Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Buch.
Wie fein, und wie so auserlesen
Jst ihr Geschmack an Wissenschaft,
Wie hurtig ihre Urtheilskraft,
Wie stark ihr seltner Witz gewesen,
Der von der Dichtkunst Geist gestärkt
Den Musen vieles abgemerkt.
Die Weisheit hat sie selbst geführet,
Wenn sie mit selbstgelassnem Fleiß
Durch manchen neuentdeckten Kreis
Planetenwelten nachgespühret;
Es hat ihr englischer Verstand
Auch, grosser Newton, dich gekannt!
Sich selbsten unbekannt zu leben,
Nicht kennen seinen innern Staat;
Der ungezähmten Pöbel hat,
Schien ihr ein niedriges Bestreben;
Und ihre Selbsterkenntniß macht,
Daß sie gelebt, wie sie gedacht,
Vernunft und Offenbarung kannte
Den Ursprung seiner Wirklichkeit,
Dem war ihr Herze ganz geweiht,
Das liebesvoll mit Ehrfurcht brannte;
Jhm dienen mit gebeugter Brust,
War täglich ihre größste Lust.
Jhr Wissen wurde gleich zum Ueben,
Das sich im Thun geschäftig wies,
Sie glaubte, was Geheimniß hieß.
Nie
Viertes Buch.
Wie fein, und wie ſo auserleſen
Jſt ihr Geſchmack an Wiſſenſchaft,
Wie hurtig ihre Urtheilskraft,
Wie ſtark ihr ſeltner Witz geweſen,
Der von der Dichtkunſt Geiſt geſtaͤrkt
Den Muſen vieles abgemerkt.
Die Weisheit hat ſie ſelbſt gefuͤhret,
Wenn ſie mit ſelbſtgelaſſnem Fleiß
Durch manchen neuentdeckten Kreis
Planetenwelten nachgeſpuͤhret;
Es hat ihr engliſcher Verſtand
Auch, groſſer Newton, dich gekannt!
Sich ſelbſten unbekannt zu leben,
Nicht kennen ſeinen innern Staat;
Der ungezaͤhmten Poͤbel hat,
Schien ihr ein niedriges Beſtreben;
Und ihre Selbſterkenntniß macht,
Daß ſie gelebt, wie ſie gedacht,
Vernunft und Offenbarung kannte
Den Urſprung ſeiner Wirklichkeit,
Dem war ihr Herze ganz geweiht,
Das liebesvoll mit Ehrfurcht brannte;
Jhm dienen mit gebeugter Bruſt,
War taͤglich ihre groͤßſte Luſt.
Jhr Wiſſen wurde gleich zum Ueben,
Das ſich im Thun geſchaͤftig wies,
Sie glaubte, was Geheimniß hieß.
Nie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0296" n="276"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="18">
              <l>Wie fein, und wie &#x017F;o auserle&#x017F;en</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t ihr Ge&#x017F;chmack an Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft,</l><lb/>
              <l>Wie hurtig ihre Urtheilskraft,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;tark ihr &#x017F;eltner Witz gewe&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Der von der Dichtkun&#x017F;t Gei&#x017F;t ge&#x017F;ta&#x0364;rkt</l><lb/>
              <l>Den Mu&#x017F;en vieles abgemerkt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="19">
              <l>Die Weisheit hat &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t gefu&#x0364;hret,</l><lb/>
              <l>Wenn &#x017F;ie mit &#x017F;elb&#x017F;tgela&#x017F;&#x017F;nem Fleiß</l><lb/>
              <l>Durch manchen neuentdeckten Kreis</l><lb/>
              <l>Planetenwelten nachge&#x017F;pu&#x0364;hret;</l><lb/>
              <l>Es hat ihr engli&#x017F;cher Ver&#x017F;tand</l><lb/>
              <l>Auch, gro&#x017F;&#x017F;er Newton, dich gekannt!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="20">
              <l>Sich &#x017F;elb&#x017F;ten unbekannt zu leben,</l><lb/>
              <l>Nicht kennen &#x017F;einen innern Staat;</l><lb/>
              <l>Der ungeza&#x0364;hmten Po&#x0364;bel hat,</l><lb/>
              <l>Schien ihr ein niedriges Be&#x017F;treben;</l><lb/>
              <l>Und ihre Selb&#x017F;terkenntniß macht,</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie gelebt, wie &#x017F;ie gedacht,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="21">
              <l>Vernunft und Offenbarung kannte</l><lb/>
              <l>Den Ur&#x017F;prung &#x017F;einer Wirklichkeit,</l><lb/>
              <l>Dem war ihr Herze ganz geweiht,</l><lb/>
              <l>Das liebesvoll mit Ehrfurcht brannte;</l><lb/>
              <l>Jhm dienen mit gebeugter Bru&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>War ta&#x0364;glich ihre gro&#x0364;ß&#x017F;te Lu&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="22">
              <l>Jhr Wi&#x017F;&#x017F;en wurde gleich zum Ueben,</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;ich im Thun ge&#x017F;cha&#x0364;ftig wies,</l><lb/>
              <l>Sie glaubte, was Geheimniß hieß.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nie</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0296] Viertes Buch. Wie fein, und wie ſo auserleſen Jſt ihr Geſchmack an Wiſſenſchaft, Wie hurtig ihre Urtheilskraft, Wie ſtark ihr ſeltner Witz geweſen, Der von der Dichtkunſt Geiſt geſtaͤrkt Den Muſen vieles abgemerkt. Die Weisheit hat ſie ſelbſt gefuͤhret, Wenn ſie mit ſelbſtgelaſſnem Fleiß Durch manchen neuentdeckten Kreis Planetenwelten nachgeſpuͤhret; Es hat ihr engliſcher Verſtand Auch, groſſer Newton, dich gekannt! Sich ſelbſten unbekannt zu leben, Nicht kennen ſeinen innern Staat; Der ungezaͤhmten Poͤbel hat, Schien ihr ein niedriges Beſtreben; Und ihre Selbſterkenntniß macht, Daß ſie gelebt, wie ſie gedacht, Vernunft und Offenbarung kannte Den Urſprung ſeiner Wirklichkeit, Dem war ihr Herze ganz geweiht, Das liebesvoll mit Ehrfurcht brannte; Jhm dienen mit gebeugter Bruſt, War taͤglich ihre groͤßſte Luſt. Jhr Wiſſen wurde gleich zum Ueben, Das ſich im Thun geſchaͤftig wies, Sie glaubte, was Geheimniß hieß. Nie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/296
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/296>, abgerufen am 08.05.2024.