Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
Leben machen; daher haben sie vor den Engeln
der untern Himmel so große Weisheit, man lese
nach Num. 270. 271: weil nun die Engel des
dritten Himmels so beschaffen sind, so sind sie da-
hero auch dem Herrn am nächsten, von Dem
sie die Unschuld haben, und Der sie auch von ih-
rem Eigenen trennet, so gar, daß sie gleichsam
im Herrn leben: sie sehen der äussern Gestalt
nach als Einfältige, und vor den Augen der En-
gel der untern Himmel wie Kinder, also ganz
klein aus; und auch wie solche, die nicht viel
Weisheit haben, da sie doch gleichwohl die aller-
weisesten unter den Engeln des Himmels sind;
denn sie wissen wohl, daß sie von sich selber nicht
die allergeringste Weisheit haben, und daß weise
seyn,
so viel sey, als die es erkennen, wie auch,
daß das, was sie wissen, gegen das zu rechnen,
was sie nicht wissen, gleichsam wie nichts sey;
dieses wissen, erkennen, und empfinden, spre-
chen sie, sey die erste Stufe zur Weisheit; auch
sind diese Engel nackend, weil sich die Blöße auf
die Unschuld beziehet.

281. Jch habe mit den Engeln viel von der
Unschuld gesprochen, und bin belehret worden,
daß die Unschuld das Wesentliche von allem Gu-
ten ist, und daß daher das Gute nur in so viel
gut ist in so viel es Unschuld an sich hat, folglich, daß
die Weisheit nur in so viel die Weisheit ist, in so
viel sie Unschuld an sich hat: eben so verhält sichs
mit der Liebe, thätigen Liebe, und dem Glauben;
daher kommt es auch, daß keiner in den Himmel

kommen

Vom Himmel.
Leben machen; daher haben ſie vor den Engeln
der untern Himmel ſo große Weisheit, man leſe
nach Num. 270. 271: weil nun die Engel des
dritten Himmels ſo beſchaffen ſind, ſo ſind ſie da-
hero auch dem Herrn am naͤchſten, von Dem
ſie die Unſchuld haben, und Der ſie auch von ih-
rem Eigenen trennet, ſo gar, daß ſie gleichſam
im Herrn leben: ſie ſehen der aͤuſſern Geſtalt
nach als Einfaͤltige, und vor den Augen der En-
gel der untern Himmel wie Kinder, alſo ganz
klein aus; und auch wie ſolche, die nicht viel
Weisheit haben, da ſie doch gleichwohl die aller-
weiſeſten unter den Engeln des Himmels ſind;
denn ſie wiſſen wohl, daß ſie von ſich ſelber nicht
die allergeringſte Weisheit haben, und daß weiſe
ſeyn,
ſo viel ſey, als die es erkennen, wie auch,
daß das, was ſie wiſſen, gegen das zu rechnen,
was ſie nicht wiſſen, gleichſam wie nichts ſey;
dieſes wiſſen, erkennen, und empfinden, ſpre-
chen ſie, ſey die erſte Stufe zur Weisheit; auch
ſind dieſe Engel nackend, weil ſich die Bloͤße auf
die Unſchuld beziehet.

281. Jch habe mit den Engeln viel von der
Unſchuld geſprochen, und bin belehret worden,
daß die Unſchuld das Weſentliche von allem Gu-
ten iſt, und daß daher das Gute nur in ſo viel
gut iſt in ſo viel es Unſchuld an ſich hat, folglich, daß
die Weisheit nur in ſo viel die Weisheit iſt, in ſo
viel ſie Unſchuld an ſich hat: eben ſo verhaͤlt ſichs
mit der Liebe, thaͤtigen Liebe, und dem Glauben;
daher kommt es auch, daß keiner in den Himmel

