Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Drittes Buch. Jch besorge mein Gebräude, Das nie umzuschlagen pflegt, Oft erricht ich ein Gebäude, Dessen Grund sich fortbewegt; Manches Bruchstück, welches schimmert, Wenn ich es zuvor zerdrümmert, Von dem süßgekochten Stein Schließt ein gleiches Dreyeck ein. Zeigt bey jenen Pyramiden Stolz und Pracht Amenophis, So betracht ich ganz zufrieden Meinen Bau als ungewiß, Halfen Seufzer, Thränen, Klagen Mir dazu nicht Steine tragen, Gnug, wenn seine Daurungs-Frist Mir nur den Geschmack versüßt. Doch, eh ich es selbst gedenke, Jst mein Thurmbau schon zerstöhrt, Denn der Hand verkürzt Gelenke Hat ihn bald in Schutt verkehrt; Stücken wählt sie zum Zerfliessen Um mit Thee sie zu begiessen, Und mir ist der Unbestand Hier zugleich mit vor der Hand. Wenn darauf in feine Tassen Dieses Manna rauschend fällt, Ey wie werd ich ausgelassen! Mein ist denn die ganze Welt! Und
Drittes Buch. Jch beſorge mein Gebraͤude, Das nie umzuſchlagen pflegt, Oft erricht ich ein Gebaͤude, Deſſen Grund ſich fortbewegt; Manches Bruchſtuͤck, welches ſchimmert, Wenn ich es zuvor zerdruͤmmert, Von dem ſuͤßgekochten Stein Schließt ein gleiches Dreyeck ein. Zeigt bey jenen Pyramiden Stolz und Pracht Amenophis, So betracht ich ganz zufrieden Meinen Bau als ungewiß, Halfen Seufzer, Thraͤnen, Klagen Mir dazu nicht Steine tragen, Gnug, wenn ſeine Daurungs-Friſt Mir nur den Geſchmack verſuͤßt. Doch, eh ich es ſelbſt gedenke, Jſt mein Thurmbau ſchon zerſtoͤhrt, Denn der Hand verkuͤrzt Gelenke Hat ihn bald in Schutt verkehrt; Stuͤcken waͤhlt ſie zum Zerflieſſen Um mit Thee ſie zu begieſſen, Und mir iſt der Unbeſtand Hier zugleich mit vor der Hand. Wenn darauf in feine Taſſen Dieſes Manna rauſchend faͤllt, Ey wie werd ich ausgelaſſen! Mein iſt denn die ganze Welt! Und
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Drittes Buch.
Jch beſorge mein Gebraͤude,
Das nie umzuſchlagen pflegt,
Oft erricht ich ein Gebaͤude,
Deſſen Grund ſich fortbewegt;
Manches Bruchſtuͤck, welches ſchimmert,
Wenn ich es zuvor zerdruͤmmert,
Von dem ſuͤßgekochten Stein
Schließt ein gleiches Dreyeck ein.
Zeigt bey jenen Pyramiden
Stolz und Pracht Amenophis,
So betracht ich ganz zufrieden
Meinen Bau als ungewiß,
Halfen Seufzer, Thraͤnen, Klagen
Mir dazu nicht Steine tragen,
Gnug, wenn ſeine Daurungs-Friſt
Mir nur den Geſchmack verſuͤßt.
Doch, eh ich es ſelbſt gedenke,
Jſt mein Thurmbau ſchon zerſtoͤhrt,
Denn der Hand verkuͤrzt Gelenke
Hat ihn bald in Schutt verkehrt;
Stuͤcken waͤhlt ſie zum Zerflieſſen
Um mit Thee ſie zu begieſſen,
Und mir iſt der Unbeſtand
Hier zugleich mit vor der Hand.
Wenn darauf in feine Taſſen
Dieſes Manna rauſchend faͤllt,
Ey wie werd ich ausgelaſſen!
Mein iſt denn die ganze Welt!
Und
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Zitationshilfe: | Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/238>, abgerufen am 16.02.2025. |