Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
Wort nach allen seinen Spitzen oder Häckgen
göttlich ist, das ist auch in der Kirche bekannt;
wo aber in allen Spitzen oder Häckgen das Gött-
liche verborgen liegt, das ist noch unbekannt, da-
hero soll es gesagt werden; die Schrift im in-
nersten Himmel
bestehet aus mancherley einge-
bogenen und herum gebogenen Gestalten, so wohl
die Einbiegungen als Herumbiegungen verhalten
sich nach der Gestalt des Himmels; durch diese
drücken die Engel die Geheimnisse threr Weisheit
aus, wie auch noch mehrere Dinge, so nicht mit
Worten ausgesprochen werden können; und, wel-
ches wunderbar ist, diese Schreibart wissen die
Engel ohne Kunst und Lehrmeister, sie ist ihnen

einge-
der Himmel und die Erde vergehe, als
daß ein einiges krumm gebogenes Spitz-
gen des Gesetzes hinfalle.
" So lautet so
wohl diese, als obige Stelle, nach dem grie-
chischen Grundtext; D. Luther aber hat in die-
sen beyden Stellen die Worte: keraiatou~nomou
übersetzt: ein Titel vom Gesetz, welches
hier gar nicht angeht, denn keraia heißt ei-
gentlich corniculum, ein Hörngen, das ist,
ein krumm gebogenes Spitzgen oder Häckgen,
so wie sie bey den hebräischen Buchstaben sind;
und durch das Gesetz ist hier überhaupt das
Wort des alten Testaments, und zwar
in Ansehung der hebräischen Sprache,

zu verstehen.

Vom Himmel.
Wort nach allen ſeinen Spitzen oder Haͤckgen
goͤttlich iſt, das iſt auch in der Kirche bekannt;
wo aber in allen Spitzen oder Haͤckgen das Goͤtt-
liche verborgen liegt, das iſt noch unbekannt, da-
hero ſoll es geſagt werden; die Schrift im in-
nerſten Himmel
beſtehet aus mancherley einge-
bogenen und herum gebogenen Geſtalten, ſo wohl
die Einbiegungen als Herumbiegungen verhalten
ſich nach der Geſtalt des Himmels; durch dieſe
druͤcken die Engel die Geheimniſſe threr Weisheit
aus, wie auch noch mehrere Dinge, ſo nicht mit
Worten ausgeſprochen werden koͤnnen; und, wel-
ches wunderbar iſt, dieſe Schreibart wiſſen die
Engel ohne Kunſt und Lehrmeiſter, ſie iſt ihnen

einge-
der Himmel und die Erde vergehe, als
daß ein einiges krumm gebogenes Spitz-
gen des Geſetzes hinfalle.
“ So lautet ſo
wohl dieſe, als obige Stelle, nach dem grie-
chiſchen Grundtext; D. Luther aber hat in die-
ſen beyden Stellen die Worte: κεραίατου῀νόμου
uͤberſetzt: ein Titel vom Geſetz, welches
hier gar nicht angeht, denn κεραία heißt ei-
gentlich corniculum, ein Hoͤrngen, das iſt,
ein krumm gebogenes Spitzgen oder Haͤckgen,
ſo wie ſie bey den hebraͤiſchen Buchſtaben ſind;
und durch das Geſetz iſt hier uͤberhaupt das
Wort des alten Teſtaments, und zwar
in Anſehung der hebraͤiſchen Sprache,

