Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Viertes Buch. Das sehn die wilden Nationen, Sie sehn es, und entsetzen sich, Die Barbarey auf ihren Thronen Tobt, raset, wütet, lästert dich, Du hauchst, und die verwöhnten Triebe Verwandeln sich in Menschenliebe Jn Regungen von deiner Art, Du giebst Befehl, er wird vollzogen, Die Barbarey ist weggeflogen, Du sprachst: sey Unding! und sie ward! Es gehet aus dein himmlisch Feuer, Wie mancher Geist entbrennet schon, Durch dich stimmt Amphion die Leyer, Die Steine gar belebt ihr Ton, Der Thracier unmenschlich Handeln Hört auf, wie Herzen sich verwandeln, Rührt Orpheus seine Saiten nur; Wie ist der Nil so ausgelassen! Für Freuden kann er sich nicht fassen, Er hört dich singen im Merkur. O Wunder! Felsen-Klüste geben Manch nie gesehen Menschenkind! Der Bäume hohle Rinden leben, Wie sie von Menschen trächtig sind! Der Wildniß abgelegne Grotten Gebähren Völker, und sie rotten Sich um der Leyer Ton zu Hauf, Der Jnhalt sittlichholder Lieder Bringt sie zum Denken, sie sind Brüder, Das Land wächst, Städte steigen auf! Wie
Viertes Buch. Das ſehn die wilden Nationen, Sie ſehn es, und entſetzen ſich, Die Barbarey auf ihren Thronen Tobt, raſet, wuͤtet, laͤſtert dich, Du hauchſt, und die verwoͤhnten Triebe Verwandeln ſich in Menſchenliebe Jn Regungen von deiner Art, Du giebſt Befehl, er wird vollzogen, Die Barbarey iſt weggeflogen, Du ſprachſt: ſey Unding! und ſie ward! Es gehet aus dein himmliſch Feuer, Wie mancher Geiſt entbrennet ſchon, Durch dich ſtimmt Amphion die Leyer, Die Steine gar belebt ihr Ton, Der Thracier unmenſchlich Handeln Hoͤrt auf, wie Herzen ſich verwandeln, Ruͤhrt Orpheus ſeine Saiten nur; Wie iſt der Nil ſo ausgelaſſen! Fuͤr Freuden kann er ſich nicht faſſen, Er hoͤrt dich ſingen im Merkur. O Wunder! Felſen-Kluͤſte geben Manch nie geſehen Menſchenkind! Der Baͤume hohle Rinden leben, Wie ſie von Menſchen traͤchtig ſind! Der Wildniß abgelegne Grotten Gebaͤhren Voͤlker, und ſie rotten Sich um der Leyer Ton zu Hauf, Der Jnhalt ſittlichholder Lieder Bringt ſie zum Denken, ſie ſind Bruͤder, Das Land waͤchſt, Staͤdte ſteigen auf! Wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0280" n="260"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg n="17"> <l>Das ſehn die wilden Nationen,</l><lb/> <l>Sie ſehn es, und entſetzen ſich,</l><lb/> <l>Die Barbarey auf ihren Thronen</l><lb/> <l>Tobt, raſet, wuͤtet, laͤſtert dich,</l><lb/> <l>Du hauchſt, und die verwoͤhnten Triebe</l><lb/> <l>Verwandeln ſich in Menſchenliebe</l><lb/> <l>Jn Regungen von deiner Art,</l><lb/> <l>Du giebſt Befehl, er wird vollzogen,</l><lb/> <l>Die Barbarey iſt weggeflogen,</l><lb/> <l>Du ſprachſt: ſey Unding! und ſie ward!</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Es gehet aus dein himmliſch Feuer,</l><lb/> <l>Wie mancher Geiſt entbrennet ſchon,</l><lb/> <l>Durch dich ſtimmt Amphion die Leyer,</l><lb/> <l>Die Steine gar belebt ihr Ton,</l><lb/> <l>Der Thracier unmenſchlich Handeln</l><lb/> <l>Hoͤrt auf, wie Herzen ſich verwandeln,</l><lb/> <l>Ruͤhrt Orpheus ſeine Saiten nur;</l><lb/> <l>Wie iſt der Nil ſo ausgelaſſen!</l><lb/> <l>Fuͤr Freuden kann er ſich nicht faſſen,</l><lb/> <l>Er hoͤrt dich ſingen im Merkur.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>O Wunder! Felſen-Kluͤſte geben</l><lb/> <l>Manch nie geſehen Menſchenkind!</l><lb/> <l>Der Baͤume hohle Rinden leben,</l><lb/> <l>Wie ſie von Menſchen traͤchtig ſind!</l><lb/> <l>Der Wildniß abgelegne Grotten</l><lb/> <l>Gebaͤhren Voͤlker, und ſie rotten</l><lb/> <l>Sich um der Leyer Ton zu Hauf,</l><lb/> <l>Der Jnhalt ſittlichholder Lieder</l><lb/> <l>Bringt ſie zum Denken, ſie ſind Bruͤder,</l><lb/> <l>Das Land waͤchſt, Staͤdte ſteigen auf!</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [260/0280]
Viertes Buch.
Das ſehn die wilden Nationen,
Sie ſehn es, und entſetzen ſich,
Die Barbarey auf ihren Thronen
Tobt, raſet, wuͤtet, laͤſtert dich,
Du hauchſt, und die verwoͤhnten Triebe
Verwandeln ſich in Menſchenliebe
Jn Regungen von deiner Art,
Du giebſt Befehl, er wird vollzogen,
Die Barbarey iſt weggeflogen,
Du ſprachſt: ſey Unding! und ſie ward!
Es gehet aus dein himmliſch Feuer,
Wie mancher Geiſt entbrennet ſchon,
Durch dich ſtimmt Amphion die Leyer,
Die Steine gar belebt ihr Ton,
Der Thracier unmenſchlich Handeln
Hoͤrt auf, wie Herzen ſich verwandeln,
Ruͤhrt Orpheus ſeine Saiten nur;
Wie iſt der Nil ſo ausgelaſſen!
Fuͤr Freuden kann er ſich nicht faſſen,
Er hoͤrt dich ſingen im Merkur.
O Wunder! Felſen-Kluͤſte geben
Manch nie geſehen Menſchenkind!
Der Baͤume hohle Rinden leben,
Wie ſie von Menſchen traͤchtig ſind!
Der Wildniß abgelegne Grotten
Gebaͤhren Voͤlker, und ſie rotten
Sich um der Leyer Ton zu Hauf,
Der Jnhalt ſittlichholder Lieder
Bringt ſie zum Denken, ſie ſind Bruͤder,
Das Land waͤchſt, Staͤdte ſteigen auf!
Wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |