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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Viertes Buch.
Das Schiff, so eine Nachwelt träget,
Und seinen Lauf vollendet hat,
Steht endlich fest, sein Boden leget
Sich wie im Port auf Ararat.
Der Völker Eltern seh ich kommen,
Das Land wird in Besitz genommen,
Bald ist die Welt durch sie erfüllt;
Die Enkel sind nach wenig Jahren
Schon ausgeartet in Barbaren,
Hört ihren Trotz, der grimmig brüllt.
Nun kündigen sie Tygerthieren
Ein ewig Blutvergiessen an;
Der Löwen würgendem Regieren
Wird Widerstand durch sie gethan,
Der Wölfe räubrisches Geschlechte
Verbannt ihr immer neu Gefechte
Jn ungeheurer Wälder Nacht.
Halt ein, du Schwerd! fahr in die Scheide!
Was thun dir Menschen wohl zu Leide,
Daß du dieselben umgebracht?
Entweicht! flieht, Fromme, vor der Tücke!
Jhr Friedens-Kinder! gebt die Flucht!
Nehmt die Vernunft mit euch zurücke,
Bestraft dadurch die wilde Zucht.
Sie fliehn! wer kann das Elend schildern!
Wie? Menschen können so verwildern?
Straft so der Mangel der Vernunft?
Man sieht sie sich gleich Thieren nähren,
Wie sie in Wüsteneyen zehren,
Als Mitgenossen dieser Zunft.
Heyl
Viertes Buch.
Das Schiff, ſo eine Nachwelt traͤget,
Und ſeinen Lauf vollendet hat,
Steht endlich feſt, ſein Boden leget
Sich wie im Port auf Ararat.
Der Voͤlker Eltern ſeh ich kommen,
Das Land wird in Beſitz genommen,
Bald iſt die Welt durch ſie erfuͤllt;
Die Enkel ſind nach wenig Jahren
Schon ausgeartet in Barbaren,
Hoͤrt ihren Trotz, der grimmig bruͤllt.
Nun kuͤndigen ſie Tygerthieren
Ein ewig Blutvergieſſen an;
Der Loͤwen wuͤrgendem Regieren
Wird Widerſtand durch ſie gethan,
Der Woͤlfe raͤubriſches Geſchlechte
Verbannt ihr immer neu Gefechte
Jn ungeheurer Waͤlder Nacht.
Halt ein, du Schwerd! fahr in die Scheide!
Was thun dir Menſchen wohl zu Leide,
Daß du dieſelben umgebracht?
Entweicht! flieht, Fromme, vor der Tuͤcke!
Jhr Friedens-Kinder! gebt die Flucht!
Nehmt die Vernunft mit euch zuruͤcke,
Beſtraft dadurch die wilde Zucht.
Sie fliehn! wer kann das Elend ſchildern!
Wie? Menſchen koͤnnen ſo verwildern?
Straft ſo der Mangel der Vernunft?
Man ſieht ſie ſich gleich Thieren naͤhren,
Wie ſie in Wuͤſteneyen zehren,
Als Mitgenoſſen dieſer Zunft.
Heyl
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[258/0278] Viertes Buch. Das Schiff, ſo eine Nachwelt traͤget, Und ſeinen Lauf vollendet hat, Steht endlich feſt, ſein Boden leget Sich wie im Port auf Ararat. Der Voͤlker Eltern ſeh ich kommen, Das Land wird in Beſitz genommen, Bald iſt die Welt durch ſie erfuͤllt; Die Enkel ſind nach wenig Jahren Schon ausgeartet in Barbaren, Hoͤrt ihren Trotz, der grimmig bruͤllt. Nun kuͤndigen ſie Tygerthieren Ein ewig Blutvergieſſen an; Der Loͤwen wuͤrgendem Regieren Wird Widerſtand durch ſie gethan, Der Woͤlfe raͤubriſches Geſchlechte Verbannt ihr immer neu Gefechte Jn ungeheurer Waͤlder Nacht. Halt ein, du Schwerd! fahr in die Scheide! Was thun dir Menſchen wohl zu Leide, Daß du dieſelben umgebracht? Entweicht! flieht, Fromme, vor der Tuͤcke! Jhr Friedens-Kinder! gebt die Flucht! Nehmt die Vernunft mit euch zuruͤcke, Beſtraft dadurch die wilde Zucht. Sie fliehn! wer kann das Elend ſchildern! Wie? Menſchen koͤnnen ſo verwildern? Straft ſo der Mangel der Vernunft? Man ſieht ſie ſich gleich Thieren naͤhren, Wie ſie in Wuͤſteneyen zehren, Als Mitgenoſſen dieſer Zunft. Heyl

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/278>, abgerufen am 24.11.2024.