Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Moralische Oden. Auch der Nächste soll nicht leiden, Wenn wir erst beysammen sind; Storax heisset uns bescheiden, Lais ein recht gutes Kind; Harpax mag die Thaler lieben, Ja Tartüffe sey durchtrieben, Gnug, bey solchen ziehen wir Liebesvoll den Vorhang für. Aber sagen, was wir meynen Von dem Wunderbau der Welt, Klug seyn, sonder es zu scheinen, Warum uns ein Lied gefällt, Wie man treu bleibt, ohn Erkalten, Dieses soll uns unterhalten, Auch ein ganzer Horizont Wird denn nicht von uns verschont. Wenn wir nun die Dämpfe heftig Gleich der Sonnen aufwärts ziehn, Und wir wirken so geschäftig, Bis sie fern in Wolken fliehn, Nach der kleinen stillen Pause, Da ein ieder sich zu Hause, Und wir um uns her geschaut, Denn wird alles wieder laut. Von der Menschen höchstem Guthe Fangen wir von neuem an, Wie, mit was für Heldenmuthe Es ein Herz erlangen kann; Wie L 4
Moraliſche Oden. Auch der Naͤchſte ſoll nicht leiden, Wenn wir erſt beyſammen ſind; Storax heiſſet uns beſcheiden, Lais ein recht gutes Kind; Harpax mag die Thaler lieben, Ja Tartuͤffe ſey durchtrieben, Gnug, bey ſolchen ziehen wir Liebesvoll den Vorhang fuͤr. Aber ſagen, was wir meynen Von dem Wunderbau der Welt, Klug ſeyn, ſonder es zu ſcheinen, Warum uns ein Lied gefaͤllt, Wie man treu bleibt, ohn Erkalten, Dieſes ſoll uns unterhalten, Auch ein ganzer Horizont Wird denn nicht von uns verſchont. Wenn wir nun die Daͤmpfe heftig Gleich der Sonnen aufwaͤrts ziehn, Und wir wirken ſo geſchaͤftig, Bis ſie fern in Wolken fliehn, Nach der kleinen ſtillen Pauſe, Da ein ieder ſich zu Hauſe, Und wir um uns her geſchaut, Denn wird alles wieder laut. Von der Menſchen hoͤchſtem Guthe Fangen wir von neuem an, Wie, mit was fuͤr Heldenmuthe Es ein Herz erlangen kann; Wie L 4
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Moraliſche Oden.
Auch der Naͤchſte ſoll nicht leiden,
Wenn wir erſt beyſammen ſind;
Storax heiſſet uns beſcheiden,
Lais ein recht gutes Kind;
Harpax mag die Thaler lieben,
Ja Tartuͤffe ſey durchtrieben,
Gnug, bey ſolchen ziehen wir
Liebesvoll den Vorhang fuͤr.
Aber ſagen, was wir meynen
Von dem Wunderbau der Welt,
Klug ſeyn, ſonder es zu ſcheinen,
Warum uns ein Lied gefaͤllt,
Wie man treu bleibt, ohn Erkalten,
Dieſes ſoll uns unterhalten,
Auch ein ganzer Horizont
Wird denn nicht von uns verſchont.
Wenn wir nun die Daͤmpfe heftig
Gleich der Sonnen aufwaͤrts ziehn,
Und wir wirken ſo geſchaͤftig,
Bis ſie fern in Wolken fliehn,
Nach der kleinen ſtillen Pauſe,
Da ein ieder ſich zu Hauſe,
Und wir um uns her geſchaut,
Denn wird alles wieder laut.
Von der Menſchen hoͤchſtem Guthe
Fangen wir von neuem an,
Wie, mit was fuͤr Heldenmuthe
Es ein Herz erlangen kann;
Wie
L 4
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