Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Himmel.
Von der Verbindung des Him-
mels mit dem Menschen vermit-
mittelst des Worts.

303. Diejenigen, welche aus einer innern Ver-
nunft denken, können wohl sehen, daß der Zu-
sammenhang aller Dinge lediglich vermöge ihrer
Verbindung mit dem Ersten statt finde, und
daß dasjenige, was nicht im Zusammenhang ist,
zerfalle; denn, da sie so denken, wissen sie wohl,
daß ein Ding nicht von sich selber bestehen kann,
sondern von seinem Vorhergehenden,
also alles von dem Ersten seinen Bestand
hat; und daß sich der Zusammenhang eines Dings
mit seinem Vorhergehenden eben so ver-
hält, als wie die Würkung mit ihrer würkenden
Ursache, denn, wenn die würkende Ursache von
ihrer Würkung getrennt wird, so wird die Wür-
kung zerrissen und zerfällt: weil die Gelehrten
so gegacht haben, so haben sie dahero mit Ein-
sicht gesagt: der Bestand sey ein immerwähren-
des Daseyn, also alle Dinge hätten von dem
Ersten, weil sie von diesem entstanden, auch
ihr beständiges Daseyn, das ist, sie bestünden
von ihm. Allein, wie der Zusammenhang eines
jeden Dings mit seinem Vorhergehenden,
also mit dem Ersten, von welchem alle Dinge
entstanden sind, beschaffen sey, das kann nicht
mit wenigen gesagt werden, weil der Zusammen-
hang mannigfaltig und verschieden ist; ich will

nur
Vom Himmel.
Von der Verbindung des Him-
mels mit dem Menſchen vermit-
mittelſt des Worts.

303. Diejenigen, welche aus einer innern Ver-
nunft denken, koͤnnen wohl ſehen, daß der Zu-
ſammenhang aller Dinge lediglich vermoͤge ihrer
Verbindung mit dem Erſten ſtatt finde, und
daß dasjenige, was nicht im Zuſammenhang iſt,
zerfalle; denn, da ſie ſo denken, wiſſen ſie wohl,
daß ein Ding nicht von ſich ſelber beſtehen kann,
ſondern von ſeinem Vorhergehenden,
alſo alles von dem Erſten ſeinen Beſtand
hat; und daß ſich der Zuſammenhang eines Dings
mit ſeinem Vorhergehenden eben ſo ver-
haͤlt, als wie die Wuͤrkung mit ihrer wuͤrkenden
Urſache, denn, wenn die wuͤrkende Urſache von
ihrer Wuͤrkung getrennt wird, ſo wird die Wuͤr-
kung zerriſſen und zerfaͤllt: weil die Gelehrten
ſo gegacht haben, ſo haben ſie dahero mit Ein-
ſicht geſagt: der Beſtand ſey ein immerwaͤhren-
des Daſeyn, alſo alle Dinge haͤtten von dem
Erſten, weil ſie von dieſem entſtanden, auch
ihr beſtaͤndiges Daſeyn, das iſt, ſie beſtuͤnden
von ihm. Allein, wie der Zuſammenhang eines
jeden Dings mit ſeinem Vorhergehenden,
alſo mit dem Erſten, von welchem alle Dinge
entſtanden ſind, beſchaffen ſey, das kann nicht
mit wenigen geſagt werden, weil der Zuſammen-
hang mannigfaltig und verſchieden iſt; ich will

