herrn die Verbindung des Himmels mit dem
Menschen wiederum durch das Wort vermittelt.

307. Wie

Vom Himmel.
ſtunde aus Uebereinſtimmungen; woher auch
die Kirchen zu dieſen Zeiten vorſtellende Kir-
chen
genennet wurden; denn ſie wußten da-
mals, was Uebereinſtimmung und Vorſtellung
ſey, und daß alle Dinge auf Erden mit den
geiſtlichen Dingen des Himmels und der Kir-
che uͤbereinſtimmten, oder, welches einerley iſt,
ſolche vorſtellten; dahero diente ihnen das Na-
tuͤrliche, welches das Aeuſſerliche ihres Dien-
ſtes war, zu Mitteln, geiſtlich, alſo wie die
Engel, zu denken. Nachdem aber das Wiſſen
der Uebereinſtimmungen und Vorſtellungen ver-
loſchen war, ſo dann wurde das Wort ge-
ſchrieben, worinnen alle Woͤrter, und der in
den Worten liegende Sinn Uebereinſtimmun-
gen ſind, alſo einen geiſtlichen oder innern
Sinn, der bey den Engeln iſt, enthalten;
wenn dahero der Menſch das Wort lieſt, und
es nach dem buchſtaͤblichen oder aͤuſſerlichen
Sinn vernimmt, ſo vernehmen es die Engel
nach dem innern oder geiſtlichen Sinn; denn
alles Denken der Engel iſt geiſtlich, hingegen
das Denken des Menſchen iſt natuͤrlich, dieſes
zweyerley Denken ſcheint zwar verſchieden zu
ſeyn, es iſt aber dennoch Eins, weil ſich eins
auf das andere beziehet. Daher kommt es,
daß, da ſich der Menſch vom Himmel entfernt,
und das Band zerriſſen hatte, ſo wurde vom
Herrn die Verbindung des Himmels mit dem
Menſchen wiederum durch das Wort vermittelt.

307. Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0397" n="350"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tunde aus Ueberein&#x017F;timmungen; woher auch<lb/>
die Kirchen zu die&#x017F;en Zeiten <hi rendition="#fr">vor&#x017F;tellende Kir-<lb/>
chen</hi> genennet wurden; denn &#x017F;ie wußten da-<lb/>
mals, was Ueberein&#x017F;timmung und Vor&#x017F;tellung<lb/>
&#x017F;ey, und daß alle Dinge auf Erden mit den<lb/>
gei&#x017F;tlichen Dingen des Himmels und der Kir-<lb/>
che u&#x0364;berein&#x017F;timmten, oder, welches einerley i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;olche vor&#x017F;tellten; dahero diente ihnen das Na-<lb/>
tu&#x0364;rliche, welches das Aeu&#x017F;&#x017F;erliche ihres Dien-<lb/>
&#x017F;tes war, zu Mitteln, gei&#x017F;tlich, al&#x017F;o wie die<lb/>
Engel, zu denken. Nachdem aber das Wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
der Ueberein&#x017F;timmungen und Vor&#x017F;tellungen ver-<lb/>
lo&#x017F;chen war, &#x017F;o dann wurde das <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Wort</hi></hi> ge-<lb/>
&#x017F;chrieben, worinnen alle Wo&#x0364;rter, und der in<lb/>
den Worten liegende Sinn Ueberein&#x017F;timmun-<lb/>
gen &#x017F;ind, al&#x017F;o einen gei&#x017F;tlichen oder innern<lb/>
Sinn, der bey den Engeln i&#x017F;t, enthalten;<lb/>
wenn dahero der Men&#x017F;ch das <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Wort</hi></hi> lie&#x017F;t, und<lb/>
es nach dem buch&#x017F;ta&#x0364;blichen oder a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen<lb/>
Sinn vernimmt, &#x017F;o vernehmen es die Engel<lb/>
nach dem innern oder gei&#x017F;tlichen Sinn; denn<lb/>
alles Denken der Engel i&#x017F;t gei&#x017F;tlich, hingegen<lb/>
das Denken des Men&#x017F;chen i&#x017F;t natu&#x0364;rlich, die&#x017F;es<lb/>
zweyerley Denken &#x017F;cheint zwar ver&#x017F;chieden zu<lb/>
&#x017F;eyn, es i&#x017F;t aber dennoch Eins, weil &#x017F;ich eins<lb/>
auf das andere beziehet. Daher kommt es,<lb/>
daß, da &#x017F;ich der Men&#x017F;ch vom Himmel entfernt,<lb/>
und das Band zerri&#x017F;&#x017F;en hatte, &#x017F;o wurde vom<lb/><hi rendition="#fr">Herrn</hi> die Verbindung des Himmels mit dem<lb/>
Men&#x017F;chen wiederum durch das <hi rendition="#fr">Wort</hi> vermittelt.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">307. Wie</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0397] Vom Himmel. ſtunde aus Uebereinſtimmungen; woher auch die Kirchen zu dieſen Zeiten vorſtellende Kir- chen genennet wurden; denn ſie wußten da- mals, was Uebereinſtimmung und Vorſtellung ſey, und daß alle Dinge auf Erden mit den geiſtlichen Dingen des Himmels und der Kir- che uͤbereinſtimmten, oder, welches einerley iſt, ſolche vorſtellten; dahero diente ihnen das Na- tuͤrliche, welches das Aeuſſerliche ihres Dien- ſtes war, zu Mitteln, geiſtlich, alſo wie die Engel, zu denken. Nachdem aber das Wiſſen der Uebereinſtimmungen und Vorſtellungen ver- loſchen war, ſo dann wurde das Wort ge- ſchrieben, worinnen alle Woͤrter, und der in den Worten liegende Sinn Uebereinſtimmun- gen ſind, alſo einen geiſtlichen oder innern Sinn, der bey den Engeln iſt, enthalten; wenn dahero der Menſch das Wort lieſt, und es nach dem buchſtaͤblichen oder aͤuſſerlichen Sinn vernimmt, ſo vernehmen es die Engel nach dem innern oder geiſtlichen Sinn; denn alles Denken der Engel iſt geiſtlich, hingegen das Denken des Menſchen iſt natuͤrlich, dieſes zweyerley Denken ſcheint zwar verſchieden zu ſeyn, es iſt aber dennoch Eins, weil ſich eins auf das andere beziehet. Daher kommt es, daß, da ſich der Menſch vom Himmel entfernt, und das Band zerriſſen hatte, ſo wurde vom Herrn die Verbindung des Himmels mit dem Menſchen wiederum durch das Wort vermittelt. 307. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/397
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/397>, abgerufen am 17.05.2024.