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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.
ihre Liebe und Weisheit vereiniget sich in ihrer
Rede: daher ist sie so voll Weisheit, daß sie
mit einem einzigen Wort ausdrücken können,
was der Mensch nicht mit tausend Wörtern
ausdrücken kann, und ihre Gedanken-Bilder
begreiffen solche Dinge in sich, die der Mensch
nicht fassen, vielweniger aussprechen kann:
daher kommt es, daß die Dinge, welche im
Himmel gehört und gesehen worden, unaus-
sprechlich genennet werden, und solche, die
niemals das Ohr gehöret noch das Auge ge-
sehen hat. Daß dem also sey, ist mir auch
durch Erfahrung zu wissen gegeben worden;
ich wurde manchmal in den Zustand versetzt,
worinnen die Engel sind, und in diesem Zu-
stand redete ich mit ihnen, und da verstunde
ich alles, sobald ich aber in meinen vorigen
Zustand, und also in das natürliche Denken,
so dem Menschen eigen ist, wieder versetzt wur-
de, und was ich gehört hatte, wieder zusam-
men fassen wollte, so war ichs nicht im Stande;
denn tausenderley Dinge waren, die sich nicht
zu den Gedanken-Bildern meines natürlichen
Denkens reimten, die ich also nicht ausdrücken
konnte, ausser nur allein durch die mannigfal-
tige Farben des himmlischen Lichts, *) und also

keines-
*) Anmerkung des Uebersetzers.
Jn den himmlischen Geheimnissen, Num.
45 30 spricht der Verfasser: "Jm andern Le-
ben

Vom Himmel.
ihre Liebe und Weisheit vereiniget ſich in ihrer
Rede: daher iſt ſie ſo voll Weisheit, daß ſie
mit einem einzigen Wort ausdruͤcken koͤnnen,
was der Menſch nicht mit tauſend Woͤrtern
ausdruͤcken kann, und ihre Gedanken-Bilder
begreiffen ſolche Dinge in ſich, die der Menſch
nicht faſſen, vielweniger ausſprechen kann:
daher kommt es, daß die Dinge, welche im
Himmel gehoͤrt und geſehen worden, unaus-
ſprechlich genennet werden, und ſolche, die
niemals das Ohr gehoͤret noch das Auge ge-
ſehen hat. Daß dem alſo ſey, iſt mir auch
durch Erfahrung zu wiſſen gegeben worden;
ich wurde manchmal in den Zuſtand verſetzt,
worinnen die Engel ſind, und in dieſem Zu-
ſtand redete ich mit ihnen, und da verſtunde
ich alles, ſobald ich aber in meinen vorigen
Zuſtand, und alſo in das natuͤrliche Denken,
ſo dem Menſchen eigen iſt, wieder verſetzt wur-
de, und was ich gehoͤrt hatte, wieder zuſam-
men faſſen wollte, ſo war ichs nicht im Stande;
denn tauſenderley Dinge waren, die ſich nicht
zu den Gedanken-Bildern meines natuͤrlichen
Denkens reimten, die ich alſo nicht ausdruͤcken
konnte, auſſer nur allein durch die mannigfal-
tige Farben des himmliſchen Lichts, *) und alſo

keines-
*) Anmerkung des Ueberſetzers.
Jn den himmliſchen Geheimniſſen, Num.
45 30 ſpricht der Verfaſſer: „Jm andern Le-
ben
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[255/0302] Vom Himmel. ihre Liebe und Weisheit vereiniget ſich in ihrer Rede: daher iſt ſie ſo voll Weisheit, daß ſie mit einem einzigen Wort ausdruͤcken koͤnnen, was der Menſch nicht mit tauſend Woͤrtern ausdruͤcken kann, und ihre Gedanken-Bilder begreiffen ſolche Dinge in ſich, die der Menſch nicht faſſen, vielweniger ausſprechen kann: daher kommt es, daß die Dinge, welche im Himmel gehoͤrt und geſehen worden, unaus- ſprechlich genennet werden, und ſolche, die niemals das Ohr gehoͤret noch das Auge ge- ſehen hat. Daß dem alſo ſey, iſt mir auch durch Erfahrung zu wiſſen gegeben worden; ich wurde manchmal in den Zuſtand verſetzt, worinnen die Engel ſind, und in dieſem Zu- ſtand redete ich mit ihnen, und da verſtunde ich alles, ſobald ich aber in meinen vorigen Zuſtand, und alſo in das natuͤrliche Denken, ſo dem Menſchen eigen iſt, wieder verſetzt wur- de, und was ich gehoͤrt hatte, wieder zuſam- men faſſen wollte, ſo war ichs nicht im Stande; denn tauſenderley Dinge waren, die ſich nicht zu den Gedanken-Bildern meines natuͤrlichen Denkens reimten, die ich alſo nicht ausdruͤcken konnte, auſſer nur allein durch die mannigfal- tige Farben des himmliſchen Lichts, *) und alſo keines- *) Anmerkung des Ueberſetzers. Jn den himmliſchen Geheimniſſen, Num. 45 30 ſpricht der Verfaſſer: „Jm andern Le- ben

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/302>, abgerufen am 17.05.2024.