Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Buch.
Bald hätt ich mich und meinen Ort vergessen,
Gebürg im Nordost, o wer kann dich messen?
Die blaue Stirne reichet in der Ferne
Bis über Sterne.
Jhr deckt mir Zürich und sein nett Gefilde,
Allwo die deutschen Musen nicht mehr wilde,
Jn wohlerzognen Minen und Gebährden
Zu Schönen werden.
Jhr Eltern von dem Rhein und von der Rhone,
Beherrschet eine rauhe kalte Zone,
Doch seyd ihr auch wie grosse Fürsten milde,
Und tränkt Gefilde.
Was ihr in Tropfen erst empfangen habet,
Das hat in Bächen manches Thal gelabet.
Die Vorsehung läßt darum viel erheben,
Es wegzugeben.
Nun steig ich weiter nach der Mittagshöhe,
Seyd mir gegrüsset, Alpen, die ich sehe,
Wie steigt mit mir manch prächtig Erdgebäude,
O welche Freude!
Ey was für ein ausnehmendes Entzücken!
Wie sie sich dort so mannigfaltig bücken,
Jhr höckericht Gebiet vom Ost nach Süden
Ruft nichts als Frieden.
Sie haben Welschlands Gränzen eingenommen,
Krieg! rufen sie, bis hieher sollst du kommen,
Wir stehn zur Scheidewand vor allen Stürmen
Dieß Volk zu schirmen.
Der
Fünftes Buch.
Bald haͤtt ich mich und meinen Ort vergeſſen,
Gebuͤrg im Nordoſt, o wer kann dich meſſen?
Die blaue Stirne reichet in der Ferne
Bis uͤber Sterne.
Jhr deckt mir Zuͤrich und ſein nett Gefilde,
Allwo die deutſchen Muſen nicht mehr wilde,
Jn wohlerzognen Minen und Gebaͤhrden
Zu Schoͤnen werden.
Jhr Eltern von dem Rhein und von der Rhone,
Beherrſchet eine rauhe kalte Zone,
Doch ſeyd ihr auch wie groſſe Fuͤrſten milde,
Und traͤnkt Gefilde.
Was ihr in Tropfen erſt empfangen habet,
Das hat in Baͤchen manches Thal gelabet.
Die Vorſehung laͤßt darum viel erheben,
Es wegzugeben.
Nun ſteig ich weiter nach der Mittagshoͤhe,
Seyd mir gegruͤſſet, Alpen, die ich ſehe,
Wie ſteigt mit mir manch praͤchtig Erdgebaͤude,
O welche Freude!
Ey was fuͤr ein ausnehmendes Entzuͤcken!
Wie ſie ſich dort ſo mannigfaltig buͤcken,
Jhr hoͤckericht Gebiet vom Oſt nach Suͤden
Ruft nichts als Frieden.
Sie haben Welſchlands Graͤnzen eingenommen,
Krieg! rufen ſie, bis hieher ſollſt du kommen,
Wir ſtehn zur Scheidewand vor allen Stuͤrmen
Dieß Volk zu ſchirmen.
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0350" n="330"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fünftes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="20">
              <l>Bald ha&#x0364;tt ich mich und meinen Ort verge&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Gebu&#x0364;rg im Nordo&#x017F;t, o wer kann dich me&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
              <l>Die blaue Stirne reichet in der Ferne<lb/><hi rendition="#et">Bis u&#x0364;ber Sterne.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="21">
              <l>Jhr deckt mir Zu&#x0364;rich und &#x017F;ein nett Gefilde,</l><lb/>
              <l>Allwo die deut&#x017F;chen Mu&#x017F;en nicht mehr wilde,</l><lb/>
              <l>Jn wohlerzognen Minen und Geba&#x0364;hrden<lb/><hi rendition="#et">Zu Scho&#x0364;nen werden.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="22">
              <l>Jhr Eltern von dem Rhein und von der Rhone,</l><lb/>
              <l>Beherr&#x017F;chet eine rauhe kalte Zone,</l><lb/>
              <l>Doch &#x017F;eyd ihr auch wie gro&#x017F;&#x017F;e Fu&#x0364;r&#x017F;ten milde,<lb/><hi rendition="#et">Und tra&#x0364;nkt Gefilde.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="23">
              <l>Was ihr in Tropfen er&#x017F;t empfangen habet,</l><lb/>
              <l>Das hat in Ba&#x0364;chen manches Thal gelabet.</l><lb/>
              <l>Die Vor&#x017F;ehung la&#x0364;ßt darum viel erheben,<lb/><hi rendition="#et">Es wegzugeben.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="24">
              <l>Nun &#x017F;teig ich weiter nach der Mittagsho&#x0364;he,</l><lb/>
              <l>Seyd mir gegru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, Alpen, die ich &#x017F;ehe,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;teigt mit mir manch pra&#x0364;chtig Erdgeba&#x0364;ude,<lb/><hi rendition="#et">O welche Freude!</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="25">
              <l>Ey was fu&#x0364;r ein ausnehmendes Entzu&#x0364;cken!</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ie &#x017F;ich dort &#x017F;o mannigfaltig bu&#x0364;cken,</l><lb/>
              <l>Jhr ho&#x0364;ckericht Gebiet vom O&#x017F;t nach Su&#x0364;den<lb/><hi rendition="#et">Ruft nichts als Frieden.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="26">
              <l>Sie haben Wel&#x017F;chlands Gra&#x0364;nzen eingenommen,</l><lb/>
              <l>Krieg! rufen &#x017F;ie, bis hieher &#x017F;oll&#x017F;t du kommen,</l><lb/>
              <l>Wir &#x017F;tehn zur Scheidewand vor allen Stu&#x0364;rmen<lb/><hi rendition="#et">Dieß Volk zu &#x017F;chirmen.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0350] Fünftes Buch. Bald haͤtt ich mich und meinen Ort vergeſſen, Gebuͤrg im Nordoſt, o wer kann dich meſſen? Die blaue Stirne reichet in der Ferne Bis uͤber Sterne. Jhr deckt mir Zuͤrich und ſein nett Gefilde, Allwo die deutſchen Muſen nicht mehr wilde, Jn wohlerzognen Minen und Gebaͤhrden Zu Schoͤnen werden. Jhr Eltern von dem Rhein und von der Rhone, Beherrſchet eine rauhe kalte Zone, Doch ſeyd ihr auch wie groſſe Fuͤrſten milde, Und traͤnkt Gefilde. Was ihr in Tropfen erſt empfangen habet, Das hat in Baͤchen manches Thal gelabet. Die Vorſehung laͤßt darum viel erheben, Es wegzugeben. Nun ſteig ich weiter nach der Mittagshoͤhe, Seyd mir gegruͤſſet, Alpen, die ich ſehe, Wie ſteigt mit mir manch praͤchtig Erdgebaͤude, O welche Freude! Ey was fuͤr ein ausnehmendes Entzuͤcken! Wie ſie ſich dort ſo mannigfaltig buͤcken, Jhr hoͤckericht Gebiet vom Oſt nach Suͤden Ruft nichts als Frieden. Sie haben Welſchlands Graͤnzen eingenommen, Krieg! rufen ſie, bis hieher ſollſt du kommen, Wir ſtehn zur Scheidewand vor allen Stuͤrmen Dieß Volk zu ſchirmen. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/350
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/350>, abgerufen am 07.05.2024.