nur
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0391" n="344"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Von der Verbindung des Him-<lb/>
mels mit dem Men&#x017F;chen vermit-<lb/>
mittel&#x017F;t des Worts.</hi> </head><lb/>
            <p>303. <hi rendition="#in">D</hi>iejenigen, welche aus einer innern Ver-<lb/>
nunft denken, ko&#x0364;nnen wohl &#x017F;ehen, daß der Zu-<lb/>
&#x017F;ammenhang aller Dinge lediglich vermo&#x0364;ge ihrer<lb/>
Verbindung mit dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Er&#x017F;ten</hi></hi> &#x017F;tatt finde, und<lb/>
daß dasjenige, was nicht im Zu&#x017F;ammenhang i&#x017F;t,<lb/>
zerfalle; denn, da &#x017F;ie &#x017F;o denken, wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wohl,<lb/>
daß ein Ding nicht von &#x017F;ich &#x017F;elber be&#x017F;tehen kann,<lb/>
&#x017F;ondern von &#x017F;einem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Vorhergehenden,</hi></hi><lb/>
al&#x017F;o alles von dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Er&#x017F;ten</hi></hi> &#x017F;einen Be&#x017F;tand<lb/>
hat; und daß &#x017F;ich der Zu&#x017F;ammenhang eines Dings<lb/>
mit &#x017F;einem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Vorhergehenden</hi></hi> eben &#x017F;o ver-<lb/>
ha&#x0364;lt, als wie die Wu&#x0364;rkung mit ihrer wu&#x0364;rkenden<lb/>
Ur&#x017F;ache, denn, wenn die wu&#x0364;rkende Ur&#x017F;ache von<lb/>
ihrer Wu&#x0364;rkung getrennt wird, &#x017F;o wird die Wu&#x0364;r-<lb/>
kung zerri&#x017F;&#x017F;en und zerfa&#x0364;llt: weil die Gelehrten<lb/>
&#x017F;o gegacht haben, &#x017F;o haben &#x017F;ie dahero mit Ein-<lb/>
&#x017F;icht ge&#x017F;agt: der Be&#x017F;tand &#x017F;ey ein immerwa&#x0364;hren-<lb/>
des Da&#x017F;eyn, al&#x017F;o alle Dinge ha&#x0364;tten von dem<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Er&#x017F;ten,</hi></hi> weil &#x017F;ie von die&#x017F;em ent&#x017F;tanden, auch<lb/>
ihr be&#x017F;ta&#x0364;ndiges Da&#x017F;eyn, das i&#x017F;t, &#x017F;ie be&#x017F;tu&#x0364;nden<lb/>
von ihm. Allein, wie der Zu&#x017F;ammenhang eines<lb/>
jeden Dings mit &#x017F;einem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Vorhergehenden</hi>,</hi><lb/>
al&#x017F;o mit dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Er&#x017F;ten,</hi></hi> von welchem alle Dinge<lb/>
ent&#x017F;tanden &#x017F;ind, be&#x017F;chaffen &#x017F;ey, das kann nicht<lb/>
mit wenigen ge&#x017F;agt werden, weil der Zu&#x017F;ammen-<lb/>
hang mannigfaltig und ver&#x017F;chieden i&#x017F;t; ich will<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nur</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0391] Vom Himmel. Von der Verbindung des Him- mels mit dem Menſchen vermit- mittelſt des Worts. 303. Diejenigen, welche aus einer innern Ver- nunft denken, koͤnnen wohl ſehen, daß der Zu- ſammenhang aller Dinge lediglich vermoͤge ihrer Verbindung mit dem Erſten ſtatt finde, und daß dasjenige, was nicht im Zuſammenhang iſt, zerfalle; denn, da ſie ſo denken, wiſſen ſie wohl, daß ein Ding nicht von ſich ſelber beſtehen kann, ſondern von ſeinem Vorhergehenden, alſo alles von dem Erſten ſeinen Beſtand hat; und daß ſich der Zuſammenhang eines Dings mit ſeinem Vorhergehenden eben ſo ver- haͤlt, als wie die Wuͤrkung mit ihrer wuͤrkenden Urſache, denn, wenn die wuͤrkende Urſache von ihrer Wuͤrkung getrennt wird, ſo wird die Wuͤr- kung zerriſſen und zerfaͤllt: weil die Gelehrten ſo gegacht haben, ſo haben ſie dahero mit Ein- ſicht geſagt: der Beſtand ſey ein immerwaͤhren- des Daſeyn, alſo alle Dinge haͤtten von dem Erſten, weil ſie von dieſem entſtanden, auch ihr beſtaͤndiges Daſeyn, das iſt, ſie beſtuͤnden von ihm. Allein, wie der Zuſammenhang eines jeden Dings mit ſeinem Vorhergehenden, alſo mit dem Erſten, von welchem alle Dinge entſtanden ſind, beſchaffen ſey, das kann nicht mit wenigen geſagt werden, weil der Zuſammen- hang mannigfaltig und verſchieden iſt; ich will nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/391
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/391>, abgerufen am 17.05.2024.