kommen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0363" n="316"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
Leben machen; daher haben &#x017F;ie vor den Engeln<lb/>
der untern Himmel &#x017F;o große Weisheit, man le&#x017F;e<lb/>
nach Num. 270. 271: weil nun die Engel des<lb/>
dritten Himmels &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;ind, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie da-<lb/>
hero auch dem <hi rendition="#fr">Herrn</hi> am na&#x0364;ch&#x017F;ten, von <hi rendition="#fr">Dem</hi><lb/>
&#x017F;ie die Un&#x017F;chuld haben, und <hi rendition="#fr">Der</hi> &#x017F;ie auch von ih-<lb/>
rem Eigenen trennet, &#x017F;o gar, daß &#x017F;ie gleich&#x017F;am<lb/>
im <hi rendition="#fr">Herrn</hi> leben: &#x017F;ie &#x017F;ehen der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Ge&#x017F;talt<lb/>
nach als Einfa&#x0364;ltige, und vor den Augen der En-<lb/>
gel der untern Himmel wie Kinder, al&#x017F;o ganz<lb/>
klein aus; und auch wie &#x017F;olche, die nicht viel<lb/>
Weisheit haben, da &#x017F;ie doch gleichwohl die aller-<lb/>
wei&#x017F;e&#x017F;ten unter den Engeln des Himmels &#x017F;ind;<lb/>
denn &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en wohl, daß &#x017F;ie von &#x017F;ich &#x017F;elber nicht<lb/>
die allergering&#x017F;te Weisheit haben, und daß <hi rendition="#fr">wei&#x017F;e<lb/>
&#x017F;eyn,</hi> &#x017F;o viel &#x017F;ey, als die es erkennen, wie auch,<lb/>
daß das, was &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en, gegen das zu rechnen,<lb/>
was &#x017F;ie nicht wi&#x017F;&#x017F;en, gleich&#x017F;am wie nichts &#x017F;ey;<lb/>
die&#x017F;es wi&#x017F;&#x017F;en, erkennen, und empfinden, &#x017F;pre-<lb/>
chen &#x017F;ie, &#x017F;ey die er&#x017F;te Stufe zur Weisheit; auch<lb/>
&#x017F;ind die&#x017F;e Engel nackend, weil &#x017F;ich die Blo&#x0364;ße auf<lb/>
die Un&#x017F;chuld beziehet.</p><lb/>
            <p>281. Jch habe mit den Engeln viel von der<lb/>
Un&#x017F;chuld ge&#x017F;prochen, und bin belehret worden,<lb/>
daß die Un&#x017F;chuld das We&#x017F;entliche von allem Gu-<lb/>
ten i&#x017F;t, und daß daher das Gute nur in &#x017F;o viel<lb/>
gut i&#x017F;t in &#x017F;o viel es Un&#x017F;chuld an &#x017F;ich hat, folglich, daß<lb/>
die Weisheit nur in &#x017F;o viel die Weisheit i&#x017F;t, in &#x017F;o<lb/>
viel &#x017F;ie Un&#x017F;chuld an &#x017F;ich hat: eben &#x017F;o verha&#x0364;lt &#x017F;ichs<lb/>
mit der Liebe, tha&#x0364;tigen Liebe, und dem Glauben;<lb/>
daher kommt es auch, daß keiner in den Himmel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kommen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0363] Vom Himmel. Leben machen; daher haben ſie vor den Engeln der untern Himmel ſo große Weisheit, man leſe nach Num. 270. 271: weil nun die Engel des dritten Himmels ſo beſchaffen ſind, ſo ſind ſie da- hero auch dem Herrn am naͤchſten, von Dem ſie die Unſchuld haben, und Der ſie auch von ih- rem Eigenen trennet, ſo gar, daß ſie gleichſam im Herrn leben: ſie ſehen der aͤuſſern Geſtalt nach als Einfaͤltige, und vor den Augen der En- gel der untern Himmel wie Kinder, alſo ganz klein aus; und auch wie ſolche, die nicht viel Weisheit haben, da ſie doch gleichwohl die aller- weiſeſten unter den Engeln des Himmels ſind; denn ſie wiſſen wohl, daß ſie von ſich ſelber nicht die allergeringſte Weisheit haben, und daß weiſe ſeyn, ſo viel ſey, als die es erkennen, wie auch, daß das, was ſie wiſſen, gegen das zu rechnen, was ſie nicht wiſſen, gleichſam wie nichts ſey; dieſes wiſſen, erkennen, und empfinden, ſpre- chen ſie, ſey die erſte Stufe zur Weisheit; auch ſind dieſe Engel nackend, weil ſich die Bloͤße auf die Unſchuld beziehet. 281. Jch habe mit den Engeln viel von der Unſchuld geſprochen, und bin belehret worden, daß die Unſchuld das Weſentliche von allem Gu- ten iſt, und daß daher das Gute nur in ſo viel gut iſt in ſo viel es Unſchuld an ſich hat, folglich, daß die Weisheit nur in ſo viel die Weisheit iſt, in ſo viel ſie Unſchuld an ſich hat: eben ſo verhaͤlt ſichs mit der Liebe, thaͤtigen Liebe, und dem Glauben; daher kommt es auch, daß keiner in den Himmel kommen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/363
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/363>, abgerufen am 17.05.2024.