Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
sehen, denn so bald sie solche sehen, so brennen
sie vor grausamer Begierde, ihnen zu schaden.
Hieraus erhellete, daß das Eigene des Men-
schen, und daher die Eigenliebe wider die Un-
schuld ist, denn alle die, so in der Hölle sind,
sind in der Eigenheit und daher in der Selbst-
liebe.

Von dem Zustand des Friedens
im Himmel.

284. Wer nicht in dem Frieden des Himmels
gewesen ist, der kann nicht empfinden, was der
Friede sey, worinnen die Engel sind; so lange
der Mensch im Leibe ist, kann er auch den Frie-
den des Himmels nicht aufnehmen, ihn also
nicht empfinden, weil die Empfindung des Men-
schen in dem Natürlichen ist: ihn zu empfinden,
muß der Mensch so beschaffen seyn, daß er nach
seinem Denken empor geschwungen und vom
Leibe abgezogen oder weggeführet, und in den
Geist versetzt werden, und sodann bey den En-
geln seyn könne: weil ich auf diese Weise den
Frieden des Himmels empfunden habe, so kann
ich ihn wohl, aber mit Worten nicht so, wie er
eigentlich an sich selber ist, beschreiben, weil
die menschlichen Wörter nicht dazu angehen,
sondern mit Worten nur in so ferne, wie er sich
in Vergleichung zu der Gemüthsruhe verhält,
welche die haben, so in Gott vergnügt und zu-
frieden sind.


285. Es

Vom Himmel.
ſehen, denn ſo bald ſie ſolche ſehen, ſo brennen
ſie vor grauſamer Begierde, ihnen zu ſchaden.
Hieraus erhellete, daß das Eigene des Men-
ſchen, und daher die Eigenliebe wider die Un-
ſchuld iſt, denn alle die, ſo in der Hoͤlle ſind,
ſind in der Eigenheit und daher in der Selbſt-
liebe.

Von dem Zuſtand des Friedens
im Himmel.

284. Wer nicht in dem Frieden des Himmels
geweſen iſt, der kann nicht empfinden, was der
Friede ſey, worinnen die Engel ſind; ſo lange
der Menſch im Leibe iſt, kann er auch den Frie-
den des Himmels nicht aufnehmen, ihn alſo
nicht empfinden, weil die Empfindung des Men-
ſchen in dem Natuͤrlichen iſt: ihn zu empfinden,
muß der Menſch ſo beſchaffen ſeyn, daß er nach
ſeinem Denken empor geſchwungen und vom
Leibe abgezogen oder weggefuͤhret, und in den
Geiſt verſetzt werden, und ſodann bey den En-
geln ſeyn koͤnne: weil ich auf dieſe Weiſe den
Frieden des Himmels empfunden habe, ſo kann
ich ihn wohl, aber mit Worten nicht ſo, wie er
eigentlich an ſich ſelber iſt, beſchreiben, weil
die menſchlichen Woͤrter nicht dazu angehen,
ſondern mit Worten nur in ſo ferne, wie er ſich
in Vergleichung zu der Gemuͤthsruhe verhaͤlt,
welche die haben, ſo in Gott vergnuͤgt und zu-
frieden ſind.


285. Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0367" n="320"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehen, denn &#x017F;o bald &#x017F;ie &#x017F;olche &#x017F;ehen, &#x017F;o brennen<lb/>
&#x017F;ie vor grau&#x017F;amer Begierde, ihnen zu &#x017F;chaden.<lb/>
Hieraus erhellete, daß das Eigene des Men-<lb/>
&#x017F;chen, und daher die Eigenliebe wider die Un-<lb/>
&#x017F;chuld i&#x017F;t, denn alle die, &#x017F;o in der Ho&#x0364;lle &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;ind in der Eigenheit und daher in der Selb&#x017F;t-<lb/>
liebe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Von dem Zu&#x017F;tand des Friedens<lb/>
im Himmel.</hi> </head><lb/>
            <p>284. <hi rendition="#in">W</hi>er nicht in dem Frieden des Himmels<lb/>
gewe&#x017F;en i&#x017F;t, der kann nicht empfinden, was der<lb/>
Friede &#x017F;ey, worinnen die Engel &#x017F;ind; &#x017F;o lange<lb/>
der Men&#x017F;ch im Leibe i&#x017F;t, kann er auch den Frie-<lb/>
den des Himmels nicht aufnehmen, ihn al&#x017F;o<lb/>
nicht empfinden, weil die Empfindung des Men-<lb/>
&#x017F;chen in dem Natu&#x0364;rlichen i&#x017F;t: ihn zu empfinden,<lb/>
muß der Men&#x017F;ch &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn, daß er nach<lb/>
&#x017F;einem Denken empor ge&#x017F;chwungen und vom<lb/>
Leibe abgezogen oder weggefu&#x0364;hret, und in den<lb/>
Gei&#x017F;t ver&#x017F;etzt werden, und &#x017F;odann bey den En-<lb/>
geln &#x017F;eyn ko&#x0364;nne: weil ich auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e den<lb/>
Frieden des Himmels empfunden habe, &#x017F;o kann<lb/>
ich ihn wohl, aber mit Worten nicht &#x017F;o, wie er<lb/>
eigentlich an &#x017F;ich &#x017F;elber i&#x017F;t, be&#x017F;chreiben, weil<lb/>
die men&#x017F;chlichen Wo&#x0364;rter nicht dazu angehen,<lb/>
&#x017F;ondern mit Worten nur in &#x017F;o ferne, wie er &#x017F;ich<lb/>
in Vergleichung zu der Gemu&#x0364;thsruhe verha&#x0364;lt,<lb/>
welche die haben, &#x017F;o in Gott vergnu&#x0364;gt und zu-<lb/>
frieden &#x017F;ind.</p>
            <fw place="bottom" type="catch">285. Es</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0367] Vom Himmel. ſehen, denn ſo bald ſie ſolche ſehen, ſo brennen ſie vor grauſamer Begierde, ihnen zu ſchaden. Hieraus erhellete, daß das Eigene des Men- ſchen, und daher die Eigenliebe wider die Un- ſchuld iſt, denn alle die, ſo in der Hoͤlle ſind, ſind in der Eigenheit und daher in der Selbſt- liebe. Von dem Zuſtand des Friedens im Himmel. 284. Wer nicht in dem Frieden des Himmels geweſen iſt, der kann nicht empfinden, was der Friede ſey, worinnen die Engel ſind; ſo lange der Menſch im Leibe iſt, kann er auch den Frie- den des Himmels nicht aufnehmen, ihn alſo nicht empfinden, weil die Empfindung des Men- ſchen in dem Natuͤrlichen iſt: ihn zu empfinden, muß der Menſch ſo beſchaffen ſeyn, daß er nach ſeinem Denken empor geſchwungen und vom Leibe abgezogen oder weggefuͤhret, und in den Geiſt verſetzt werden, und ſodann bey den En- geln ſeyn koͤnne: weil ich auf dieſe Weiſe den Frieden des Himmels empfunden habe, ſo kann ich ihn wohl, aber mit Worten nicht ſo, wie er eigentlich an ſich ſelber iſt, beſchreiben, weil die menſchlichen Woͤrter nicht dazu angehen, ſondern mit Worten nur in ſo ferne, wie er ſich in Vergleichung zu der Gemuͤthsruhe verhaͤlt, welche die haben, ſo in Gott vergnuͤgt und zu- frieden ſind. 285. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/367
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/367>, abgerufen am 17.05.2024.