Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Freuden- und Trauer-Oden. Du, Qvell des Lichts! Monarch der Zeiten! Verblendest mir das Auge schon, Seh ich nur deinen Glanz von weiten, Und dich auf deinem blauen Thron; Nur Brockes Augen ist vergönnet, Daß es dich in der Nähe kennet, Den hast du lieblich angestrahlt; Damit er dich, in hellen Zügen, Dem Erdenkreise zum Vergnügen, Zum Lobe deines Schöpfers malt. Du malest jährlich das Gesilde So wunderschön und mannigfalt; Dir zeichnet Brockes nach, im Bilde Erscheinen Felder, Wiesen, Wald, Gras, Blumen, Abend, Mittag, Morgen; Lenz, Sommer, Winter, Herbst besorgen Das ihnen auferlegte Amt, Man siehet sie bey dem Entstehen, Auch sichtbarem Vorübergehen, Zu Lob der Gottheit insgesammt. Nicht Berge nur mit ihren Schachten, Jhr himmelhohes höckricht Rund Giebt uns sein Schildern zu betrachten, Und machet ihre Wirkung kund, Nein, Pflanzen, daß wir sie fast riechen, Selbst Ungeziefer, ob sie kriechen, Entwirft er uns nach der Natur; Was unerkennbar ist im Kleinen, Lässt alles uns sein Geist erscheinen, Erbaulicher als Reaumur. Er- T 5
Freuden- und Trauer-Oden. Du, Qvell des Lichts! Monarch der Zeiten! Verblendeſt mir das Auge ſchon, Seh ich nur deinen Glanz von weiten, Und dich auf deinem blauen Thron; Nur Brockes Augen iſt vergoͤnnet, Daß es dich in der Naͤhe kennet, Den haſt du lieblich angeſtrahlt; Damit er dich, in hellen Zuͤgen, Dem Erdenkreiſe zum Vergnuͤgen, Zum Lobe deines Schoͤpfers malt. Du maleſt jaͤhrlich das Geſilde So wunderſchoͤn und mannigfalt; Dir zeichnet Brockes nach, im Bilde Erſcheinen Felder, Wieſen, Wald, Gras, Blumen, Abend, Mittag, Morgen; Lenz, Sommer, Winter, Herbſt beſorgen Das ihnen auferlegte Amt, Man ſiehet ſie bey dem Entſtehen, Auch ſichtbarem Voruͤbergehen, Zu Lob der Gottheit insgeſammt. Nicht Berge nur mit ihren Schachten, Jhr himmelhohes hoͤckricht Rund Giebt uns ſein Schildern zu betrachten, Und machet ihre Wirkung kund, Nein, Pflanzen, daß wir ſie faſt riechen, Selbſt Ungeziefer, ob ſie kriechen, Entwirft er uns nach der Natur; Was unerkennbar iſt im Kleinen, Laͤſſt alles uns ſein Geiſt erſcheinen, Erbaulicher als Reaumur. Er- T 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0317" n="297"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Freuden- und Trauer-Oden.</hi> </fw><lb/> <lg n="6"> <l>Du, Qvell des Lichts! Monarch der Zeiten!</l><lb/> <l>Verblendeſt mir das Auge ſchon,</l><lb/> <l>Seh ich nur deinen Glanz von weiten,</l><lb/> <l>Und dich auf deinem blauen Thron;</l><lb/> <l>Nur Brockes Augen iſt vergoͤnnet,</l><lb/> <l>Daß es dich in der Naͤhe kennet,</l><lb/> <l>Den haſt du lieblich angeſtrahlt;</l><lb/> <l>Damit er dich, in hellen Zuͤgen,</l><lb/> <l>Dem Erdenkreiſe zum Vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Zum Lobe deines Schoͤpfers malt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Du maleſt jaͤhrlich das Geſilde</l><lb/> <l>So wunderſchoͤn und mannigfalt;</l><lb/> <l>Dir zeichnet Brockes nach, im Bilde</l><lb/> <l>Erſcheinen Felder, Wieſen, Wald,</l><lb/> <l>Gras, Blumen, Abend, Mittag, Morgen;</l><lb/> <l>Lenz, Sommer, Winter, Herbſt beſorgen</l><lb/> <l>Das ihnen auferlegte Amt,</l><lb/> <l>Man ſiehet ſie bey dem Entſtehen,</l><lb/> <l>Auch ſichtbarem Voruͤbergehen,</l><lb/> <l>Zu Lob der Gottheit insgeſammt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Nicht Berge nur mit ihren Schachten,</l><lb/> <l>Jhr himmelhohes hoͤckricht Rund</l><lb/> <l>Giebt uns ſein Schildern zu betrachten,</l><lb/> <l>Und machet ihre Wirkung kund,</l><lb/> <l>Nein, Pflanzen, daß wir ſie faſt riechen,</l><lb/> <l>Selbſt Ungeziefer, ob ſie kriechen,</l><lb/> <l>Entwirft er uns nach der Natur;</l><lb/> <l>Was unerkennbar iſt im Kleinen,</l><lb/> <l>Laͤſſt alles uns ſein Geiſt erſcheinen,</l><lb/> <l>Erbaulicher als Reaumur.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">T 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Er-</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [297/0317]
Freuden- und Trauer-Oden.
Du, Qvell des Lichts! Monarch der Zeiten!
Verblendeſt mir das Auge ſchon,
Seh ich nur deinen Glanz von weiten,
Und dich auf deinem blauen Thron;
Nur Brockes Augen iſt vergoͤnnet,
Daß es dich in der Naͤhe kennet,
Den haſt du lieblich angeſtrahlt;
Damit er dich, in hellen Zuͤgen,
Dem Erdenkreiſe zum Vergnuͤgen,
Zum Lobe deines Schoͤpfers malt.
Du maleſt jaͤhrlich das Geſilde
So wunderſchoͤn und mannigfalt;
Dir zeichnet Brockes nach, im Bilde
Erſcheinen Felder, Wieſen, Wald,
Gras, Blumen, Abend, Mittag, Morgen;
Lenz, Sommer, Winter, Herbſt beſorgen
Das ihnen auferlegte Amt,
Man ſiehet ſie bey dem Entſtehen,
Auch ſichtbarem Voruͤbergehen,
Zu Lob der Gottheit insgeſammt.
Nicht Berge nur mit ihren Schachten,
Jhr himmelhohes hoͤckricht Rund
Giebt uns ſein Schildern zu betrachten,
Und machet ihre Wirkung kund,
Nein, Pflanzen, daß wir ſie faſt riechen,
Selbſt Ungeziefer, ob ſie kriechen,
Entwirft er uns nach der Natur;
Was unerkennbar iſt im Kleinen,
Laͤſſt alles uns ſein Geiſt erſcheinen,
Erbaulicher als Reaumur.
Er-
T 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |