Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
nicht etwan dadurch, daß sie es empfinden,
daß es wahr sey, sondern dadurch, weil es die
Lehre der Kirche also lehret; und weil sie es
nicht anderswoher wissen, so heißt es: sie sol-
ten nich dabey schwören, weil sie nicht vermö-
gend wären, ein einiges Haar weiß oder schwarz
zu machen; ein Haar weiß machen, heißt sa-
gen, das Wahre sey wahr aus sich selbst
oder an und für sich selbst,
und ein Haar
schwarz machen, heißt sagen, das Falsche
sey falsch an und für sich selbst;
denn das
Weiße wird vom Wahren, und das Schwar-
ze
vom Falschen gesagt. Hieraus erhellet nun,
was durch die Worte verstanden wird: du solt
allerdings nicht schwören, weder bey dem Him-
mel, noch bey der Erde, noch bey Jerusalem,
auch nicht bey deinem Haupt, daß sie nemlich
so zu verstehen: das Göttliche Wahre soll
nicht von Seiten des Menschen, son-
dern vom Herrn bey dem Menschen be-
kräftiget werden:
derohalben wird zuletzt
gesagt: Eure Rede sey ja ja, nein nein,
was drüber ist, das ist vom Bösen;

denn diejenigen, welche vom Herrn das Wahre
empfinden und sehen, bekräftigen es auch nicht
anders; so wie es die Engel des innersten oder
dritten Himmels machen, welche Himmlische
Engel genennet werden: daß die Rede über
ja ja, nein nein, aus dem Bösen ist, ist die
Ursache, weil das, was drüber ist, nicht aus
dem Herrn, sondern aus dem Eigenen des

Menschen

Vom Himmel.
nicht etwan dadurch, daß ſie es empfinden,
daß es wahr ſey, ſondern dadurch, weil es die
Lehre der Kirche alſo lehret; und weil ſie es
nicht anderswoher wiſſen, ſo heißt es: ſie ſol-
ten nich dabey ſchwoͤren, weil ſie nicht vermoͤ-
gend waͤren, ein einiges Haar weiß oder ſchwarz
zu machen; ein Haar weiß machen, heißt ſa-
gen, das Wahre ſey wahr aus ſich ſelbſt
oder an und fuͤr ſich ſelbſt,
und ein Haar
ſchwarz machen, heißt ſagen, das Falſche
ſey falſch an und fuͤr ſich ſelbſt;
denn das
Weiße wird vom Wahren, und das Schwar-
ze
vom Falſchen geſagt. Hieraus erhellet nun,
was durch die Worte verſtanden wird: du ſolt
allerdings nicht ſchwoͤren, weder bey dem Him-
mel, noch bey der Erde, noch bey Jeruſalem,
auch nicht bey deinem Haupt, daß ſie nemlich
ſo zu verſtehen: das Goͤttliche Wahre ſoll
nicht von Seiten des Menſchen, ſon-
dern vom Herrn bey dem Menſchen be-
kraͤftiget werden:
derohalben wird zuletzt
geſagt: Eure Rede ſey ja ja, nein nein,
was druͤber iſt, das iſt vom Boͤſen;

denn diejenigen, welche vom Herrn das Wahre
empfinden und ſehen, bekraͤftigen es auch nicht
anders; ſo wie es die Engel des innerſten oder
dritten Himmels machen, welche Himmliſche
Engel genennet werden: daß die Rede uͤber
ja ja, nein nein, aus dem Boͤſen iſt, iſt die
Urſache, weil das, was druͤber iſt, nicht aus
dem Herrn, ſondern aus dem Eigenen des

Menſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0283" n="236"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
nicht etwan dadurch, daß &#x017F;ie es empfinden,<lb/>
daß es wahr &#x017F;ey, &#x017F;ondern dadurch, weil es die<lb/>
Lehre der Kirche al&#x017F;o lehret; und weil &#x017F;ie es<lb/>
nicht anderswoher wi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o heißt es: &#x017F;ie &#x017F;ol-<lb/>
ten nich dabey &#x017F;chwo&#x0364;ren, weil &#x017F;ie nicht vermo&#x0364;-<lb/>
gend wa&#x0364;ren, ein einiges Haar weiß oder &#x017F;chwarz<lb/>
zu machen; ein Haar weiß machen, heißt <hi rendition="#fr">&#x017F;a-<lb/>
gen, das Wahre &#x017F;ey wahr aus &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
oder an und fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,</hi> und ein Haar<lb/>
&#x017F;chwarz machen, heißt <hi rendition="#fr">&#x017F;agen, das Fal&#x017F;che<lb/>
&#x017F;ey fal&#x017F;ch an und fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t;</hi> denn das<lb/><hi rendition="#fr">Weiße</hi> wird vom Wahren, und das <hi rendition="#fr">Schwar-<lb/>
ze</hi> vom Fal&#x017F;chen ge&#x017F;agt. Hieraus erhellet nun,<lb/>
was durch die Worte ver&#x017F;tanden wird: du &#x017F;olt<lb/>
allerdings nicht &#x017F;chwo&#x0364;ren, weder bey dem Him-<lb/>
mel, noch bey der Erde, noch bey Jeru&#x017F;alem,<lb/>
auch nicht bey deinem Haupt, daß &#x017F;ie nemlich<lb/>
&#x017F;o zu ver&#x017F;tehen: <hi rendition="#fr">das Go&#x0364;ttliche Wahre &#x017F;oll<lb/>
nicht von Seiten des Men&#x017F;chen, &#x017F;on-<lb/>
dern vom Herrn bey dem Men&#x017F;chen be-<lb/>
kra&#x0364;ftiget werden:</hi> derohalben wird zuletzt<lb/>
ge&#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Eure Rede &#x017F;ey ja ja, nein nein,<lb/>
was dru&#x0364;ber i&#x017F;t, das i&#x017F;t vom Bo&#x0364;&#x017F;en;</hi><lb/>
denn diejenigen, welche vom Herrn das Wahre<lb/>
empfinden und &#x017F;ehen, bekra&#x0364;ftigen es auch nicht<lb/>
anders; &#x017F;o wie es die Engel des inner&#x017F;ten oder<lb/>
dritten Himmels machen, welche Himmli&#x017F;che<lb/>
Engel genennet werden: daß die Rede u&#x0364;ber<lb/>
ja ja, nein nein, aus dem Bo&#x0364;&#x017F;en i&#x017F;t, i&#x017F;t die<lb/>
Ur&#x017F;ache, weil das, was dru&#x0364;ber i&#x017F;t, nicht aus<lb/>
dem Herrn, &#x017F;ondern aus dem Eigenen des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Men&#x017F;chen</fw><lb/></hi> </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0283] Vom Himmel. nicht etwan dadurch, daß ſie es empfinden, daß es wahr ſey, ſondern dadurch, weil es die Lehre der Kirche alſo lehret; und weil ſie es nicht anderswoher wiſſen, ſo heißt es: ſie ſol- ten nich dabey ſchwoͤren, weil ſie nicht vermoͤ- gend waͤren, ein einiges Haar weiß oder ſchwarz zu machen; ein Haar weiß machen, heißt ſa- gen, das Wahre ſey wahr aus ſich ſelbſt oder an und fuͤr ſich ſelbſt, und ein Haar ſchwarz machen, heißt ſagen, das Falſche ſey falſch an und fuͤr ſich ſelbſt; denn das Weiße wird vom Wahren, und das Schwar- ze vom Falſchen geſagt. Hieraus erhellet nun, was durch die Worte verſtanden wird: du ſolt allerdings nicht ſchwoͤren, weder bey dem Him- mel, noch bey der Erde, noch bey Jeruſalem, auch nicht bey deinem Haupt, daß ſie nemlich ſo zu verſtehen: das Goͤttliche Wahre ſoll nicht von Seiten des Menſchen, ſon- dern vom Herrn bey dem Menſchen be- kraͤftiget werden: derohalben wird zuletzt geſagt: Eure Rede ſey ja ja, nein nein, was druͤber iſt, das iſt vom Boͤſen; denn diejenigen, welche vom Herrn das Wahre empfinden und ſehen, bekraͤftigen es auch nicht anders; ſo wie es die Engel des innerſten oder dritten Himmels machen, welche Himmliſche Engel genennet werden: daß die Rede uͤber ja ja, nein nein, aus dem Boͤſen iſt, iſt die Urſache, weil das, was druͤber iſt, nicht aus dem Herrn, ſondern aus dem Eigenen des Menſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/283
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/283>, abgerufen am 23.11.2024.