Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Freuden- und Trauer-Oden.
Hier lacht man hinter Thurm und Mauren
Bey manchem Sturm empörter Welt;
Hier lässet sich im Trocknen lauren,
Wann Donner, Blitz und Regen fällt.
Der Sterblichen verwirrtes Rennen
Jst hier durchs Gitter zu erkennen,
Auf mancher lasterhaften Bahn;
Hier ist der Tugend Freudenhimmel,
Jn welchem sie dem Weltgetümmel
Mit Hohngelächter spotten kann:
Wie schön! aus Fenster, Hof und Garten
Den Himmelsstrich zu übersehn!
Allwo auf Fluhren mancher Arten
Viel wohlbeleibte Heerden gehn;
Wie angenehm! im braunen Süden
Bemerken, daß es sich im Frieden
Auch unter schlechten Hütten lebt,
Wo Nauendorf in düstrer Lage
An jedem freudenvollen Tage
Sein Strohdach in die Luft erhebt.
Die Stadt mit ihren vielen Spitzen,
Die nahe bey dem Westen liegt,
Zeigt durch ihr weit erstreckend Blitzen,
Wie manchen Feind sie schon besiegt;
Sie führet in die Zeitgeschichte,
Und zeiget noch im vollen Lichte,
Der tollen Hunnen Untergang.
O Merseburg! in deinem Thume
Erblickt die Zwietracht sich zum Ruhme,
Daß hier ein Gegenkayser sank.
Seht
P 5
Freuden- und Trauer-Oden.
Hier lacht man hinter Thurm und Mauren
Bey manchem Sturm empoͤrter Welt;
Hier laͤſſet ſich im Trocknen lauren,
Wann Donner, Blitz und Regen faͤllt.
Der Sterblichen verwirrtes Rennen
Jſt hier durchs Gitter zu erkennen,
Auf mancher laſterhaften Bahn;
Hier iſt der Tugend Freudenhimmel,
Jn welchem ſie dem Weltgetuͤmmel
Mit Hohngelaͤchter ſpotten kann:
Wie ſchoͤn! aus Fenſter, Hof und Garten
Den Himmelsſtrich zu uͤberſehn!
Allwo auf Fluhren mancher Arten
Viel wohlbeleibte Heerden gehn;
Wie angenehm! im braunen Suͤden
Bemerken, daß es ſich im Frieden
Auch unter ſchlechten Huͤtten lebt,
Wo Nauendorf in duͤſtrer Lage
An jedem freudenvollen Tage
Sein Strohdach in die Luft erhebt.
Die Stadt mit ihren vielen Spitzen,
Die nahe bey dem Weſten liegt,
Zeigt durch ihr weit erſtreckend Blitzen,
Wie manchen Feind ſie ſchon beſiegt;
Sie fuͤhret in die Zeitgeſchichte,
Und zeiget noch im vollen Lichte,
Der tollen Hunnen Untergang.
O Merſeburg! in deinem Thume
Erblickt die Zwietracht ſich zum Ruhme,
Daß hier ein Gegenkayſer ſank.
Seht
P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0253" n="233"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Freuden- und Trauer-Oden.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Hier lacht man hinter Thurm und Mauren</l><lb/>
              <l>Bey manchem Sturm empo&#x0364;rter Welt;</l><lb/>
              <l>Hier la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich im Trocknen lauren,</l><lb/>
              <l>Wann Donner, Blitz und Regen fa&#x0364;llt.</l><lb/>
              <l>Der Sterblichen verwirrtes Rennen</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t hier durchs Gitter zu erkennen,</l><lb/>
              <l>Auf mancher la&#x017F;terhaften Bahn;</l><lb/>
              <l>Hier i&#x017F;t der Tugend Freudenhimmel,</l><lb/>
              <l>Jn welchem &#x017F;ie dem Weltgetu&#x0364;mmel</l><lb/>
              <l>Mit Hohngela&#x0364;chter &#x017F;potten kann:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Wie &#x017F;cho&#x0364;n! aus Fen&#x017F;ter, Hof und Garten</l><lb/>
              <l>Den Himmels&#x017F;trich zu u&#x0364;ber&#x017F;ehn!</l><lb/>
              <l>Allwo auf Fluhren mancher Arten</l><lb/>
              <l>Viel wohlbeleibte Heerden gehn;</l><lb/>
              <l>Wie angenehm! im braunen Su&#x0364;den</l><lb/>
              <l>Bemerken, daß es &#x017F;ich im Frieden</l><lb/>
              <l>Auch unter &#x017F;chlechten Hu&#x0364;tten lebt,</l><lb/>
              <l>Wo Nauendorf in du&#x0364;&#x017F;trer Lage</l><lb/>
              <l>An jedem freudenvollen Tage</l><lb/>
              <l>Sein Strohdach in die Luft erhebt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Die Stadt mit ihren vielen Spitzen,</l><lb/>
              <l>Die nahe bey dem We&#x017F;ten liegt,</l><lb/>
              <l>Zeigt durch ihr weit er&#x017F;treckend Blitzen,</l><lb/>
              <l>Wie manchen Feind &#x017F;ie &#x017F;chon be&#x017F;iegt;</l><lb/>
              <l>Sie fu&#x0364;hret in die Zeitge&#x017F;chichte,</l><lb/>
              <l>Und zeiget noch im vollen Lichte,</l><lb/>
              <l>Der tollen Hunnen Untergang.</l><lb/>
              <l>O Mer&#x017F;eburg! in deinem Thume</l><lb/>
              <l>Erblickt die Zwietracht &#x017F;ich zum Ruhme,</l><lb/>
              <l>Daß hier ein Gegenkay&#x017F;er &#x017F;ank.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">P 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Seht</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0253] Freuden- und Trauer-Oden. Hier lacht man hinter Thurm und Mauren Bey manchem Sturm empoͤrter Welt; Hier laͤſſet ſich im Trocknen lauren, Wann Donner, Blitz und Regen faͤllt. Der Sterblichen verwirrtes Rennen Jſt hier durchs Gitter zu erkennen, Auf mancher laſterhaften Bahn; Hier iſt der Tugend Freudenhimmel, Jn welchem ſie dem Weltgetuͤmmel Mit Hohngelaͤchter ſpotten kann: Wie ſchoͤn! aus Fenſter, Hof und Garten Den Himmelsſtrich zu uͤberſehn! Allwo auf Fluhren mancher Arten Viel wohlbeleibte Heerden gehn; Wie angenehm! im braunen Suͤden Bemerken, daß es ſich im Frieden Auch unter ſchlechten Huͤtten lebt, Wo Nauendorf in duͤſtrer Lage An jedem freudenvollen Tage Sein Strohdach in die Luft erhebt. Die Stadt mit ihren vielen Spitzen, Die nahe bey dem Weſten liegt, Zeigt durch ihr weit erſtreckend Blitzen, Wie manchen Feind ſie ſchon beſiegt; Sie fuͤhret in die Zeitgeſchichte, Und zeiget noch im vollen Lichte, Der tollen Hunnen Untergang. O Merſeburg! in deinem Thume Erblickt die Zwietracht ſich zum Ruhme, Daß hier ein Gegenkayſer ſank. Seht P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/253
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/253>, abgerufen am 07.05.2024.