zu verſtehen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0333" n="286"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Wort</hi> nach allen &#x017F;einen Spitzen oder Ha&#x0364;ckgen<lb/>
go&#x0364;ttlich i&#x017F;t, das i&#x017F;t auch in der Kirche bekannt;<lb/>
wo aber in allen Spitzen oder Ha&#x0364;ckgen das Go&#x0364;tt-<lb/>
liche verborgen liegt, das i&#x017F;t noch unbekannt, da-<lb/>
hero &#x017F;oll es ge&#x017F;agt werden; die <hi rendition="#fr">Schrift im in-<lb/>
ner&#x017F;ten Himmel</hi> be&#x017F;tehet aus mancherley einge-<lb/>
bogenen und herum gebogenen Ge&#x017F;talten, &#x017F;o wohl<lb/>
die Einbiegungen als Herumbiegungen verhalten<lb/>
&#x017F;ich nach der Ge&#x017F;talt des Himmels; durch die&#x017F;e<lb/>
dru&#x0364;cken die Engel die Geheimni&#x017F;&#x017F;e threr Weisheit<lb/>
aus, wie auch noch mehrere Dinge, &#x017F;o nicht mit<lb/>
Worten ausge&#x017F;prochen werden ko&#x0364;nnen; und, wel-<lb/>
ches wunderbar i&#x017F;t, die&#x017F;e Schreibart wi&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
Engel ohne Kun&#x017F;t und Lehrmei&#x017F;ter, &#x017F;ie i&#x017F;t ihnen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einge-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_22_2" prev="#seg2pn_22_1" place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">der Himmel und die Erde vergehe, als<lb/>
daß ein einiges krumm gebogenes Spitz-<lb/>
gen des Ge&#x017F;etzes hinfalle.</hi>&#x201C; So lautet &#x017F;o<lb/>
wohl die&#x017F;e, als obige Stelle, nach dem grie-<lb/>
chi&#x017F;chen Grundtext; <hi rendition="#aq">D.</hi> Luther aber hat in die-<lb/>
&#x017F;en beyden Stellen die Worte: &#x03BA;&#x03B5;&#x03C1;&#x03B1;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x1FC0;&#x03BD;&#x03CC;&#x03BC;&#x03BF;&#x03C5;<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;etzt: <hi rendition="#fr">ein Titel vom Ge&#x017F;etz,</hi> welches<lb/>
hier gar nicht angeht, denn &#x03BA;&#x03B5;&#x03C1;&#x03B1;&#x03AF;&#x03B1; heißt ei-<lb/>
gentlich <hi rendition="#aq">corniculum,</hi> ein Ho&#x0364;rngen, das i&#x017F;t,<lb/>
ein krumm gebogenes Spitzgen oder Ha&#x0364;ckgen,<lb/>
&#x017F;o wie &#x017F;ie bey den hebra&#x0364;i&#x017F;chen Buch&#x017F;taben &#x017F;ind;<lb/>
und durch das <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etz</hi> i&#x017F;t hier u&#x0364;berhaupt das<lb/><hi rendition="#fr">Wort des alten Te&#x017F;taments, und zwar<lb/>
in An&#x017F;ehung der hebra&#x0364;i&#x017F;chen Sprache,</hi><lb/>
zu ver&#x017F;tehen.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0333] Vom Himmel. Wort nach allen ſeinen Spitzen oder Haͤckgen goͤttlich iſt, das iſt auch in der Kirche bekannt; wo aber in allen Spitzen oder Haͤckgen das Goͤtt- liche verborgen liegt, das iſt noch unbekannt, da- hero ſoll es geſagt werden; die Schrift im in- nerſten Himmel beſtehet aus mancherley einge- bogenen und herum gebogenen Geſtalten, ſo wohl die Einbiegungen als Herumbiegungen verhalten ſich nach der Geſtalt des Himmels; durch dieſe druͤcken die Engel die Geheimniſſe threr Weisheit aus, wie auch noch mehrere Dinge, ſo nicht mit Worten ausgeſprochen werden koͤnnen; und, wel- ches wunderbar iſt, dieſe Schreibart wiſſen die Engel ohne Kunſt und Lehrmeiſter, ſie iſt ihnen einge- *) *) der Himmel und die Erde vergehe, als daß ein einiges krumm gebogenes Spitz- gen des Geſetzes hinfalle.“ So lautet ſo wohl dieſe, als obige Stelle, nach dem grie- chiſchen Grundtext; D. Luther aber hat in die- ſen beyden Stellen die Worte: κεραίατου῀νόμου uͤberſetzt: ein Titel vom Geſetz, welches hier gar nicht angeht, denn κεραία heißt ei- gentlich corniculum, ein Hoͤrngen, das iſt, ein krumm gebogenes Spitzgen oder Haͤckgen, ſo wie ſie bey den hebraͤiſchen Buchſtaben ſind; und durch das Geſetz iſt hier uͤberhaupt das Wort des alten Teſtaments, und zwar in Anſehung der hebraͤiſchen Sprache, zu verſtehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/333
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/333>, abgerufen am 18.05.2024.